
Heute feierte die Johannes Gutenberg Universität Mainz die Einweihung ihrer beiden neuen Gewächshäuser im Botanischen Garten. Damit ist der erste Bauabschnitt für die Erneuerung der Gewächshäuser fertiggestellt worden.
Entstanden sind zwei moderne Schaugewächshäuser für Pflanzen aus tropischen und subtropischen Trockengebieten, die künftig vor allem der universitären Lehre und Bildung dienen. Im Vergleich zu den alten Gewächshäusern, die überwiegend aus den 1950er Jahren stammen, markiert der Neubau einen großen Schritt zu mehr Energieeffizienz und zu einer deutlich attraktiveren Präsentation der Pflanzen. Dank großzügiger Spenden engagierter Freunde und Förderer des Botanischen Gartens konnten spektakuläre Kakteen und Sukkulenten auf den Kanarischen Inseln erworben und in einem fast zweijährigen Prozess auf die Pflanzung in Mainz vorbereitet werden. Ab Sonntag, dem 13. April, sind die Gewächshäuser für Besucherinnen und Besucher geöffnet.
Es ist der größte Entwicklungsschritt des Botanischen Gartens seit Jahrzehnten. Mit der Fertigstellung von zwei modernen Gewächshäusern für die Ausstellung der Wüstenpflanzen hat die umfassende Erneuerung der überwiegend noch aus den 1950er Jahren stammenden Gewächshausanlage begonnen. Das bedeutet eine deutliche Stärkung der universitären Lehre und öffentlichen Bildungsangebote in den Pflanzenwissenschaften – und zugleich ein klares Bekenntnis zur Zukunft des einzigen universitären Botanischen Gartens in Rheinland-Pfalz.

„Mit den neuen Schaugewächshäusern trägt der Botanische Garten den stark gewandelten Anforderungen an universitäre Gärten Rechnung, indem er über Wissenschaft, Forschung und Lehre hinaus auch den Schutz der botanischen Vielfalt und die Wissensvermittlung an eine breite Öffentlichkeit in den Mittelpunkt rückt. Denn gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels und des weltweiten Artenschwundes ist das konsequente Bekenntnis zum Bildungsauftrag zu einer enorm wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe geworden“, erklärt der Präsident der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch, und dankt der Landesregierung für ihren Einsatz. „Mit dieser modernen Gewächshausanlage und ihren neuen gestalterischen Elementen wird die Attraktivität unseres Botanischen Gartens deutlich erhöht und unser Anliegen einer Öffnung der Universität nach außen in vorbildlicher Weise unterstützt.“
Der Umzug der Pflanzen war eine logistische und gärtnerische Herausforderung. Schon vor einem Jahr wurde ein riesiger argentinischer Kaktus mithilfe eines Krans aus dem Dach des alten Gewächshauses gehievt und monatelang zwischengelagert. Und bereits vor zwei Jahren waren – mit Unterstützung privater Spenderinnen und Spender – große, spektakuläre Pflanzen auf den Kanarischen Inseln für die neuen Gewächshäuser zugekauft worden. Diese Pflanzen wurden zunächst in eine Spezialgärtnerei bei Stuttgart transportiert, wo sie für die spätere Pflanzung in Mainz vorbereitet wurden. Im Januar dieses Jahres kamen sie endlich vor Ort an. Nun sind die beiden Gewächshäuser weitgehend bepflanzt und können ab Sonntag, dem 13. April für Besucherinnen und Besucher geöffnet und für Führungen und Bildungsangebote der Grünen Schule genutzt werden.

„Die modernen Schaugewächshäuser für Wüstenpflanzen im Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wurden für insgesamt 3,1 Millionen Euro errichtet und vollständig aus Landesmitteln finanziert. Dies ist der Auftakt für die vollständige Erneuerung aller bestehenden Gewächshäuser, die in den nächsten Jahren schrittweise erfolgen soll. Bei den Neubauten mussten besondere Anforderungen beachtet werden, wie beispielsweise an die Temperierung, Bewässerung und Belichtung, um den Zielen der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Daher sind die neuen Gewächshäuser mit einer ökologischen Regeltechnik mit integrierter Fassadenheizung und steuerbaren Lüftungsklappen ausgestattet. Mit den neuen Hightech-Gewächshäusern wird nicht nur die universitäre Lehre im Fachbereich Biologie weiter vorangebracht, sondern ebenso ein Beitrag zur Erneuerung und Modernisierung des Campus geleistet und ein attraktiver Bildungsort auch für die Öffentlichkeit geschaffen“, so Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen bei der Eröffnung der neuen Gewächshäuser.
„Für diese nicht alltägliche Bauaufgabe konnte der Landesbetrieb LBB spezialisierte Fachplaner und ausführende Firmen gewinnen und mit ihnen gemeinsam den reibungslosen Ablauf dieser zukunftsweisenden Neubauprojekte sichern“, sagte Wolfgang Seidel, Leiter der LBB-Niederlassung Mainz. „Gleichzeitig dienen die Schau-Gewächshäuser als Pilot für die weitere Umsetzung des Masterplans, nach dem auch die übrigen rund 20 Gewächshäuser abschnittweise durch energieeffiziente Neubauten in unterschiedlichen Größen ersetzt werden. Unser Team bereitet gerade Planung und Neubau von großen Gewächshäusern vor. Mehr Nachhaltigkeit schaffen wir auch bei der Bewässerung: Neben der Schwimmhalle ist der Bau einer unterirdischen Regenwasserzisterne aus Stahlbeton vorgesehen. Mit einem Fassungsvermögen von 2.400 Kubikmetern kann sie zukünftig das gesamte Niederschlagswasser der umliegenden Dächer aufnehmen, das dann durch unterirdische Leitungen zum Botanischen Garten gepumpt wird.“
„Die meisten Menschen interessieren sich nicht automatisch für Pflanzen“, erläutert Prof. Dr. Meret Huber, Direktorin des Botanischen Gartens und Leiterin der Arbeitsgruppe Evolutionäre Ökologie der Pflanzen im Fachbereich Biologie der JGU. „Nur etwa 5 % unserer Studierenden brennen zu Beginn ihres Studiums für Botanik. Doch ohne Pflanzen, ohne Wissen über Pflanzen, werden wir weder die Klimakrise noch den Verlust der Biodiversität bewältigen. Deshalb brauchen wir Räume, in denen Pflanzen faszinieren. Diese neuen Schaugewächshäuser sind genau solche Räume – für Studierende und Forschende, aber auch für die Öffentlichkeit. Denn unser Botanischer Garten ist längst mehr als eine Sammlung: Er ist ein Bildungsort, ein Begegnungsraum, ein Fenster der Universität in die Stadt. Über 5.000 Menschen, zwei Drittel davon Kinder und Jugendliche, genießen jährlich die Bildungsveranstaltungen der Grünen Schule. Hinzu kommen Veranstaltungen wie unser Sommerfest, das dieses Jahr endlich wieder stattfinden kann. Mit all dem wollen wir einen Samen säen: für die Begeisterung für Pflanzen und ihrer Umwelt – und für die Dringlichkeit ihres Schutzes. Die neuen Gewächshäuser werden dabei eine Schlüsselrolle übernehmen.“

„Diese Gewächshäuser katapultieren uns als Botanischen Garten in eine neue Liga“, so Prof. Dr. Meret Huber weiter. „Zwar verfügen wir über eine der umfangreichsten Lebendsammlungen Deutschlands – aber bei der Gewächshausinfrastruktur lagen wir lange zurück. Nun haben wir ein Schaugewächshaus, das zu den Modernsten des Landes zählt. Wir hoffen, dass auch die restlichen Gewächshäuser bald erneuert werden. Denn wir brauchen neue Gewächshäuser – dringend. Besonders neue Forschungsgewächshäuser werden gebraucht, um die biotechnologischen Schwerpunkte der Universität und des Landes zu stärken. Das Potenzial dafür ist da – mit neuen Professuren, mit engagierten Forschenden. Jetzt braucht es die passende Infrastruktur.“
Ab Sonntag, dem 13. April sind die neuen Gewächshäuser für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Von 11 bis 16 Uhr sind wir mit mehreren Personen aus dem Botanischen Garten und dem Team der Grünen Schule in den neuen Gewächshäusern präsent und stellen das Pflanzkonzept vor. Der Freundeskreis des Botanischen Gartens informiert über sein Programm und verkauft Kaffee, Kuchen und Getränke.
Botanischer Garten der Uni Mainz
Rundgang durch die neuen Gewächshäuser

Wüstenpflanzen Amerikas
Auf 380 m² präsentieren zwei neue, bis zu neun Meter hohe Gewächshäuser Pflanzen aus den Trockengebieten Amerikas, Afrikas und Madagaskars. Die räumliche Trennung erleichtert das Verständnis für deren Vielfalt und Entwicklung.
Der Rundgang beginnt mit der nordamerikanischen Wüstenflora. Gleich am Eingang steht ein imposanter Joshua Tree (Yucca brevifolia), gefolgt von Jojoba-Sträuchern (Simmondsia chinensis), deren Samen wertvolles Öl liefern.
Mexiko ist mit einer Vielzahl an Kakteen vertreten – darunter der 3,5 Meter hohe Mexikanische Riesenkaktus (Pachycereus pringlei), ergänzt durch kleinere Exemplare und Begleitpflanzen wie den Bursera-Strauch, der als „nurse plant“ dient.
Ein besonderes Highlight ist der Cardón grande (Leucostele terscheckii) aus Argentinien: 1998 gepflanzt, wuchs er auf 3,5 m heran. Sein Umzug ins neue Haus war aufwendig – und nach längerer Trockenphase zeigten sich zunächst Schäden, die aber durch Pflege und Dünger behoben werden konnten.
Am Ende des ersten Hauses finden sich Pflanzen aus Peru und Chile, darunter Kakteen und Bromelien wie Tillandsien, die sich auch an extrem trockene Bedingungen angepasst haben.
Afrika und Madagaskar

Im zweiten Gewächshaus dominieren afrikanische und madagassische Wüstenpflanzen – keine Kakteen, aber teils erstaunlich ähnlich durch konvergente Entwicklung.
Gleich zu Beginn: Welwitschien (Welwitschia mirabilis), urzeitliche Pflanzen aus Namibia und Angola mit nur zwei lebenslang wachsenden Blättern.
Es folgen südafrikanische Sukkulenten wie der Köcherbaum (Aloidendron dichotomum), Lithops („Lebende Steine“) und die auffällige Cyphostemma juttae mit traubenartigen Früchten.
Ein Schwerpunkt liegt auf Madagaskar mit seiner einzigartigen Flora. Besonders die fast vier Meter hohe Alluaudia procera wird bald ihre markante Wuchsform entfalten. Viele Arten hier sind in der Natur extrem selten und werden im Garten erhalten.
Den Abschluss bilden zwei große Palmfarne, darunter ein Exemplar von Encephalartos transvenosus, 1951 aus Südafrika nach Mainz gebracht – ein lebendes Zeugnis botanischer Forschungsgeschichte.
Ausblick
Über 300 Pflanzenarten sind bereits ausgepflanzt, viele weitere folgen. Infotafeln und ein Audioguide sind in Planung und sollen bis zum Sommerfest am 31. August fertiggestellt sein.