Zum 80. Geburtstag von Michael Sowa widmet das Caricatura Museum Frankfurt dem Berliner Maler und Illustrator eine große Einzelausstellung – ein ebenso exklusiver wie repräsentativer Überblick über das Werk eines Künstlers, der das visuelle Gedächtnis der Bundesrepublik nachhaltig geprägt hat.
Geboren am 1. Juli 1945 in Berlin, lebt Sowa bis heute in seiner Heimatstadt. Nach einem Studium der Kunstpädagogik an der Hochschule der Künste arbeitete er zunächst kurzzeitig als Lehrer, ehe er sich ganz der Malerei widmete. In den frühen 1980er-Jahren wurde er mit Plakaten für Die Grünen einem größeren Publikum bekannt. Rasch folgten Illustrationen für die TITANIC, die Süddeutsche Zeitung, die taz und das ZEITmagazin, dessen Titelbild er 1993 gestaltete. 2002 erreichte er mit dem Gemälde Last Minute Errand sogar das Cover des New Yorker.
Besonders geschätzt ist Sowa für seine kongenialen Illustrationen zu literarischen Texten – unter anderem von Axel Hacke, Elke Heidenreich, Gerhard Polt, Donna Leon, Roger Willemsen, Max Goldt und Eva Demski. Auch für die Bühne war er tätig: Für die Frankfurter Oper entwarf er 1998 das Bühnenbild zu Alfred Kirchners Inszenierung der Zauberflöte, die bis 2022 mehr als 150 Mal aufgeführt wurde.
Seit den 1980er-Jahren wurde Sowa international ausgestellt, insbesondere in Japan feierte er mit umfassenden Werkschauen große Erfolge. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er durch seine Mitwirkung an Jean-Pierre Jeunets Die fabelhafte Welt der Amélie (2001) bekannt. Die eigens für den Film geschaffenen Tierportraits, darunter die berühmte Schweinelampe, sind längst Kult. Auch Werke wie Mädchen mit Bär, Herbert und die Krokodilfigur stammen aus seiner Hand. Für Wallace & Gromit – Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen (2005) gestaltete er zusätzlich Szenen- und Kulissenentwürfe.
Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet: 1995 mit dem Olaf-Gulbransson-Preis, 2004 mit dem Berliner Buchpreis für Prinz Tamino, 2013 mit dem Göttinger Elch, 2015 mit dem Sondermann-Preis und zuletzt 2020 mit dem e.o.plauen Preis für sein Lebenswerk.
Sowas Bilderwelten faszinieren durch ihre Mischung aus Absurdität und Tiefsinn. Trotz skurriler Motive und grotesker Szenarien ist sein Humor von feinsinniger, humanistischer Prägung. Er macht das Außergewöhnliche im Alltäglichen sichtbar – und umgekehrt. Menschen und Tiere, Einsamkeit und Übermut, stille Melancholie und plötzliche Lebendigkeit begegnen sich in seinen Bildern auf ebenso überraschende wie berührende Weise.
Typisch für Sowa ist die altmeisterlich anmutende Malweise: Acrylfarben in gedeckten, erdigen Tönen verleihen seinen Werken eine traumverlorene Tiefe, die häufig von einer tragikomischen Note durchzogen ist. Immer wieder kehren bestimmte Motive wieder – stürmische Wellen, dramatische Wolkenformationen, nächtliche Landschaften oder übergroße Tiergestalten, die in idyllischen Szenen für subtile Brüche sorgen. Legendär sind seine anthropomorphen Tierfiguren: Schweine, Gänse, Hasen, Hunde oder Katzen, die oft mehr über den Menschen erzählen als über das Tier.
Die Sowa’sche Komik lebt von Kontrasten – etwa zwischen hochpräziser Technik und kindlich-naivem Inhalt oder durch das Aufeinandertreffen von Alltagsgegenständen und surrealen Elementen. Immer wieder übersetzt der Künstler sprachliche Bilder, Sprichwörter und absurde Gedankenspiele in malerische Miniaturen voller Witz und Doppelbödigkeit. Seine Bildräume irritieren, verlocken, fordern zur wiederholten Betrachtung heraus.
Die Frankfurter Ausstellung zeigt Werke aus allen Schaffensphasen Michael Sowas – von den ikonischen TITANIC-Titeln über Klassiker der Malerei bis hin zu selten oder nie gezeigten Arbeiten. Neben Buchillustrationen und freien Arbeiten sind auch Entwürfe und Fotografien aus seinem filmischen und szenischen Schaffen zu sehen. Ein besonderer Fokus liegt auf den Originalentwürfen zur Frankfurter Zauberflöte, die nur hier in Deutschland erhalten geblieben sind. Ergänzt wird die Schau durch unveröffentlichte Varianten, Übermalungen sowie kürzlich vollendete oder bewusst unvollendet gebliebene Werke – ein seltener Blick in den Schaffensprozess des Künstlers.
Möglich wurde die Ausstellung durch die Unterstützung von rund 50 privaten Leihgeberinnen und Leihgebern – eine Zusammenstellung, wie sie bislang nie zu sehen war. Das Caricatura Museum dankt dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain sowie der FAZIT-Stiftung für die großzügige Förderung.
Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17
D-60311 Frankfurt am Main
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Buch zum 80. und zur Ausstellung:
MICHAEL SOWA – FRAGILE IDYLLEN
Limitierte Sonderausgabe im Großformat Vorwort von Andreas Platthaus
Zu seinem 80. Geburtstag erscheint ein repräsentativer Band seines Werks mit ikonischen Bildern, die sich fest in das kollektive Gedächtnis der BRD eingeschrieben haben.
Dazu Illustrationen zu Geschichten u.a. von Elke Heidenreich, Axel Hacke, Gerhard Polt, Donna Leon und Bilder zu den Filmen Die fabelhafte Welt der Amélie oder Wallace & Gromit und das Titelbild für das legendäre Magazin The New Yorker.
Verlag Antje Kunstmann, 300 Seiten, 20 x 26 cm
ISBN 978-3-95614-632-9
80,00 Euro