„Was ist der Mensch, was ist Maschine?“ „KI-Themen“ 2025 im Museum für Kommunikation in Frankfurt

© CC BY SA 4.0 Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Beim gestrigen Ausblick auf das neue Ausstellungsjahr 2025 im Museum für Kommunikation Frankfurt stellte sich die neue Direktorin, Dr. Annabelle Hornung, erstmals der Presse vor. Hornung, promovierte Historikerin und KI-Fachfrau, zuletzt Leiterin des Museums für Kommunikation in Nürnberg, folgt auf Dr. Helmut Gold, der nach 27 Jahren im Dezember 2024 in den Ruhestand verabschiedet wurde. „Mit dem Museum für Kommunikation Frankfurt möchte ich gerne an die bisherige Ausrichtung auf Medienkompetenz und -bildung als Demokratiebildung anknüpfen, aber auch neue Schwerpunkte und Impulse setzen. Der Blick in die Vergangenheit und auf frühere Medienbrüche hilft, heutige Herausforderungen wie Digitalisierung und KI besser zu verstehen“, formulierte die neue Museumsdirektorin die Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit.

MKF-Portrait_Annabelle Hornung 13.01.25 © CC BY SA 4.0 Museumsstiftung Post und Telekommunikation / Foto: Stefanie Koesling

So werde das Museum für Kommunikation 2025 ganz im Zeichen von „KI“ stehen. Es gehe insbesondere darum, jungen Menschen entsprechende Medienkompetenz zu vermitteln. Mit Künstlicher Intelligenz hätten sich die technischen Möglichkeiten grundlegend verändert. KI könne sprechen. Was Maschine sei und was Mensch sei, lasse sich nicht mehr immer einfach unterscheiden. „Apps und andere Dating-Simulatoren geben die Illusion von Nähe und Zuneigung, und manche Menschen bauen eine echte Freundschaft mit ihnen auf oder verlieben sich sogar. Aber kann eine KI menschliche Beziehungen ersetzen? Wie verändert KI unser Kommunikationsverhalten? Mit dem Themenschwerpunkt ‚Künstliche Intelligenz‘ nehmen wir diese relevanten Fragestellungen unserer Zeit auf und machen sie für das Publikum in Form von Ausstellungen, Interventionen, Fachtagungen und Workshops das gesamte Jahr 2025 über erfahrbar“, erläuterte Dr. Annabelle Hornung.

Gemeinsam mit Dr. Corinna Engel, Leiterin Ausstellungen, Bildung und Kommunikation, und Regina Hock, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, skizzierte Hornung im Detail geplante Neuerungen, Ausstellungsvorhaben und Programm-Highlights. Auftakt machen wird ab dem 21. März 2025 die Ausstellung „New Realities: Fashion Fakes – KI-Fabriken“. Dahinter steht die zentrale Frage: „Was passiert, wenn KI die Modewelt neu erfindet?“
Auch wird ab Juli 2025 die beliebte Dauerausstellung zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Kommunikation im Untergeschoss ein Update erhalten und um eine neue Insel zur KI ergänzt werden. Zudem werden in der Dauerausstellung die Stelen „21 Perspektiven auf die Kommunikation im 21. Jahrhundert“ nicht nur nachhaltig überarbeitet, sondern eröffnen ab Oktober völlig neue Nutzungsmöglichkeiten für das Publikum.

In der ab dem 9. Oktober 2025 geplanten großen Sonderausstellung „NACHRICHTEN – NEWS“, die die derzeitige Erfolgsschau „Apropos Sex“ ablösen wird, steht die Frage im Vordergrund: „Wie verändert KI das journalistische Handwerk?“ Dabei geht es nicht nur um die Folgen von KI auf die Nachrichtenwelt, sondern auch um Fragen unserer Zeit, etwa rund um das Fake-News-Thema: „Was ist wichtig? Was ist wahr?“

Es dürfte ein spannendes Jahr 2025 werden im Museum für Kommunikation.

Die Projekte folgend im Detail:

Ausstellungseröffnung Nachrichten News © Museumsstiftung Post und Telekommunikation / Foto: Charles Yunck

„New Realities: Fashion Fakes – KI Fabriken“ (21. März 2025 bis 11. Januar 2026) 
Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz die Modewelt neu erfindet? Die Ausstellung „New Realities: Fashion Fakes – KI Fabriken“ (21. März 2025 bis 11. Januar 2026) untersucht die Schnittstelle von Mode, (Mode-)Fotografie und KI-Visualisierung. Als kulturelles Phänomen ist Mode stets mit ihrer „Vorführung“, aber noch stärker mit ihrer Abbildung verbunden, in der Ausstellung werden daher insbesondere Aspekte der visuellen Kommunikation aufgegriffen. Die Besucher:innen sind eingeladen, auf spielerische Weise die Repräsentation von Mode durch generative KI zu reflektieren und an der Schnittstelle analoger und digitaler Kreation aktiv zu werden.

Dauerausstellung „Mediengeschichte|n neu erzählt!“ ab 23. Juni 2025

Ab 25. Juni wird die Dauerausstellung „Mediengeschichte|n neu erzählt!“ um eine neue Themeninsel zu KI erweitert. An interaktiven Wandstationen und mittels eindrucksvoller Exponate können die Besuchenden mehr über die Beziehung zwischen Mensch und KI erfahren. Erklärt werden an dieser neuen Station aber auch Bias und Statistik: Was verstehen wir beispielsweise unter dem Begriff „Automatische Intuition“ und wie gehen wir damit um, wenn KI soziale Ungleichheiten verstärkt?

Als Teil der Dauerausstellung präsentieren Expert:innen im Bereich „21 Köpfe denken Zukunft“ mittels Videostatements und Interviews ihre Sichtweisen auf die möglichen Trends der Kommunikation von morgen. Ab 31. Oktober werden an dieser Station neue Expert:innen zu Wort kommen. Außerdem werden die Nutzungsmöglichkeiten weiterentwickelt: Die Besuchenden können mittels eines „Bons“ individuell zusammenstellen, welche Zukunftsthemen sie weiter vertiefen wollen – sie werden dann an die entsprechende Stele gelotst – oder ob sie weiterführende Inhalte auf ihrem Smartphone mit nach Hause nehmen.

Nie war es einfacher, über das aktuelle Weltgeschehen Bescheid zu wissen. Nachrichten sind jederzeit überall verfügbar. Dennoch haben immer weniger Menschen Interesse daran, auf dem Laufenden zu bleiben. Warum? Die interaktive Ausstellung NACHRICHTEN – NEWS (9.10.2025-6.9.2026) lädt dazu ein, persönliche Gewohnheiten, Bedürfnisse und Kenntnisse zu erkunden. Zugleich regt sie zum Nachdenken darüber an, was wir als Gesellschaft benötigen, um jetzt und in Zukunft gut informiert zu sein. Die Ausstellung wirft auch einen Blick auf die Umwälzungen des Nachrichtengeschäfts durch Künstliche Intelligenz.

AI-Impact: Workshops und Schulungen für Multiplikator:innen und Erwachsene

Ausstellungseröffnung Nachrichten News © Museumsstiftung Post und Telekommunikation / Foto: Charles Yunck

Der schnelle Fortschritt in der KI und die fortschreitende Digitalisierung bringen nicht nur technische, sondern auch pädagogische Herausforderungen mit sich, die eine gezielte Weiterbildung in der Erwachsenenbildung erfordern. Durch digitale und analoge Workshops werden Multiplikator:innen innerhalb des Projekts „AI-Impact“ für das Thema geschult und qualifiziert, um KI sinnvoll und kompetent in ihre eigene Bildungsarbeit zu integrieren.
Darüber hinaus werden Workshops von Multiplikator*innen für Kindern und Familien, ältere Menschen und Personen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen stattfinden. Ziel ist es neben der Förderung digitaler Kompetenzen auch die Förderung einer Auseinandersetzung mit ethischen und gesellschaftlichen Auswirkungen von KI, sowie sozialer Teilhabe und Inklusion. Ein Fachtag im Museum für Kommunikation Frankfurt wird Multiplikator*innen Raum für einen multidisziplinären Diskurs über die Auswirkungen von KI bieten. Die Ergebnisse der Workshops, sowie die Erfahrungswerte der Teilnehmenden werden ab Oktober interaktiv in der virtuellen Ausstellung „AI-Impact“ des Museums für
Kommunikation Frankfurt präsentiert.

„AI-Impact“ ist ein Kooperationsprojekt des Museums für Kommunikation Frankfurt mit dem Fachbereich Erwachsenen- und Familienbildung des Zentrums für Bildung der evangelischen Kirche Hessen und Nassau, dem Zentrum für gesellschaftliche Verantwortung Mainz sowie dem HESSENCAMPUS Darmstadt. Das Kooperationsprojekt findet in mehreren aufeinanderfolgenden Einheiten von März bis Dezember 2025 statt.
Im Rahmen des KI-Themenjahres ist auch eine Kooperation mit der vhs Frankfurt geplant, die bereits über ein umfangreiches Angebot zur Information und Anwendung von KI, insbesondere im Arbeitsalltag verfügt. Die gemeinsamen Angebote werden sich schwerpunktmäßig an Erwachsene richten.
Neupräsentation der Kunstsammlung: Mediengeschichte(n) … mit Kunst erzählt.

Kunstsammlung des Museums wird für 2025 neukonzipiert

Nicht nur die Dauerausstellung wird durch neue Inhalte belebt, auch die Kunstsammlung des Museums wird für 2025 neukonzipiert: Ab Ende März 2025 erzählen die Werke der Sammlung der Museumsstiftung Post und Kommunikation Mediengeschichte(n) neu. Die Präsentation Mediengeschichte(n) … mit Kunst erzählt lädt ein, die Wahrnehmung zu schärfen, einzutauchen in vergangene Zeiten und neue Möglichkeiten für das Verständnis und die Gestaltung einer besseren Zukunft zu schaffen. Der kuratorischen Auswahl liegen die vier zentralen Phänomene der Dauerausstellung zugrunde: BESCHLEUNIGUNG – VERNETZUNG – KONTROLLE – TEILHABE. Sie ermöglichen es Beziehungen zwischen den Bildinhalten und den Inseln der Dauerausstellung zu erstellen. Das Kunstwerk wird als Medium für die Annäherung an technikgeschichtliche und kulturhistorische Zusammenhänge genutzt. Bisweilen lässt es die Geschichte seiner Entstehung, der Künstlerin und seines Erschaffers hinter sich. Diese machen wir online zugänglich: www.kunstgeschichten.museumsstiftung.de. Das Besondere der Neupräsentation: Sie wird durch eine „Kinderspur“ ergänzt.

Skulpturenpark auf der Blühwiese

2023 wurde ein kleiner Skulpturenpark auf der Blühwiese zwischen dem Behnisch-Bau und der historischen Villa angelegt. Rund um Ostern wird dieser mit Werken von Henry Munyardazi, Markus Lüpertz und einer Büste des Generalpostmeisters Johann Friedrich von Seegebarth erweitert.

Fortlaufende Ausstellungen

© CC BY SA 4.0 Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Bis 7. September 2025
Apropos Sex

Bis 9. März 2025
Das Fernmeldehochhaus Frankfurt 1951-2004. Ein kurzer Abriss

Neue Sonderausstellungen

Ab 6. März 25
Mediengeschichte(n) … mit Kunst erzählt

21. März 2025 bis 11. Januar 2026
New Realities. Fashion Fakes – KI Fabriken

Ab 27. Juni
Dauerausstellung: Neue KI-Insel
9. Oktober 2025 bis 6. September 2026
NACHRICHTEN – NEWS
Ab 30. Oktober
Dauerausstellung: 21 Perspektiven

Auswahl Veranstaltungen 2025 Sa, 8. März, 19 Uhr
ICH BIN VIELE! Neue ungehaltene Reden ungehaltener Frauen

Am Weltfrauentag reden Frauen allen Alters, mit den unterschiedlichsten Hintergründen über das, was sie beschäftigt: Über unerreichbare Körperideale, die Reduktion auf das Äußere, über Outing und erste Liebe. Gewohnt gemischt sind die Tonarten ihrer Reden: Manche sind ernst, andere humorvoll. Was sie eint, ist ihr gemeinsamer Widerstand gegen ein System, das die Einzelne unsichtbar macht.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit S. FISCHER, gefördert von Kulturamt Frankfurt und Frauenreferat der Stadt Frankfurt.
4 € zzgl. Museumseintritt, Anmeldung & Tickets: https://eveeno.com/ungehaltene-reden Do, 1. Mai, 11 Uhr
Frankfurt liest ein Buch – Lesung und Diskussion mit Autor Dirk Kurbjuweit zu seinem Buch
„Nachbeben“

Im 16. Jahr rückt das Lesefestival erstmals Frankfurts Rolle als Finanzplatz in den Vordergrund:
Spiegel-Chefredakteur Dirk Kurbjuweits 2004 erschienener Roman „Nachbeben“ liefert eine literarische Chronik der 1990er Jahre und der deutschen Währungsgeschichte. Setting ist neben Frankfurt vor allem der Kleine Feldberg, wo ein Seismograph die Wellen und Schwingungen der großen Welt genauso wie die Gefühlslagen und (zwischen)menschlichen Spannungen des Romanpersonals einfängt.
4 € zzgl. Museumseintritt, Anmeldung & Tickets: https://eveeno.com/nachbeben So, 4. Mai, 15 Uhr
„Anybody“ – Interaktive Lesung mit Bildprojektion aus dem Buch

Ein echter Hingucker in der Ausstellung sind die Zeichnungen der Frankfurter Illustratorin Anke Kuhl zu den neugierigen Kinderfragen, die Sexualpädagogin Katharina von der Gathen in ihren Büchern „Klär mich auf“ und „Klär mich weiter auf“ beantwortet hat. Nun sind beide mit ihrem Buch „Anybody“ im Museum zu Gast. Es geht um Schönsein früher und heute, Körperveränderungen, Einzigartigkeit, Berührungen, erste Eindrücke, Nacktsein, Gemeinheiten, Komplimente, Körpertricks uvm. Die Autorinnen gehen mit den Teilnehmenden spielerisch ins Gespräch. Anke Kuhl wird live zeichnen.

4 € zzgl. Museumseintritt, Anmeldung & Tickets: https://eveeno.com/anybody

So, 1. Jun
Aktionstag – Von Beginn an Aufklären
Wie kommt das Baby in den Bauch? Was kribbelt da unten so schön? Körperwissen und sexuelle Bildung sind von Beginn an wichtig, um Kinder zu stärken. So bekommen schon kleinste Kinder ein gutes Selbstwert- und Körpergefühl und können ihre Grenzen benennen. Sollten Kinder auch über die Vielfalt von sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten aufgeklärt werden? Eine altersgemäße Aufklärung über sexuelle Vielfalt schadet Kindern nicht. Doch wie begleiten Eltern und Erzieherinnen Kinder altersgerecht in ihrer sexuellen Entwicklung, ohne sie zu überfordern? Wie reagiert man bei Doktorspielen, Übergriffen
unter Kindern und Selbstbefriedigung? Wie schützt man sein Kind vor sexualisierter Gewalt? Dazu haben wir Speaker:innen sowie Einrichtungen eingeladen.

Eintritt frei

Di, 17. Jun, 19 Uhr
Wissenschafts-Slam Hormone
Hormone steuern unsere Gefühle, unser geschlechtliches Erscheinungsbild und den weiblichen Zyklus. Sie werden eingesetzt zur Familienplanung, zum Lusterhalt, zur Verjüngung und zur Stärkung der Geschlechtsidentität. Doch wie gut sind die Botenstoffe erforscht? Wie exakt kann man sie einsetzen, um Kinderwünsche zu erfüllen und Wechseljahresymptome zu steuern? Welche Risiken gehen trans* und nicht-binäre Menschen ein, wenn sie Hormone nehmen? Bei dem Wissenschafts-Slam tragen Wissenschaftlerinnen und Experten ihre Erkenntnisse mit Cartoons, Experimenten, Livegesängen – kurzweilig vor. Anschließend diskutiert das Publikum in kleinen Gruppen, das, was es am meisten interessiert.
4 € zzgl. Museumseintritt, Anmeldung und Tickets: https://eveeno.com/hormone Sa, 10. Mai

Nacht der Museen – Express yourself
Ganz gleich, ob Du „Express Yourself“ mit dem am 9.5.1989 von Madonna veröffentlichten Song voller Anspielungen auf Gender und Sex verbindest. Oder als Aufruf, dich selbst auszudrücken, – in der Nacht der Museen ist alles anders als gewohnt. Wir feiern mit Drag- Queens, Erotik-Lesungen und Peep durch die schrill-bunte Nacht. Das Partypublikum laden wir zum Identitäts-Swap ein, mitzutanzen.

Fr, Sa, So 29. – 31. Aug
Museumsuferfest
Drei Tage im August feiern Menschen entlang des Mainufers die Frankfurter Museen mit ihren Programmangeboten, erleben Bühnenproduktionen und Inszenierungen. Zu dem spektakulären Kulturfestival reisen Menschen aus ganz Europa an. Im prämierten Museumsbau erleben Besucherinnen und Besucher wie Günter Behnisch freiheitliche, demokratische und humane Grundsätze in Gebautes übersetzt. Eine offene Gesellschaft fördert das Museum für Kommunikation Frankfurt mit seinen Ausstellungen und Angeboten.