
Bei herrlichem Sonnenwetter säumten über 600.000 Fastnachtsbegeisterte die Straßen der Mainzer Innenstadt, um gemeinsam den Rosenmontagszug 2025 zu feiern. Es war der 72. Zug nach dem Zweiten Weltkrieg und der 121. Zug seit der Gründung des Mainzer Carneval-Vereins 1838 e.V., dem Veranstalter der Mainzer Straßenfastnacht.
Mit 140 Zugnummern, 5.120 Teilnehmern zu Fuß, 47 Musikgruppen mit 1.814 Musikern, 153 närrischen Wagen, Motivwagen und Komitees sowie 90 Fahnen- und Schwellkoppträgern ermöglichten rund 9.500 Gesamteilnehmer diesen grandiosen Fastnachtszug durch ihr ehrenamtliches Engagement. Das Motto in diesem Jahr lautete: „In Meenz zu feiern, des ist nett, but don’t forget se Zugplakett!“ Mit dem Verkauf der Zugplaketten sollen zusätzliche Mittel zur Finanzierung des Rosenmontagszuges eingenommen werden, der vor allem von Sponsoren und Mitgliedern finanziert wird.

Damit sicher gefeiert werden konnte, waren über 1.000 Polizisten im Einsatz. Das Sicherheitskonzept war auch noch einmal angepasst worden, und über der Stadt kreisten Polizeihubschrauber und Beobachtungsdrohnen. Zudem waren Feuerwehr und Sanitäter mit 480 Einsatzkräften vor Ort. Bis zum Nachmittag gab es 135 Einsätze – etwas mehr als im Vorjahr. Dennoch blieb alles weitgehend friedlich. Bei Kaiserwetter herrschte eine ausgelassene Stimmung.

Der insgesamt 7,2 Kilometer lange und mehrere Stunden dauernde Zug zog traditionell an der Ehrentribüne vor dem Mainzer Staatstheater vorbei, wo zahlreiche prominente Gäste das Spektakel verfolgten. Unter anderem begrüßten der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD), Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD), der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) sowie Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse und zahlreiche weitere Parlamentsmitglieder den Fastnachtszug. Ministerpräsident Schweitzer moderierte den Zug, bis ihn die tragische Nachricht über den Vorfall in Mannheim erreichte und er vorzeitig abreisen musste. Dort war ein Autofahrer in eine Menschenmenge gerast, wodurch zwei Menschen ums Leben kamen und mehrere verletzt wurden. Schweitzer telefonierte mit seinem Amtskollegen aus Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), und sprach ihm seine Anteilnahme aus.
Besondere Highlights waren die politischen Motivwagen des MCV.

Mit Spannung erwartet wurde insbesondere Zugnummer 8, der erste Motivwagen im Zug, mit dem treffenden Motto „Kröten schlucken“. Er zeigt Friedrich Merz (CDU), den vermutlich nächsten Bundeskanzler, wie er unter Druck stehend versucht, eine neue Regierung zu bilden und dabei einige „Kompromiss-Kröten“ schlucken muss.
Ebenfalls viel Aufmerksamkeit erhielt der Wagen „In tödlicher Mission“, auf dem Wladimir Putin mit einer weißen Katze auf dem Schoß – benannt als „Kim Jong-un“ – sowie zahlreichen Raketen im Hintergrund dargestellt wird, die sinnbildlich für seine Bedrohung der Welt stehen.
Zugnummer 39, betitelt mit „Drill Baby, Drill“, zeigt Donald Trump, der eifrig nach fossiler Energie bohrt, während er die immer heißer werdende Erde und die brennende Sonne ignoriert.
Weitere kritische Themen wurden ebenfalls aufgegriffen:

„Bruchpiloten“ (Zugnummer 54) – eine Anspielung auf die zerstrittene Ampelkoalition.
„Quäl Dich!“ (Zugnummer 64) – zeigt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, wie sie schwer an den ihr aufgebürdeten Aufgaben trägt.
„Zerplatzte Träume“ (Zugnummer 74) – thematisiert die finanzielle Lage von Mainz nach dem Ende der großzügigen Biontech-Zahlungen.
„Ziemlich blank“ (Zugnummer 94) – stellt Verteidigungsminister Boris Pistorius nackt dar, mit einem Hut als einzigem Feigenblatt, um die leeren Kassen der Bundeswehr zu symbolisieren.
„Bürokratiemonster“ (Zugnummer 105) – eine satirische Darstellung der immer weiter wachsenden Bürokratie.
„Unternehmen Zukunft“ (Zugnummer 114) – eine Persiflage auf den überforderten Verkehrsminister Volker Wissing.
„…verleiht Flügel“ (Zugnummer 128) – eine spitze Anspielung auf Trainer Jürgen Klopp, der im Januar 2025 seinen neuen Job als Head of Global Soccer bei Red Bull antrat. Der bissige Spruch am Wagen:
„Für Kloppo zählten früher Werte,
um die er sich jetzt nicht mehr scherte.
Denn weil Red Bull lockt mit viel Geld,
er krachend nun vom Sockel fällt.“
Gedächtnis-Wagen für Wagenbauer Dieter Wenger

Ein ganz besonderer Wagen war der Gedächtnis-Wagen für Wagenbauer Dieter Wenger. Wenger hatte vor einem Jahr nach 60 Jahren im Wagenbau den Staffelstab an Stefan Hisge übergeben. Doch nach kurzer Zeit verstarb seine Frau Hanne, und wenige Wochen später folgte er ihr.
Zu seinen Ehren fährt der sogenannte Bajazz-Wagen mit der Zugnummer 2 im diesjährigen Rosenmontagszug und erinnert an das Lebenswerk des renommierten Wagenbauers, der jahrzehntelang die Mainzer Motivwagen prägte. Ein Schild „Danke Hanne und Dieter Wenger“ sowie ein Werkzeugkasten mit der Aufschritt „Dieter“ erinnern.
Der Übergang zu Stefan Hisge als nachfolgender Wagenbauer ist gelungen. Er arbeitet mit Wengers Team weiter. Die diesjährigen – ebenso gelungenen – grandiosen Motivwagen zeigen, dass die gute Tradition des Politischen Motivwagenbaus in Mainz fortgeführt werden kann.
(Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)