Mainzer Stadtschreiberin Annett Gröschner ins Amt eingeführt – ZDF, 3sat und Mainz verleihen im LEIZA Literaturpreis

Der Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis von ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz wurde am Donnerstag, 3. April 2025, an die Schriftstellerin Annett Gröschner verliehen. © Foto Diether von Goddenthow

Der Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis von ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz wurde gestern Abend am Donnerstag, 3. April 2025, an die Schriftstellerin Annett Gröschner verliehen. Die Urkunde wurde der Preisträgerin im Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) im Rahmen eines Festaktes überreicht, an dem teilnahmen: ZDF-Programmdirektorin Dr. Nadine Bilke, der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz Nino Haase, Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz, und als Laudatorin die österreichische Schriftstellerin Kathrin Röggla, die 2012 Mainzer Stadtschreiberin war. 

„Originell und erfahrungssatt“ nennt die Jury das vielfältige Werk der in Berlin lebenden, 1964 in Magdeburg geborenen Schriftstellerin Annett Gröschner. „Ihre Erzählungen, Essays und Romane fügen sich zu einem dichten Gewebe, in dem sie die deutsche Geschichte auf wache und immer anregende Weise einfängt. Als neugierige Chronistin nicht nur der eigenen Biografie im Osten Deutschlands spürt sie mit einem feinen Sensorium für Vergessenes und Verdrängtes den Lebensläufen von Menschen und dem Schicksal von Orten nach. Ihre Offenheit und Empathie taucht die Welt dabei jedes Mal in neues Licht.“

Nino Haase, Mainzer Oberbürgermeister, verliest und überreicht die Urkunde „Mainzer Stadtschreiberin 2025“ an die Schriftstellerin Annett Gröschner, gemeinsam mit Nadine Bilke, ZDF-Programmdirektorin, Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz sowie „Gutenberg“ alias Fabian Österle. © Foto Diether von Goddenthow

Der Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis ist mit 12.500 Euro dotiert. Die Preisträgerin erhält für ein Jahr Wohnrecht in der Stadtschreiberwohnung im Herzen der Mainzer Altstadt sowie das Angebot, zusammen mit dem ZDF und 3sat einen Film nach freier Themenwahl zu produzieren.

Gröschner ist Teil mehrerer Autoren-Kollektive, und sei auch eng verbunden mit „She She Pop“. Die Arbeit in Gemeinschaft sei ihr sehr wichtig. Heraus kam dabei unter anderem Ihr Werk „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“, welches sie gemeinsam mit ihren Gefährtinnen Peggy Mädler und Wenke Seemann letztes Jahr veröffentlichte. Nino Haase hatte dieses Werk seiner Frau, die ebenfalls aus den „neuen“ Bundesländern stammt, im letzten Jahr zu Weihnachnachten geschenkt, und sei begeistert gewesen, sagte der OB.
Gröschner bekannte, nicht ausschließlich als Schriftstellerin zu arbeiten und erst drei Romane geschrieben zu haben, vielleicht da es ihr an entsprechendem Sitzfleisch fehle. Am 4. April wird die gekürte Mainzer Stadtschreiberin 2025 zum Amtsantritt um 19.00 Uhr im Mainzer Zentrum für Archäologie (LEIZA) aus ihrem jüngst veröffentlichen und von der Kritik gefeierten Roman „Schwebende Lasten“ lesen, und auch ein „Potpourri“ aus ihren Werken präsentieren.

Zudem wurde die neue Mainzer Stadtschreiberin für den 6. Mai zum Jurymitglied beim Literaturförderpreis für junge Autorinnen und Autoren sein. Dieser Literaturförderpreis für Nachwuchsautoren wird in den Mainzer Kammerspielen vergeben. Am 3. Und 4. Juni wird Gröschner im Rahmen der Mainzer Poetikdozentur einen Vortrag halten und an der Johannes Gutenberg-Universität einen Workshop halten. Spannung verspricht auch die für den22. Juni im Rahmen der Johannisnacht geplante Freiluftlesung auf dem Ballplatz.

ZDF-Programmdirektorin Nadine Bilke. © Foto Diether von Goddenthow

„Wenn man etwas liest, das nicht nur richtig klug und unterhaltsam ist, sondern einen die Welt aus einer anderen Perspektive sehen lässt – dann ist das besonders wertvoll und eine echte persönliche Bereicherung. ‚Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat‘ hat das für mich geschafft“, sagte die ZDF-Programmdirektorin Nadine Bilke und ergänzte zur Preisträgerin: „Die große Stärke ihres Werks ist es, das Verbindende zu erzählen. Unaufgeregt, unprätentiös.“

Nino Haase, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz. © Foto Diether von Goddenthow

„Annett Gröschner ist uns vor allem als Schriftstellerin bekannt, sie ist aber zugleich eine geschätzte Herausgeberin, Dozentin und Journalistin. Sie gilt als eine der prägendsten literarischen Stimmen Berlins, als Chronistin der Stadt, ist eine scharfsinnige Beobachterin des Alltags und der Geschichte.
Berlin ist ihr Thema, ihre Bühne. Sie nimmt uns mit in eine Stadt, die voller Brüche und Widersprüche ist. Sie zeigt uns die Menschen, die hier leben, sie liebt die Eigenwilligen, die Widerständigen, die Unangepassten. Die Autorin ist eine brillante Geschichte-Erzählerin, eine Streiterin für das Erinnern. Ich danke der Jury, dass sie Annett Gröschner nach Mainz gelockt hat – eine großartige Entscheidung.“, so Nino Haase, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz

 

Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz. © Foto Diether von Goddenthow

Die Arbeit mit den Mainzer Stadtschreibern war für sie immer etwas Besonderes gewesen, gestand Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz. Auch Annett Gröschner, deren Werke sie verschlungen habe, sei wieder eine „weitere Bestsellerautorin mit einem großartigen Werk, welches glücklicherweise erst im März, also ganz aktuell neu erschienenen“. Grosse freue sich „Annett Gröschner hier in Mainz begrüßen zu dürfen- Sie wird auch mein Lesejahr wieder sehr bereichern. Frau Gröschner ist so vielseitig, dass ich besonders auf ihr Theaterstück – welches im Grünen Kakadu/Mainz aufgeführt werden wird – und ihren Stadtschreiberfilm schon sehr gespannt bin.“, sagte die Kulturdezernentin, allerdings mit einem kleinen wehmütigen Unterton. Denn es sei ihre letzte Amtszeit, in der sie als Kulturdezernentin eine Mainzer Stadtschreiberin begleiten könne. Die Amtszeit von Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse endet regulär im Februar 2026.

Laudatorin Kathrin Röggla © Foto Diether von Goddenthow

Laudatorin Kathrin Röggla, Theaterautorin, zeitkritische Essayistin, Hörspielautorin,  Erzählerin und Mainzer Stadtschreiberin 2012, sagte: „Es braucht eben diese spezifische ästhetische Praxis, die uns ein tieferes Verständnis von historischen Vorgängen ermöglicht, mit jeder Menge Beharrlichkeit und Mut zur Langfädigkeit. Es ist die Arbeit des Arrangierens, des Fragmentierens, des Lesenkönnens, und des Tigersprungs in die Geschichte, die Annett Gröschner durchaus sehr sportlich, mit viel komischem Vermögen und einem langen Atem beherrscht.“

Die Jury

Der Jury für den Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis 2025 gehören an: Dörte Hansen, Eva Menasse, Peter Stamm, Feridun Zaimoglu, ZDF-Programmdirektorin Dr. Nadine Bilke, ZDF-Kulturchefin Anne Reidt, 3sat-Koordinatorin Natalie Müller-Elmau, 3sat-Literaturkritiker Dr. Michael Schmitt, ZDF-Kulturredakteurin Dr. Susanne Becker (Jury-Vorsitzende), die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse sowie die Mainzer Stadtschreiberin 2024 Julia Schoch.

Abschlussfoto

Abschlussfoto mit allen maßgeblich am Gelingen des Mainzerstadt-Schreiberpreises 2025 Beteiligten. (v.li.) Natalie Müller-Elmau, Senderchefin 3sat, Kathrin Röggla, Schriftstellerin und Mainzer Stadtschreiberin des Jahres 2012 (Laudatio), Anne Reidt, Leiterin der Hauptredaktion Kultur im ZDF, Nino Haase, Mainzer Oberbürgermeister, Annett Gröschner, Mainzer Stadtschreiber-Preisträgerin, Nadine Bilke, ZDF-Programmdirektorin, Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz, und Dr. Susanne Becker (Jury-Vorsitzende), ZDF-Kulturredakteurin. © Foto Diether von Goddenthow

Antrittslesung

Annett Gröschner hält ihre Antrittslesung am Freitag, 4. April 2025, um 19.00 Uhr im Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz.

 

Zu Leben und Werk ( Wikipedia)

Schriftstellerin und Mainzer Stadtschreiber-Preisträgerin Annett Groeschner. © Foto Diether von Goddenthow

„Annett Gröschner wurde nach dem Abitur 1982 Ankleiderin am Theater Magdeburg. Von 1983 bis 1991 studierte sie Germanistik in Ost-Berlin und Paris. 1990 bis 1991 war Annett Gröschner Mitbegründerin und Mitarbeiterin der Frauenzeitschrift Ypsilon. 1992 gründete sie u. a. mit Marguerita Blume-Cárdenas, Elli Graetz, Gisela Kurkhaus-Müller, Emerita Pansowová, Nuria Quevedo und Ursula Strozynski die Künstlerinnen-Initiative Xanthippe e. V. Zwischen 1992 und 1996 arbeitete sie als Historikerin für das Prenzlauer Berg Museum und beteiligte sich seit 1994 an zahlreichen Forschungs-, Buch- und Ausstellungsprojekten. Von 1994 bis 1998 war sie Redakteurin und Herausgeberin der Zeitschriften Sklaven und Sklavenaufstand.

Sie ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und Mitgründerin des PEN Berlin.[2]

Seit 1997 ist sie freiberufliche Schriftstellerin und Journalistin, u. a. für die Berliner Seiten der FAZ (1999–2002), den Freitag, die taz, Theater der Zeit, Literaturen. Seit März 2005 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin des Sachbuchforschungsprojektes der Universität Hildesheim und der Humboldt-Universität zu Berlin.

2020 erschien Berliner Bürger*Stuben. Palimpseste und Geschichten, in dem Beiträge in Zeitschriften und Zeitungen aus den letzten zehn Jahren über die Hauptstadt Berlin und den Prenzlauer Berg sowie das Brandenburger Umland im speziellen enthalten sind. Gröschner schreibt über die rasanten Veränderungen in der Stadt Berlin; für sie ist die Hauptstadt ein Palimpsest, der immerwährenden Überschreibung ausgesetzt.[3]

Gröschner lebt seit Mitte der 1980er Jahre in Berlin.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Annett_Gr%C3%B6schner