
Am Mittwoch, dem 26. März, fand im Hessischen Landtag der erste Abend der Kultur statt. Landtagspräsidentin Astrid Wallmann begrüßte dabei Bürgerinnen und Bürger, die sich in der hessischen Kulturlandschaft engagieren. An diesem Abend wurde die Fotoausstellung „Entscheidende Momente“ mit Aufnahmen von Barbara Klemm feierlich eröffnet. Zudem wurden die Siegeraufnahmen des Wettbewerbs „Pressefoto Hessen“ des Deutschen Journalistenverbands (DJV) Hessen präsentiert. (Beide Ausstellungen können in der Kurzen Nacht der Galerien und Museen am 5. April 2025 im Landtag besichtigt werden.)
Zudem gab halbstündlich baukulturelle Führungen durch das historische Wiesbadener Stadtschloss.

Rund 300 Gäste aus der hessischen Kulturszene waren der Einladung gefolgt, um sich mit Abgeordneten in der Ausstellungshalle des Parlaments auszutauschen. Landtagspräsidentin Astrid Wallmann betonte in ihrer Eröffnungsrede die Bedeutung der Kultur für das gesellschaftliche Leben und die Identität des Landes: „Es ist mir ein besonderes Anliegen, mit diesem Parlamentarischen Abend die für Hessen so wichtigen und prägenden kulturellen Aktivitäten in den Fokus zu rücken. Dieser Abend soll Kulturschaffenden die Möglichkeit bieten, in den Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern der Landespolitik zu treten.“

Barbara Klemm: Zeitgeschichte in eindrucksvollen Bildern
Ein herausragendes Highlight der Veranstaltung war die feierliche Eröffnung der Sonderausstellung „Barbara Klemm – Entscheidende Momente“, die sich der Arbeit einer der bedeutendsten Fotografinnen Deutschlands widmet. Landtagspräsidentin Wallmann würdigte Barbara Klemm als eine Künstlerin, deren Fotografien nicht nur dokumentarischen, sondern auch künstlerischen Wert besitzen: „Mit Barbara Klemm präsentieren wir eine der renommiertesten Fotografinnen unseres Landes – eine Chronistin der Zeitgeschichte, die Menschen und Politik in ikonischen Bildern festgehalten hat. Ihr Werk ist längst ein unverzichtbarer Bestandteil der Fotografiegeschichte.“
Barbara Klemm, die über vier Jahrzehnte als Redaktionsfotografin für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) tätig war, hat mit ihrer Kamera zahlreiche gesellschaftliche, kulturelle und politische Entwicklungen eingefangen. Ihre Schwarz-Weiß-Fotografien bestechen durch eine einzigartige Kombination aus präziser Beobachtungsgabe, künstlerischer Sensibilität und politischem Gespür. Besonders bekannt sind ihre Aufnahmen zur deutschen Teilung und Wiedervereinigung, aber auch ihre einfühlsamen Porträts prominenter Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Kultur. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie und dem Großen Bundesverdienstkreuz.

Ausstellung mit teils unveröffentlichten Werken
Im Hessischen Landtag werden nun einige ihrer bedeutendsten Fotografien präsentiert – von historischen Momenten der Zeitgeschichte bis hin zu einfühlsamen Porträts. Die Ausstellung, kuratiert von Dr. Peter Forster vom Museum Wiesbaden, vereint Bilder aus verschiedenen Quellen: Neben Arbeiten aus dem Bestand des Hessischen Landtags und der Hessischen Staatskanzlei sind auch einige bislang unveröffentlichte Leihgaben aus Klemms Privatarchiv zu sehen.
Die Ausstellung „Barbara Klemm – Entscheidende Momente“ lädt dazu ein, durch die Augen einer der wichtigsten deutschen Fotografinnen auf prägende Ereignisse der Vergangenheit zu blicken. Ihre Bilder erzählen Geschichten, die weit über den Moment hinausgehen – visuelle Zeitzeugnisse, die Geschichte lebendig machen.
Dies wurde im Anschluss vertieft in einer Podiumsdiskussion mit Barbara Klemm, den Mitautoren Astrid Wallmann, Nikolas Werner Jakobs sowie Dr. Peter Forster, Kustos im Museum Wiesbaden für die Sammlungen 12. bis 19. Jahrhundert sowie die Jugendstilsammlung Ferdinand W. Neess. Er moderierte das Gespräch.
Siegeraufnahmen des Wettbewerbs „Pressefoto Hessen“ im Hessischen Landtag ausgestellt
Parallel zur Ausstellung der renommierten Fotografin Barbara Klemm im Landtags-Foyer widmet sich eine zweite Ausstellung im Hessischen Landtag im oberen Stockwerk dem aktuellen Fotojournalismus: die Präsentation der Siegeraufnahmen des Wettbewerbs „Pressefoto Hessen“ des Deutschen Journalistenverbands (DJV) Hessen.
Schirmherrin ist Landtagspräsidentin Astrid Wallmann, die bereits am 4. November 2024 Gastgeberin der Preisverleihung „Pressefoto Hessen 2024“ war, bevor diese Ausstellung an verschiedene Stationen wanderte, und unter anderem auch in der IHK Wiesbaden gezeigt wurde. Der Wettbewerb würdigt jedes Jahr herausragende fotografische Arbeiten von Pressefotografinnen und -fotografen aus Hessen, die mit ihren Bildern das Zeitgeschehen dokumentieren und die Öffentlichkeit visuell daran teilhaben lassen.

Visuelle Chronik des aktuellen Zeitgeschehens
Die prämierten Fotografien zeigen eindrucksvoll, wie Fotojournalismus Stimmungen einfängt, gesellschaftliche Entwicklungen begleitet und entscheidende Momente unserer Zeit festhält. Die Motive reichen von politisch bedeutsamen Ereignissen über gesellschaftliche Herausforderungen bis hin zu emotionalen Alltagsbeobachtungen. Dabei stehen nicht nur große politische Entscheidungen im Mittelpunkt, sondern auch Szenen des Lebens, die in ihrer Authentizität eine besondere Wirkung entfalten.
Die Ausstellung veranschaulicht eindrucksvoll die Bandbreite des modernen Fotojournalismus: Während einige Bilder das Geschehen mit kritischer Distanz dokumentieren, rücken andere Fotografien das menschliche Element in den Fokus und erzählen Geschichten hinter den Schlagzeilen. Damit zeigen sie die Kraft der Fotografie als Medium der Berichterstattung – informativ, bewegend und oft tief berührend.
Anerkennung für die Arbeit der Pressefotografen
Der Wettbewerb „Pressefoto Hessen“ hebt die Bedeutung professioneller Fotografie für den demokratischen Diskurs hervor. In einer Zeit, in der visuelle Berichterstattung eine immer zentralere Rolle spielt, leisten Pressefotografinnen und -fotografen einen unverzichtbaren Beitrag zur Meinungsbildung. Der Hessische Landtag bietet mit der Ausstellung eine Bühne für ihre Werke und würdigt ihre Arbeit als wichtigen Bestandteil der freien Presse.
Mit der Präsentation der Siegeraufnahmen des Wettbewerbs „Pressefoto Hessen“ erhalten Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, das vergangene Jahr aus einer einzigartigen Perspektive zu betrachten – durch die Augen derjenigen, die es mit ihren Kameras begleitet und dokumentiert haben. Die Ausstellung ergänzt damit auf spannende Weise die Werke von Barbara Klemm, indem sie die Brücke zwischen historischen Momenten und dem aktuellen Geschehen schlägt.
Baukulturelle Führungen durch das Wiesbadener Stadtschloss

Zudem nahmen zahlreiche Kulturschaffende an den Führungen durch die – umbaubedingt eingeschränkt zugänglichen – historischen Räumlichkeiten des Wiesbadener Stadtschlosses teil.
Das Wiesbadener Stadtschloss, ursprünglich als Residenz der Herzöge von Nassau zwischen 1837 und 1841 im klassizistischen Stil erbaut, zählt zu den bedeutendsten historischen Gebäuden Wiesbadens. Es beherbergt heute den Hessischen Landtag und ist somit nicht nur ein architektonisches, sondern auch ein politisches Zentrum.
Die noch erhaltenen bzw. teilweise nach dem Krieg rekonstruierten prachtvollen historischen Räumlichkeiten des Schlosses zeugen von seiner glanzvollen Vergangenheit. Besonders hervorzuheben ist der ehemalige Plenarsaal, der sich im ehemaligen Festsaal befand, bis er 1993 in den neuen Hessischen Landtag, einem ans Schloss angefügten Erweiterungsbau umverlegt wurde.
Ein weiteres Highlight ist das Herzogliche Treppenhaus, dessen kunstvolle Gestaltung mit Marmorsäulen und kunstvollen Geländern die Besucher noch heute fasziniert, aber derzeit wegen der Sanierung nicht benutzt wird. Auch die historischen Sitzungszimmer, die mit edlem Holz, Stuckverzierungen und großen Kronleuchtern ausgestattet sind, vermitteln einen Eindruck von der einstigen Pracht der herzoglichen Residenz.
Interessant ist die Geschichte des ehemaligen Wintergartens, dessen exotischen Pflanzen bei seiner Auflösung einst mit den Grundstock zur Errichtung des Frankfurter Palmengartens bildeten.
Trotz der politischen Nutzung blieb der historische Charakter des Wiesbadener Stadtschlosses erhalten mit wertvollen Deckengemälden, Wandvertäfelungen und filigrane Verzierungen, vorwiegend im Neorokoko-Stil. Sowohl als einstiges Regenten-Schloss wie auch als Hessischer Landtag nach dem zweiten Weltkrieg, war und ist das Wiesbadener Stadtschloss ein Ort der Politik, und insbesondere das Hessische Herz der Demokratie. Hier finden zahlreiche Veranstaltung der politischen und, ab diesem Abend, verstärkt auch der kulturellen Bildung statt.
Beide Ausstellungen sind im Rahmen der Kurzen Nacht der Galerien und Museen am 5. April im Foyer des Hessischen Landtages für die Öffentlichkeit zugänglich.
(Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)