Darmstadt, 27. September 2021. Anlässlich des 100. Todestages von Oskar Panizza (12.11.1853 – 28.09.1921) möchte das deutsche PEN-Zentrum an das Schicksal des Schriftstellers und Publizisten erinnern. Die Veröffentlichung seiner satirischen Himmelstragödie „Das Liebeskonzil“ führte dazu, dass Panizza 1895 vom Münchner Landgericht wegen „Blasphemie“ zu einem Jahr Einzelhaft verurteilt wurde.
Kein anderer Autor wurde im Deutschen Kaiserreich für eine Publikation jemals so schwer bestraft wie Oskar Panizza. Es handelte sich damals um einen politisch motivierten Prozess, der uns bis heute daran erinnert, dass die Kunst- und Meinungsfreiheit ein Grundrecht ist, das es auch in der Gegenwart zu schützen und zu verteidigen gilt. Oskar Panizza verließ das Amberger Gefängnis als gebrochener Mann und wurde von der Justiz später aufgrund von „Majestätsbeleidigung“ erneut verhaftet und für unzurechnungsfähig erklärt. Bis heute ist Oskar Panizza ein verfemter Autor geblieben. In keiner deutschen Stadt scheint es eine nach ihm benannte Straße zu geben. Es wäre ein schönes Zeichen, wenn sich wenigstens seine Geburtsstadt Bad Kissingen entschließen könnte, eine Straße nach ihrem berühmten Sohn zu benennen.
Für das deutsche PEN-Zentrum ist der Fall Panizza ein mahnendes Beispiel dafür, sich weltweit für verfolgte Journalisten und Schriftstellerinnen einzusetzen. Die Freiheit des Wortes ist ein unverzichtbares Menschenrecht, sei es in Belarus, in der Türkei oder in Saudi-Arabien. Wir werden weiterhin unsere Stimme für die Meinungsfreiheit erheben und haben in der jüngsten Vergangenheit inhaftierte Autoren und Autorinnen wie Pham Doan Trang, Ahmed Mansoor, Selahattin Demirtaş oder Raif Badawi zu Ehrenmitgliedern des deutschen PEN-Zentrums ernannt und fordern deren sofortige und bedingungslose Freilassung.
(PEN-Zentrum Deutschland e.V.)