Robert Lebecks Stars, Politiker und Geschichte der jungen BRD in den Opelvillen Rüsselsheim 9.2. bis 15.6.2025

Nun danket alle Gott. Die erschütternden Stunden der Heimkehr aus Rußland /Revue-Bericht von Robert B. Lebeck, Revue, Nr. 43, 1955 – Zeitdokument der aus der Adenauer-Ära in der Ausstellung „Robert Lebeck. Hierzulande“, vom 9.2. bis 15.6.2025 in den Opelvillen Rüdesheim. © Foto Diether von Goddenthow

Ob Willy Brandt, Elvis Presley, Romy Schneider oder ein Betriebsausflug nach Altenahr oder ein Boxkampf der Damen auf St. Pauli – der Fotoreporter Robert Lebeck (1929–2014) kam mit seiner charismatischen Gabe zur stillen Beobachtung allen ganz nah. „Robert Lebeck kam mit allen aus, ob obdachlos oder prominent“, erinnert sich Cordula Lebeck, die als Grafikerin eng mit ihrem 2014 verstorbenen Mann zusammengearbeitet hatte. Robert sei allen Menschen stets auf Augenhöhe begegnet und freundlich auf jeden zugegangen. Seine Frohnatur und sein rheinisches Grinsen hätten ihm zudem manche Tür geöffnet. In seinen bewegenden Bildern hielt er Sozial- und Zeitgeschichte der deutschen Nachkriegszeit fest.

Carsten Junge, Geschäftsführer der Sparkassenstiftung Lüneburg, durch dessen Kontakte zu Dr. Beate Kemfert, Vorstand der Opelvillen Stiftung die Ausstellung von Lüneburg nach Rüsselsheim kam, hier im Gespräch mit Besuchern. Das Wandbild zeigt die Opern-Diva Maria Callas auf ihrer Tournee 1959 in der Stuttgarter Liederhalle. © Foto Diether von Goddenthow

Zu sehen ist ein Querschnitt seiner Deutschland-Bilder in der soeben eröffneten Ausstellung „Robert Lebeck. Hierzulande“, die vom 9.2. bis 15.6.2025 in den Opelvillen Rüsselsheim läuft. Im Fokus stehen Robert Lebecks prägende Deutschlandbilder sowie Bildreportagen im Magazin Stern (als dieses noch Millionenauflagen hatte) und in den einst großen, inzwischen eingestellten Illustrierten wie Revue, Quick, Kristall, Frankfurter Illustrierte oder Das Schönste. Bei der Retrospektive werden zudem teilweise bislang unbekannte Fotografien von Robert Lebeck zum ersten Mal öffentlich gezeigt.

Cordula Lebeck signiert ihr gleichnamiges Buch  zur Ausstellung.© Foto Diether von Goddenthow

Da Robert Lebeck überwiegend im Ausland fotografierte und zumeist weltweit unterwegs war, sei es bei der Anfrage zu dieser Ausstellung zunächst gar nicht so einfach gewesen, rasch entsprechendes, sich auf Deutschland beschränkendes Bildmaterial im Archiv ausfindig zu machen. Aber schließlich sei sie in den Archiven fündig geworden und habe dabei viele bislang unbekannte Bilder entdeckt, erzählt Cordula Lebeck bei der Vernissage. Die Grafikerin und Autorin hat eng mit ihrem 2014 verstorbenen Mann zusammengearbeitet, ihn begleitet, sein Archiv aufgebaut und betreut – und vieles mehr.

Robert Lebecks prägende Deutschlandbilder stehen im Fokus der Ausstellung „Hierzulande“, die vom 9.2. bis 15.6.2025 in den Opelvillen Rüsselsheim zu sehen ist. Das Besondere ist, dass zum Teil noch nie veröffentlichte Fotografien von Robert Lebeck ebenfalls Teil der Retrospektive sein werden. Themenblöcke wie „Heimkehrer“, „Bonner Republik“ oder „Deutschland im März“ bilden in der umfassenden Schau mit über 150 Fotografien ebenso Schwerpunkte wie Elvis Presley, Maria Callas, Romy Schneider, Josef Beuys und Alfred Hitchcock. Diese Porträts zeugen zudem von dem hohen Vertrauen, das die prominenten Künstler Lebeck entgegenbrachten.

Postkarten zur Ausstellung Robert-Lebeck, hier Romy-Schneider mit Vadim Glowna am Set, Dreharbeiten zu „Gruppenbild mit Dame“, 1976. © Foto Diether von Goddenthow

Robert Lebeck gilt als einer der bedeutendsten Fotografen der Nachkriegszeit. Er setzte neue Maßstäbe im Fotojournalismus, indem er abrückte von „gestellten“ Bildern und immer wieder versuchte, das Wesen der Menschen, von Situationen und Atmosphären authentisch einzufangen. Um Momente im entscheidenden Augenblick zu erwischen, reduzierte er technische Einstellungen an der Kamera auf ein Minimum und verzichtete auch schon mal auf einen Blitz, wenn es das Momentum des Motivs erforderte.

Zu den Ausstellungs-Highlights gehört sicher auch die auf den ersten Blick eher unspektakuläre Serie „Betriebsausflug nach Altenahr“ von 1956. Hier offenbart sich dem Betrachter die „menschenkomische Seite der wiederauferstandenen Feierkultur“ in Deutschland nach der entbehrungsreichen Nachkriegszeit – eine Zeit, in der die Weingegenden an Ahr, Rhein, Mosel und Nahe noch als Sehnsuchtsorte der Deutschen galten.

Ausstellungs-Impression „Robert Lebeck. Hierzulande“, die vom 9.2. bis 15.06.2025 in den Opelvillen Rüsselsheim. © Foto Diether von Goddenthow

Bewegend und seltsam aktuell ist auch seine Serie „Heimkehrer“, in der er die Szenen der Ankunft der sogenannten Spätheimkehrer am 9. Oktober 1955 auf dem Grenzbahnhof Herleshausen festhielt. Im September 1955 hatte der damalige Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer in Moskau durch geschicktes Verhandeln ihre Freilassung bewirken können.

Die Ausstellung „Robert Lebeck. Hierzulande“,  vom 9.2. bis 15.6.2025,  und das dazugehörige gleichnamige Buch (siehe unten) sind sehr empfehlenswert.

Kunst- und Kulturstiftung
Opelvillen Rüsselsheim
Ludwig-Dörfler-Allee 9
65428 Rüsselsheim

Öffnungszeiten des Ausstellungshauses
Di, Do–So: 10–18 Uhr
Mi: 10–20 Uhr

Biographisches

Cover: „Neugierig auf Welt: Erinnerungen eines Fotoreporters
Robert Lebeck, Steidl Verlag, 2004 (vergriffen).

Robert Lebeck wurde 1929 in Berlin geboren und als 15-Jähriger in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs zur Wehrmacht eingezogen. 1945 geriet er an der Ostfront in Gefangenschaft. Zurück in Deutschland besuchte Lebeck das Fürstenberg-Gymnasium in Donaueschingen, erwarb dort sein Abitur und absolvierte ein Studium der Völkerkunde in Zürich und New York. Als Student lernte er die Magazine Life und Look kennen. Nach dem Studium entschloss sich Lebeck, die Laufbahn eines Fotografen einzuschlagen, und eignete sich als Autodidakt die Grundlagen der Fotografie an. Erste Aufträge erhielt er von diversen Heidelberger Zeitungen, bevor er für die bekannte Illustrierte Revue fotografierte, deren Redaktionsbüro er ab 1955 in Frankfurt am Main leitete.
Seine Karriere als Fotoreporter setzte Lebeck beim renommierten Magazin Kristall fort. Gleich während seiner ersten großen Reportage im Ausland gelang Lebeck ein besonderer Coup, der ihn international bekannt machte: Er fotografierte, wie ein junger Kongolese den Degen des belgischen Königs Baudouin bei dessen Staatsbesuch 1960 während der Unabhängigkeitsfeiern des Kongos stahl. Seine ungewöhnlichen Fotoreportagen machten 1962 den Stern auf ihn aufmerksam, der Lebeck für sein festes Reporterteam engagierte. Nach einem Intermezzo als Chefredakteur bei Geo kehrte er zum Stern zurück, wo Lebeck bis 1994 blieb.
1991 erhielt Robert Lebeck den Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh), 2007 den Henri-Nannen-Preis für sein Lebenswerk. Sein Werk wurde in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und in Fotobüchern veröffentlicht. Lebeck machte sich neben seiner Tätigkeit als Fotograf auch als Sammler alter Fotografien einen Namen. 2014 starb er in seiner Heimatstadt Berlin.

Buchempfehlung
Robert Lebeck. Hierzulande herausgegeben von Cordula Lebeck
Steidl Verlag, Göttingen 2023
Deutsch, 192 Seiten
ISBN 978-3-96999-215-9