
Gestern Abend eröffnete in Beisein von Dr. Susanne Völker, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Nassauische Kunstverein (NKV) Wiesbaden eine Ausstellung ganz anderer Art: Memory Palace, die erste institutionelle Einzelausstellung des chilenischen Künstlers Martín La Roche, die vom 28. März bis 15. Juni 2025 läuft. La Roches Inszenierungen aus Installationen (Trödel-Utensilien), Arbeiten auf Papier und Objekten wollen Menschen anregen, das Zusammenspiel von individueller und kollektiver Erinnerung, Sprache und Objekten. Performances, Storytelling und Narrativen zu erforschen und ihre eigenen Erinnerungen zu reflektieren.

Oder, um es mit den Worten des Philosophen Lambert Wiesing zu sagen, so Lotte Dinse, Direktorin des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden, ginge es um die Rolle von Assoziationen im Erleben der eigenen Individualität. Philosoph Wiesing argumentiere, dass spontan auftretende Assoziationen wesentlich dazu beitrügen, sich als einzigartiges Individuum in der Welt zu erfahren. Der Anblick eines blauen Fahrrads könne beispielsweise die Erinnerung an einen vergangenen Sommerurlaub hervorrufen. Solche Assoziationserlebnisse seien alltäglich und verliehen dem Individuum ein Gefühl der Einzigartigkeit, wobei nach Wiesings Theorie nicht die Individuen die Assoziationen formen, sondern vielmehr die Assoziationen die Individuen prägten. In diesem Sinne seien auch Martín La Roches Arbeiten zu verstehen, so Dinse. Es seien Arbeiten, die die Betrachter einladen, Ihre eigenen Erinnerungen zu reflektieren und mit den Kunstwerken in einen Dialog zu treten.
La Roche bietet zur assoziativen Erinnerungs-Arbeit Betrachtern ganz unterschiedliche Arbeiten an, etwa einen Großsandkasten (Sandplay 2021). In diesen riesigen Sandkasten für Erwachsene können Besucher Utensilien stellen, die ihnen – vom Künstler auf Regalen inszeniert – ins Auge springen. Die Betrachter können hierbei zu Betrachtenden und schließlich zu Handelnden werden, und nur für sich oder coram publico beschreiben, welche Erinnerungen sie mit den von ihnen ausgewählten Gegenständen verknüpfen.

(Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)
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