
Im Jahr 2025 feiert das Land Rheinland-Pfalz ein bedeutendes Jubiläum: Seit nunmehr 20 Jahren zählt der Obergermanisch-Raetische Limes, das längste archäologische Bodendenkmal Europas, zum UNESCO-Welterbe. Dieses beeindruckende Zeugnis römischer Geschichte, das einst die Grenze zwischen dem Römischen Reich und den germanischen Stammesgebieten markierte, wurde im Jahr 2005 gemeinsam mit dem Hadrianswall und dem Antoninuswall in Großbritannien als Teil des transnationalen Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.
Anlässlich dieses Jubiläums laden die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und das Limeskastell Pohl am Sonntag, dem 1. Juni 2025, zum offiziellen Welterbetag in das Kastell ein. Unter dem Motto „Welterbe verbindet“ erwartet die Besucherinnen und Besucher ein abwechslungsreiches Programm für die ganze Familie. Neben spannenden Führungen, lebendigen Aufführungen zum römischen Alltagsleben und zahlreichen Mitmachaktionen steht ein besonderes Ereignis im Mittelpunkt: die feierliche Eröffnung der neuen UNESCO-Ausstellung im rekonstruierten Wachtturm des Limeskastells. Diese wird am Vormittag von Staatssekretärin Simone Schneider aus dem Ministerium des Innern und für Sport offiziell eröffnet.

Der Obergermanisch-Raetische Limes erstreckt sich in Deutschland über eine Länge von rund 550 Kilometern – von Rheinbrohl am Rhein bis zur Donau – und durchquert die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. In Rheinland-Pfalz nimmt der Limes eine besonders eindrucksvolle Rolle ein: Auf etwa 75 Kilometern durchzieht der ehemalige römische Grenzwall mehrere Regionen des Landes und gewährt einzigartige Einblicke in die römische Militärstrategie, Verwaltungsstruktur und Grenzpolitik während des 2. und 3. Jahrhunderts nach Christus.
Zahlreiche bedeutende Fundorte und originalgetreue Rekonstruktionen machen den Limes in Rheinland-Pfalz zu einem lebendigen Schauplatz der Geschichte. Zu den wichtigsten Stationen zählen:
- Rheinbrohl – Hier beginnt der Obergermanisch-Raetische Limes am Rhein. Ein rekonstruierter römischer Wachturm mit angeschlossenem Informationszentrum vermittelt einen anschaulichen Eindruck vom Leben an der Grenze.
- Bad Ems – In dieser traditionsreichen Kurstadt lädt ein rekonstruierter Limesturm mit Aussichtspunkt zum Entdecken ein. In der Umgebung befinden sich zudem Überreste römischer Militärlager und Kleinkastelle.
- Arzbach – Hillscheid – Hier können Besucher gut erhaltene Reste des Limesgrabens und von Turmfundamenten erkunden. Ein moderner Limespavillon bietet eine Ausstellung mit spannenden Informationen zur Geschichte des Limes in der Region.
- Kastell Holzhausen an der Haide – Diese eindrucksvolle Kastellanlage im Taunus ist bis heute deutlich sichtbar erhalten und von einem Netz aus Wanderwegen umgeben, das Besucher auf den Spuren der Römer entlang des Limes führt.
- Koblenz und Umgebung – Die Region rund um die Mündung von Mosel und Rhein war für das römische Grenzsystem von strategischer Bedeutung. Hier kreuzten sich wichtige Handels- und Militärwege, die das römische Reich mit den westlichen Provinzen verbanden.

Der Obergermanisch-Raetische Limes war jedoch nicht nur ein militärisches Bollwerk. Er diente ebenso als Kontrolllinie, durch die der Waren- und Personenverkehr überwacht wurde, und stellte eine wichtige Verbindungslinie innerhalb des römischen Verwaltungsapparats dar. Der Limes bestand aus einem ausgeklügelten System von Wachtürmen, Palisaden, Gräben, Mauern und Kastellen und zeugt noch heute von der ausgeprägten Baukunst und Organisation des römischen Reiches.
Wer den Limes hautnah erleben möchte, findet in Rheinland-Pfalz zahlreiche Möglichkeiten: Die Limesstraße und der Limeswanderweg durchziehen die Region und führen zu den wichtigsten archäologischen Stätten. Zahlreiche Museen, Informationszentren und Rekonstruktionen ermöglichen eine anschauliche Auseinandersetzung mit dem Leben an der römischen Grenze. Besonders hervorzuheben ist das Limeskastell Pohl, das sich nahe der Grenze zu Hessen befindet. In diesem lebendigen Museum mit vollständig rekonstruiertem Kastell wird die römische Geschichte eindrucksvoll und familiengerecht vermittelt.
Das 20-jährige Jubiläum als UNESCO-Welterbe ist daher nicht nur Anlass zum Feiern, sondern auch eine Einladung, das kulturelle Erbe Europas zu entdecken – und sich von der verbindenden Kraft des Welterbes begeistern zu lassen.
(Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)