„Jahrhundertgeschenk an die Wiesbadener“ – Sonja und Reinhard Ernst mit Ehrenbürgerschaft geehrt

Am 21. Dezember 2024 wurde das Ehepaar Sonja und Reinhard Ernst im Festsaal des Wiesbadener Rathauses gemeinsam mit der Ehrenbürgerwürde, der höchsten Auszeichnung der Stadt, geehrt. v.li.: Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr, Museumsstifter, Sammler und Unternehmer-Ehepaar Reinhard und Sonja Ernst, sowie Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende. © Foto: Diether von Goddenthow

Für ihr herausragendes kulturelles und soziales Engagement wurde dem Unternehmer-, Sammler- und Stifter-Ehepaar Sonja und Reinhard Ernst am Samstag, dem 21. Dezember, im Rahmen einer Feierstunde im Festsaal des Wiesbadener Rathauses das Ehrenbürgerrecht der Landeshauptstadt Wiesbaden verliehen.

In seiner Begrüßung hob Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr hervor, „dass in der Stadtverordnetenversammlung über alle Fraktionen hinweg ohne vorherige Diskussion sofort Einigkeit in der Sache bestand, dass Sie die Ehrenbürgerwürde sowas von verdient haben.“ Mit dem Museum Reinhard Ernst für abstrakte Kunst an der Wilhelmstraße, das in den ersten sechs Monaten bereits die Besuchermarke von 100 000 geknackt und international für Furore gesorgt habe, habe das Ehepaar Ernst den Wiesbadenerinnen und Wiesbadener ein „Jahrhundertgeschenk“ gemacht, so Obermayer im Namen des Stadtparlaments. „Sonja und Reinhard Ernst haben mit dem ‚mre‘ für Wiesbaden neue kulturelle und soziale Maßstäbe gesetzt. Die Landeshauptstadt Wiesbaden sagt Danke.“

Laudatio – Ehrenbürgerschaft erstmals an ein Ehepaar verliehen
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende würdigte in seiner Laudation die Verdienste der Museumsstifter und den Beitrag, den sie für die kulturelle Strahlkraft der Landeshauptstadt geleistet haben. Mende unterstrich die besondere Bedeutung dieser Würdigung.

Erstmals seit 2006 – damals wurden Hans-Joachim Jentsch, Jörg Jordan und Gottfried Kiesow Ehrenbürger – hat der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung empfohlen neue Ehrenbürger zu ernennen.   Erstmals wird die Würde einem Ehepaar gemeinsam verliehen und Sonja Ernst ist – nach der Malerin und Galeristin Christa Moering – erste die zweite Ehrenbürgerin in der Geschichte Wiesbadens. Das Ehrenbürgerrecht ist die höchste Auszeichnung der Stadt für Personen, die sich um Wiesbaden in besonderer Weise verdient gemacht haben..
Ein Museum für abstrakte Kunst von weltweitem Rang Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende sagte: „Sie beide haben diese Ehrung für die herausragende, selbstlose Arbeit Ihrer Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung verdient. Das Museum Ernst ist ein echter Glücksfall für Wiesbaden und eine Bereicherung für unsere Stadt. Mit dem 2024 eröffneten Museum hat die internationale Kunstszene ein Museum von weltweitem Rang erhalten. Die Freude über das Museum hat sich auch darin gezeigt, dass aus der Stadtgesellschaft und der Stadtpolitik mehrere Anregungen kamen, dieses Engagement mit der Ehrenbürgerschaft zu würdigen.“

Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende hält die Laudatio im Festsaal des Wiesbadener Rathauses. © Foto: Diether von Goddenthow

Reinhard & Sonja Ernst Stiftung fördert weitere Projekte
2004 gründete das Ehepaar die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung, die ausschließlich und unmittelbar die Förderung gemeinnütziger Zwecke verfolgt. Das Ehepaar Ernst verfolgt dabei viele Projekte mit einem besonderen Augenmerk auf Kinder und Jugendliche. So entstand nach der Tsunami-Katastrophe von 2011 das „Haus der Begegnung“ in Natori (Japan). Ein weiteres Projekt war das Musikschulhaus in Eppstein, das 2016 an die Stadt Eppstein übergeben worden ist.

Beachtlicher Beitrag zur sozialen und kulturellen Teilhabe Jugendlicher
„Mit dem Angebot, dass das ‚mre‘-Museum von allen Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr kostenlos besucht werden kann und darüber hinaus die Vormittage exklusiv für Kinder- und Jugendgruppen reserviert sind, leistet das Museum auch einen beachtlichen Beitrag zur sozialen und kulturellen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. Der Stellenwert von museumspädagogischen Angeboten beweist eine bemerkenswerte und besonders zu würdigende Hinwendung zur jungen Generation“, sagt Mende. „Sie beide leisten Herausragendes für die Gesellschaft und ganz besonders für die Landeshauptstadt Wiesbaden. Sie inspirieren und initiieren und sind Vorbilder, die zur Nachahmung einladen. Sie sind Visionäre mit Bodenhaftung, die mit dem Bau des ‚mre‘ in Wiesbaden Ihr Lebenswerk gekrönt haben. Die heutige Verleihung des Ehrenbürgerrechts als höchste Auszeichnung der Landeshauptstadt Wiesbaden ist eine würdige Anerkennung Ihres Engagements“, sagt Mende.

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt 

Zuerst trägt sich Sonja Ernst ins Goldene Buch der Stadt. ein. © Foto: Diether von Goddenthow

Im Anschluss an die Übergabe der Ehrenbürger-Urkunde durch Oberbürgermeister Mende und Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr trugen sich die Eheleute Ernst auch in das Goldene Buch der Stadt ein. Das Buch jedoch nicht nur „golden“, sondern erstmals in seiner Geschichte mit dem bunten Logo des Museums Reinhard Ernst „mre“ geschmückt, eine Hommage an den Ernst’schen Leitspruch „Farbe ist alles.“

Dank für die Ehrung – Es ist ein Gemeinschaftswerk

Ihm fehlten einfach die Worte, so Reinhard Ernst vor lauter Rührung dieser Ehrung für ihn und seine Ehegattin: „Meine Frau und ich haben viele schöne Momente in unserem Leben gehabt, meistens haben wir sie uns selbst erarbeitet. Aber so einen Moment, wie dieser, ist ein ganz herausragender Moment“ sagte der Sammler, Museumsstifter und Unternehmer.

Das Museum sei nicht nur ihr Herzenswunsch, „sondern auch der Herzenswunsch der Wiesbadener Bürger gewesen. Das haben wir während der gesamten Bauzeit immer wieder erlebt. Wenn wir zurückblicken, auf acht Jahre Bauzeit, wird deutlich, wie sehr diese Zeit unser Leben nicht nur beeinflusst, sondern regelrecht gelenkt hat. Jeder, der ein solches Projekt umsetzt, weiß: Wochenenden, Sonntage oder Urlaub gibt es in der gewohnten Form nicht mehr. Stattdessen hat man im Urlaub den Laptop dabei und bleibt in ständigem Austausch mit den vielen Menschen, die an diesem Museum beteiligt waren.“, blickt Ernst  auf die der vergangenen acht Jahre der Entstehungsphase  des Museums zurück.

„Die drei Jahre der Planung waren eine schöne Zeit, voller Freude und kreativer Energie.“ Die anschließende Bauphase wäre jedoch auch eine große Herausforderung gewesen. Neben einigem Ärger gab es aber „sehr, sehr viel Freude“, sagt Ernst. Heute, wo das Museum nach sechs Monaten seiner Eröffnung fast 100.000 Besucher begrüßen durfte, sei er ganz überwältigt, so der Museumsstifter. Das bedeute, „dass wir in einem Jahr voraussichtlich über 140.000 Besucher haben werden – eine Zahl, die unsere Erwartungen weit übertroffen hat. Damit gehören wir, was die Besucherzahlen betrifft, sicherlich zu den größeren Museen in Deutschland.“, freut sich Ernst.

Reinhard Ernst dankt ganz, ganz herzlich für diese großes Ehre, die ihnen mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Wiesbaden zuteil wurde. Das Museum sei aber ein Werk von vielen: „Das sind nicht nur wir. Hier waren viele Menschen beteiligt, dass dort auf dem Wilhelmstraßengrundstück dieses Gebäude steht“. © Foto: Diether von Goddenthow

Wahrhaftigkeit ist der Schlüssel im Leben
Aber eigentlich „müssten hier heute 1000 Menschen um mich herumstehen“, betont Ernst. Denn „dieses Projekt war eine Gemeinschaftsleistung“. „Ja, wir waren die Initiatoren, und wir haben das Projekt ermöglicht. Aber ohne die Unterstützung und die Arbeit vieler Menschen wäre es nicht machbar gewesen“, so der Museumsstifter. Dieses Prinzip – dass niemand allein auf der Welt ist – habe ihn ein Leben lang begleitet. Schon als kleines Kind habe seine Großmutter ihm mitgegeben: „Denk daran, du bist nicht allein auf der Welt.“ Dieses verinnerlichte Motto haben er und seine Frauen auch in ihrem Unternehmen gelebt. Ernst habe früh gelernt, „dass Vertrauen in die Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, essenziell ist“. Gleichzeitig müsse man „Forderungen stellen und Verantwortung übernehmen, wobei wichtig sei, „authentisch zu bleiben“, so der Unternehmer. „Man kann anderen nichts vormachen, was man selbst nicht vorlebt. Wahrhaftigkeit ist der Schlüssel im Leben, in der Arbeit und auch bei einem Projekt wie diesem.“, so Ernst.

Auch Wiesbaden habe Mut bewiesen

Das gelte auch in seinem Verhältnis zur Stadt Wiesbaden, die Mut bewiesen habe. Und er und seine Frau dankten dem damaligen Oberbürgermeister, „der die Bürgerbeteiligung ins Leben gerufen hat. Diese Entscheidung war ein entscheidender Wendepunkt, denn sie sorgte dafür, dass die Bürger hinter dem Projekt standen – und vielleicht auch, dass der Bürgermeister selbst nachts ruhiger schlafen konnte. Mit der Unterstützung von Alexander Klar konnten wir schließlich den Wettbewerb gewinnen und unser Projekt realisieren“.

Bestens mit musikalisch umrahmt wurde dieser Festakt von dem das Saxophon-Ensemble der Elly-Heuss-Schule.

(Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)

 

Buchtipp:
Ernst, Reinhard: Die Kunst gehört allen
Kartoniert, 192 Seiten, 60 Farbfotos
Wiesbaden 2024
Museumsgründer Reinhard Ernst im Gespräch mit Peter Lückemeier und Stefan Schröder
ISBN: 978-3-7374-0501-0
Erscheinungsjahr: 2024
Sprache: Deutsch
20,00 €