„Das Private ist politisch“ Institut für Stadtgeschichte zeigt Ausstellung des Vereins Frauen helfen Frauen e. V., vom 11.10. bis 13.11.2016

© Ausstellungs-Flyer Institut für Stadtgeschichte
© Ausstellungs-Flyer Institut für Stadtgeschichte

Zum 40jährigen Bestehen des Vereins „Frauen helfen Frauen e.V.“, der 1978 das erste autonome Frauenhaus in Frankfurt am Main eröffnete, macht die Ausstellung „Das Private ist politisch“ vom 11. Oktober bis 13. November 2016 Station im Institut für Stadtgeschichte. Zwölf Text- und Bildtafeln halten Rückschau, Gegenwart und Perspektiven des 1976 gegründeten Vereins fest. „Damit stellt das Institut der Öffentlichkeit eine seit Jahrzehnten wirkende Gruppierung der Frankfurter Frauenbewegung vor“, freute sich Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig. Dr. Evelyn Brockhoff, Leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte, ergänzte: „Die Ausstellung passt prima in unseren Auftrag, die Frankfurter Geschichte in ihrer großen Bandbreite und Vielfalt zu vermitteln.“

Frauen helfen Frauen unterhält in Frankfurt am Main ein Frauenhaus mit 60 Plätzen und eine Frauenberatungs- und Interventionsstelle. Der Verein engagiert sich seit 1976 für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Das Anliegen der Gründerinnen war, die verborgene Gewalt gegen Frauen hinter den verschlossenen Wohnungstüren sichtbar zu machen und ins öffentliche Bewusstsein zu rücken: Gewalt ist keine Privat- oder Familienangelegenheit, sondern eine Straftat. Frauen sollten gesellschaftliche Unterstützung erhalten, aus der gewalttätigen Beziehung wegzugehen.

„Gewaltschutzgesetz, polizeiliche Wegweisung des Täters aus der Wohnung sind Errungenschaf-ten! Sie wurden den Frauen nicht geschenkt“ betonte Hilke Droege-Kempf, langjährige Mitarbeiterin des Vereins. Nur die kontinuierliche und hartnäckige politische Arbeit der Mitarbeiterinnen von Frauenhäusern und Frauenprojekten zwang die Politik, Stellung zu beziehen und der Männergewalt gegen Frauen mit staatlichen Sanktionen zu begegnen. Heute gehört der Verein zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreises „INTERVENTION – gegen Gewalt gegen Frauen in Frankfurt“ (InGe), der eine früher für autonome Projekte undenkbare Kooperation mit Polizei, Justiz und Jugendamt pflegt. Außerdem engagiert er sich im Arbeitskreis des städtischen Jugendamtes „AG § 78 Rechte der Kinder“.

Aus dem Wunsch der Mitarbeiterinnen, die Geschichte des Vereins mit seinen Wurzeln in der Frauenbewegung der 1970er Jahre zu dokumentieren, entstand diese Ausstellung. Sie verstehen die Schau als einen Teil weiblicher Geschichtsschreibung und möchten dieses Erbe an die Nach-folgegeneration weitergeben.

Inhaltliche Konzeption und wissenschaftliche Umsetzung der Ausstellung verantwortet zeitsprung. Kontor für Geschichte. Die Frankfurter Historikerinnen Heike Drummer und Jutta Zwilling zeichnen mit der flexiblen Ausstellung „Das Private ist politisch“ Entwicklungslinien von den politischen Anfängen der autonom bewegten Vereinsfrauen, über deren tatkräftiges Engagement gegen häusliche Gewalt bis zu ihrer heutigen professionalisierten Sozialarbeit nach. Sie verdeutlichen einerseits deren Wandel im Umgang mit staatlichen Institutionen und andererseits die Beibehaltung kollektiver Strukturen. Die Gestaltung der Ausstellung übernahm vd Design Hanau.

Die Arbeit des Vereins Frauen helfen Frauen ist auch nach 40-jährigem Bestehen so aktuell wie damals. Im Jahr 2015 haben 78 Frauen und 80 Kinder im autonomen Frauenhaus Zuflucht gefunden.

Die Ausstellung konnte nur durch großzügige Spenden zahlreicher Sponsoren und Stiftungen ermöglicht werden. Auch die Stadt Frankfurt hat sich an der Finanzierung maßgeblich beteiligt.

Zur Ausstellung werden öffentliche Führungen mit Praktikerinnen vom Verein Frauen helfen Frauen und einem Praktiker angeboten. Am Samstag, 15. Oktober 2016, 15 Uhr, mit Sabrina Kulhei und Hilke Droege-Kempf, am Mittwoch 19. Oktober 2016, 16 Uhr, mit Doris Feld und ChristaWellershaus, sowie sonntags um 16 Uhr am 23. Oktober 2016 mit Christa Wellershaus und Madeleine Baumeister und am 30. Oktober 2016 mit Christa Wellershaus und dem Hauptkommissar Staatsbereich Prävention a. D. Jürgen Petermann.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Kostenpflichtige Führungen für Gruppen mit der Kuratorin Jutta Zwilling können unter Tel. 212 31 417 oder per Mail an info.amt47@stadt-frankfurt.de vereinbart werden. Weitere Informationen unter www.stadtgeschichte-ffm.de.

Bei der Finissage am 12. November 2016 liest zunächst um 15 Uhr die Wiener Autorin Amaryllis Sommerer aus ihrem Psychothriller „Selmas Zeichen“, anschließend referiert um 16.30 Uhr die Polizeihauptkommissarin Verena Gerstendorff aus Frankfurt am Main zum Thema Stalking. Der Eintritt ist zu beiden Veranstaltungen frei.

Die Ausstellung im Refektorium des Karmeliterklosters ist montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Institut für Stadtgeschichte
Münzgasse 9
60311 Frankfurt am Main
www.stadtgeschichte-ffm.de