Internistenkongress Wiesbaden startet mit Rathaus-Empfang, Patiententag und Fachprogramm im RMCC

Professor Dr. med. Jan Galle Vorsitzender der DGIM 2024/2025 und Präsident des 131. Internistenkongresses überreichte Vortragsredner Dr. med. Tankred Stöbe Internist, Rettungsmediziner und Buchautor, ehemaliger Präsident von „Ärzte ohne Grenzen e.V.“ in Deutschland, von der DGIM als kleines Dankeschön beim ‚Empfang anlässlich des Patiententages am Vorabend der 131. Internistenkongress ein Baby-Schlafmützchen. Denn der Katastrophen -Mediziner war vor ein paar Monaten Vater geworden. © Foto Diether von Goddenthow

Gestern startete in Wiesbaden mit einem Empfang und dem Festvortrag „Mut und Menschlichkeit: Wie entscheide ich in humanitären Extremsituationen?“ von Ärzte-Ohne-Grenzen-Mediziner Dr. Tankred Stöbe am Vorabend im Rathaus der Internistenkongress. Dieser steht in diesem Jahr unter dem Leitthema Resilienz. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) erklärte, dass der Empfang am Vorabend des Patiententages ein starkes Zeichen der Verbundenheit zwischen der Stadt und den Internisten sowie deren Kongress sei. Der zum 18. Mal stattfindende Patiententag biete den Bürgern die Möglichkeit, sich im direkten Austausch mit Ärzten, Experten und Selbsthilfegruppen über medizinischen Fortschritt und die verschiedensten Themen zu informieren und dabei Antworten aus erster Hand zu erhalten.

Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), die den Internistenkongress veranstaltet, Professor Dr. Jan Galle, hob ebenfalls die enge Verbundenheit der Internisten mit Wiesbaden als Kongressstandort hervor. Der 131. Internistenkongress findet noch bis einschließlich 6. Mai im Rhein-Main-Congress-Center (RMCC) in Wiesbaden statt.

Professor Galle ging in seiner Ansprache auch auf den Fachkongress 2025 ein, der unter dem Motto „Resilienz – sich und andere stärken“ stehen wird. „Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen. Sie entsteht als Ergebnis eines dynamischen und lebenslang fortlaufenden Prozesses der Anpassung eines Individuums an unterschiedliche Stressoren“, erklärte der DGIM-Vorsitzende. Dass Stressoren im Gesundheitswesen und im alltäglichen Leben mehr als präsent sind, sei unbestreitbar. Daher seien die DGIM und die Stadt Wiesbaden überzeugt, dass dieses weit gefasste Motto auch auf dem Patiententag von besonderer Relevanz für die Anliegen und Fragen der Patienten sein wird „und uns die Gelegenheit gibt, ein Programm anzubieten, das auf Ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist und auch Raum für Austausch bietet.“

Das Kongressmotto „Resilienz“ rückt den Umgang mit gesellschaftlichen Krisen, insbesondere mit der Klimakrise, besonders in den Fokus. Diese Fragestellungen werden auch im Programm des Patiententages behandelt. Ein besonderes Highlight des Kongresses möchten wir in diesem Zusammenhang hervorheben: Um das Thema Resilienz auch aus globaler Perspektive zu betrachten, konnte die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ (Médecins Sans Frontières, MSF) als Partner für den Internistenkongress gewonnen werden. Dies ist eine große Freude, denn „Ärzte ohne Grenzen“ beweisen immer wieder aufs Neue, wie sie Menschen unter extrem schwierigen Rahmenbedingungen sofortige Hilfe zukommen lassen. In seinem Eröffnungsvortrag wird Dr. Tankred Stöbe von seiner Arbeit bei MSF und den damit verbundenen Herausforderungen berichten.

Ärztliche Arbeit am Limit – Wie entscheiden in Krisenregionen

Neben Resilienz steht in diesem Jahr auch die Nierengesundheit im Fokus des Internistenkongresses und des Patiententags. Hier eine Beratung am großen Organ-Modell auf dem Schlossplatz am Patiententag. © Foto Diether von Goddenthow

Um das Thema Resilienz auch unter globalen Gesichtspunkten zu beleuchten, haben die DGIM und die Stadt Wiesbaden die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ (Médecins Sans Frontières, MSF) als Partner beim Internistenkongress gewinnen können. Dr. Tankred Stöbe, der bei MSF unter anderem als Ukraine-Koordinator für medizinische Nothilfe-Einsätze tätig ist, führte in seinem Vortrag anhand zahlreicher Beispiele aus den MSF-Einsätzen in Gebieten wie Gaza, Syrien, Jemen und der Ukraine in die gefährliche Arbeit der Ärzte ohne Grenzen ein. Er thematisierte dabei besonders, wie das Ärzteteam mit ihren – letztlich doch – begrenzten Mitteln immer wieder aufs Neue überlegen muss, wie in humanitären Extremsituationen, wie etwa bei Erdbeben, Kriegen oder Naturkatastrophen, Entscheidungen getroffen werden müssen. Es geht um Fragen wie: Wie wird triagiert? Wer soll zuerst gerettet werden? Oder: Ab wann müssen Hilfseinrichtungen aufgrund der Gefahr überrannt zu werden, vorübergehend geschlossen werden, um weiterhin medizinische Nothilfe leisten zu können? Auch die Frage, wann der Schutz des Lebens des Teams Vorrang hat, wird gestellt. Dr. Stöbe verdeutlichte, dass es keine Patentrezepte für diese schwierigen, situationsabhängigen Entscheidungen gebe. Diese stellen die Ärzte ohne Grenzen neben der organisatorischen Arbeit und der medizinischen Versorgung immer wieder vor enorme Herausforderungen. Diese reichen bis zu Entscheidungen, wie etwa, ob man in Bedrohungssituationen die Familie benachrichtigen sollte oder besser nicht, um sie nicht unnötig zu beunruhigen.

Patiententag

Blaues Kreuz, Ortsverband Wiesbaden, eine der vielen Selbsthilfegruppen auf dem Patiententag im Wiesbadener Rathaus. Bild von (r.nl.) Rolf K. Weber-Schmidt vom Vorstand Blaues Kreuz, die ehrenamtlichen Mitstreiter Franz Zeinar und  Reinhard Schlurick. © Foto Diether von Goddenthow

Am heutigen Samstag, 4. Mai 2025,  fand der Patiententag von 9.30 bis 16 Uhr im Wiesbadener Rathaus und auf dem Schlossplatz statt, mit einem breiten Angebot von Vorträgen, das Themen von Kardiologie bis hin zu Cannabis behandelte. Die Bürger der Stadt hatten die Möglichkeit, ihre konkreten Fragen an die Referentinnen und Referenten zu stellen und von deren Fachexpertise zu profitieren. Im Rathaus-Foyer und auf dem Schlossplatz hatten zahlreiche Gesundheitsorganisationen, Kliniken und Behörden Info-Stände aufgebaut, an denen sie ihr Leistungsspektrum präsentierten und Beratungen anboten.

Ein besonderer Fokus lag auf der Selbsthilfe. Zahlreiche Selbsthilfegruppen stellten ihre Angebote vor und boten Unterstützung für Betroffene an oder luden diese ein, mitzumachen. In den regelmäßigen Treffen der Selbsthilfegruppen werden Erfahrungen ausgetauscht und wichtige Themen diskutiert. Mitglieder der Gruppen informieren Betroffene und Angehörige über Hilfsangebote – kompetent, vertraulich und kostenlos. Sie teilen ihre Erfahrungen im Umgang mit Erkrankungen und in der Bewältigung von schwierigen Lebenssituationen.

Zudem war die Selbsthilfekontaktstelle des Gesundheitsamtes vertreten. Diese unterstützt bei der Kontaktvermittlung, fördert die Gründung neuer Gruppen und steht bestehenden Selbsthilfegruppen als Ansprechpartner zur Verfügung.

Parallel öffnete im RheinMain CongressCenter (RMCC) für Fachleute der 131. Internistenkongress (siehe gesonderten Beitrag)

Diether von Goddenthow/RheinMainKultur.de)