Lebend, in Großaufnahme und künstlerisch inszeniert – Achtbeiner aus drei Perspektiven zeigt das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt in der Sonderausstellung „SPINNEN“ in Kooperation mit dem Projekt ARANEUS (siehe unten) vom 15. Juli 2016 bis 8. Januar 2017.
Rund 40 lebende Spinnen und Skorpione in Terrarien erwarten alle Naturkundefans. Makroaufnahmen der Tiere aus den Tropen zoomen das ganze Formen- und Farbenspektrum der erstaunlichen Tiere ins Großformat. Die zarten und zugleich äußerst stabilen Netze der Baukünstler stehen im Mittelpunkt einer Inszenierung aus Licht und Klang. Mehr Informationen zu den bemerkenswerten Tieren bieten begleitende Vorträge, Führungen und ein Programm in den Sommerferien.
Eklig, furchteinflößend oder gar tödlich – diese Klischees hört Peter Jäger, Spinnenforscher und Sektionsleiter im Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt, nicht so gerne, wenn es um die Tiere seiner beruflichen Passion geht: Spinnen. „Trotz ihres schlechten Images haben die Achtbeiner ganz erstaunliche Eigenschaften und Fähigkeiten“, erklärt er. „Sie spinnen hauchdünne Netze, die extrem stark und zudem sehr dehnbar sind, bauen Falltüren oder fangen ihre Beute mit dem Lasso.
Keine Spinnenart ist wie die andere. Im Jagdverhalten, in den Balzgewohnheiten und in der Brutpflege gibt es zahlreiche Unterschiede.“ Seit 380 Millionen Jahren gibt es Spinnen auf der Erde. Etwa 46.000 Arten sind bisher bekannt. Forscher schätzen aber, dass mehr als 500.000 Arten weltweit existieren. Rund 40 lebende Vogelspinnen und einige Skorpione aus Asien, Afrika und Amerika werden in der Sonderausstellung zu sehen sein, darunter die größte Spinne der Welt und die giftige schwarze Witwe – alle sicher verwahrt in Glasterrarien. Neugierige können immer donnerstags um 15 Uhr dabei sein, wenn Dominik Jasinski von dem Projekt „Araneus“ die Tiere füttert.
Erstaunliche Farben und unterschiedlichste Formen der Achtbeiner rückt Fotograf Nicky Bay in seinen Makroaufnahmen ins Zentrum. Mit seiner Kamera macht er Jagd auf die tropische Spinnenwelt. Mit glänzend schwarzen Augen scheinen die Tiere neugierig in die Kamera zu blicken: mal in knalligem Rot oder Gelb, mit spitz zulaufenden Zacken oder schillernden Sprenkeln versehen, als Ameise getarnt oder mit einer Perlenkette matt glänzender Eier geschmückt. Details wie Kieferklauen, feinste Härchen und silbrige Kunstwerke aus Spinnenfäden, die mit dem bloßen Auge kaum zu sehen sind, offenbaren die Makroaufnahmen des Fotografen aus Singapur. Peter Jäger lernte ihn bei seinen Forschungsreisen durch Asien kennen und konnte ihn für die Ausstellung in Frankfurt gewinnen.
Fütterung der achtbeinigen Raubtiere miterleben
Ein Highlight der Ausstellung ist die einmal wöchentlich erfolgende Fütterung der Spinnen. Jeden Donnerstag gegen 15 Uhr können Besucher miterleben, wie Museums-Mitarbeiter der größten Vogelspinne der Welt, der bis zu 30 cm Beinspannweite erreichenden Goliath-Vogelspinne, lebende Käfer, Grillen etc. servieren.
Kunst-Installationen aus Spinnen-Netzen
Auch den international bekannten Städel-Schüler und Künstler Tomás Saraceno verbindet eine langjährige Kooperation und Freundschaft mit dem Senckenberg-Arachnologen. 2010 setzte Saraceno mit Jägers Hilfe die naturgetreue Rekonstruktion eines dreidimensionalen Spinnennetzes der Schwarzen Witwe im Riesenformat um – siebzehnfach vergrößert. Die Fäden der Spinnen faszinieren ihn besonders, denn das feine Material hat extreme Eigenschaften. Es ist sehr leicht, elastisch und bezogen auf sein Gewicht sogar belastbarer als Stahl. Mit den bei einigen Arten sehr komplexen Netzen entwerfen die kleinen Tiere ihr ganz eigenes Universum.
Saracenos künstlerische Auseinandersetzung mit den erstaunlichen Bauwerken ist eine Einladung dieses Universum näher zu entdecken. Dabei kann der Besucher auf alternativen Wegen Erkenntnisse und Erfahrung sammeln und mit anderen in Interaktion treten. In drei schwebenden Glaskuben werden die filigranen Netze im Scheinwerferlicht zum Strahlen gebracht und die Welt der Spinnen aus einer neuen Perspektive in Szene gesetzt.
Das „Aeolic Instrument“ wiederum übersetzt die Bewegung feiner
Spinnenfäden in Töne. In seiner Inszenierung nutzt Saraceno die strukturellen Eigenschaften der Spinnenseide sowie die ausgeklügelte Art der Tiere über Vibration zu kommunizieren, indem er die Bewegungen – die für das menschliche Ohr sonst nicht wahrnehmbar sind – verstärkt und in rhythmische Töne übersetzt.
Die Installationen von Tomás Saraceno sind für Besucher der Dauerausstellung frei zugänglich. Die Ausstellung ist Teil des Programms „Kultur trifft Natur“ des Senckenberg Naturmuseums.
Projekt ARANEUS
Mit ihrem Projekt ARANEUS organisieren Sebastian Wadycki und Jacek Pacyna Ausstellungen mit lebenden Spinnentieren. Ihre über 50 Arten umfassende Sammlung wurde bereits in 115 Museen in ganz Europa präsentiert. Neben Wissensvermittlung ist es ihr Anliegen, Menschen die Angst vor Spinnen zu nehmen. Nicky Bay, Fotograf aus Singapur, widmet sich seit 2008 der Makrofotografie von Gliederfüßern. Auf Exkursionen in den tropischen Regenwald, aber auch in den Straßen seiner Heimatstadt hält er stets Ausschau nach neuen Motiven. Seine Entdeckungen teilt er auf seinem Blog mit Fans auf der ganzen Welt. Tomás Saraceno studierte Architektur und Kunst in Buenos Aires, Frankfurt am Main und Venedig. Seine Arbeiten sind multidisziplinär, an der Schnittstelle zwischen Kunst, Architektur und Wissenschaft. Die dadurch entstehenden Skulpturen und Installationen wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen weltweit gezeigt, so im Louvre in Paris, der Biennale in Venedig oder im Metropolitan Museum of Art in New York.
Dauer: 15. Juli 2016 bis 8. Januar 2017
Ort: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum
Wolfgang-Steubing-Saal und Raum 211
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt2. OG,
Die Ausstellung „SPINNEN“ kann nur in Verbindung mit der Dauerausstellung besichtigt werden. Kombiticket „SPINNEN“: 11 Euro für Erwachsene, 6 Euro für Kinder und Jugendliche (6 – 15 Jahre) sowie 28 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder).