
Seit dem Frühjahr 2024 steht das Gebäude der ehemaligen Sportarena in der Wiesbadener Langgasse leer. Nach einer kurzen Zwischennutzung durch SportScheck ist die Immobilie nun in den Fokus der Stadtentwicklung gerückt. Mit dem Ankauf durch die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG wird der Grundstein für eine nachhaltige und strategische Entwicklung der Innenstadt gelegt.
„Wir als Kommune nehmen bei diesem Leerstand das Zepter in die Hand und gestalten aktiv die Zukunft der Innenstadt“, erklärt Andreas Kowol, Dezernent für Bauen und Verkehr sowie Aufsichtsratsvorsitzender der SEG. Das Gebäude, das ursprünglich 1972 als Kaufhalle errichtet wurde, bietet mit seinen über 5.000 m² Fläche vielfältige Möglichkeiten für zukünftige Nutzungen. Der Geschäftsführer der SEG, Roland Stöcklin, betont: „Wir sehen großes Potenzial für spannende Nutzungskonzepte in dieser zentralen Innenstadtlage. Bis zur endgültigen Nutzung arbeiten wir zusammen mit Partnern an einer Zwischennutzung, die das Gebäude belebt.“
Eine kulturelle Vision: Das Stadtmuseum als neuer Ankermieter
Ein besonders ambitioniertes Konzept bringt der Förderverein Stadtmuseum Wiesbaden ins Spiel: Die ehemalige Sportarena sollte zum neuen Standort des Stadtmuseums werden. Erika Noack, Vorsitzende des Fördervereins, sieht darin eine „einmalige Chance“, die Geschichte, Kunst und Kultur Wiesbadens sowie des ehemaligen Herzogtums Nassau angemessen zu präsentieren.

Nachdem 2016 das Stadtmuseum Wiesbaden nicht wie von einer renommierten Historiker- und StadtPolitiker-Gruppe gefordert, ins Alte Gericht ziehen konnte, und notgedrungen seither unterirdisch im Marktkeller sein klägliches Dasein fristet, drängt die Zeit. Denn das Stadtmuseum am Markt (sam) leidet bekanntermaßen unter erheblichen räumlichen Einschränkungen, wie niedrigen Decken, Platzmangel und Feuchtigkeit. Diese Bedingungen erschweren nicht nur die Präsentation empfindlicher Exponate. Sie verhindern vor allem, dass der Hauptteil der Sammlungen, etwa die rund 250.000 Exponate der Sammlung Nassauische Altertümer, gar nicht gezeigt werden können. Ein Umzug in die großzügigen Räumlichkeiten der Sportarena würde die Möglichkeit schaffen können, diese kulturellen Schätze einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ein modernes Museumserlebnis zu bieten.
Mit entsprechender historisch angemessener Museumsfassade die Fußgängerzone aufhübschen
Und es bestünde die Chance, die furchtbaren 1970er Waschbetonfronten hinter einer großflächigen historisierend anmutigen Museumsfassade verschwinden zu lassen. Hierauf könnten wichtige Ausstellungs-Exponate gezeigt werden, die neugierig auf die Originale im Museum machten. Mit ein wenig Bildwerk als Fassadengestaltung könnte an dieser Stelle die Langgasse mit ihrer überwiegend historistischen Umgebungs-Architektur aufgewertet werden.
Mehr als ein Museum: Ein kulturelles Zentrum für die Innenstadt
Ein modernes Stadtmuseum an diesem zentralen Standort könnte weit mehr sein als eine Ausstellungsfläche. Neben den Exponaten der Nassauischen Altertümer könnten hier Vorträge, Führungen und Veranstaltungen stattfinden, die regelmäßig an die Kapazitätsgrenzen des Marktkellers stoßen. Zudem würde die Integration von Zusatzangeboten wie einem Museumscafé, einem Museumsshop und Programmen für Kinder und Senioren die Attraktivität des Standorts steigern.
„Ein Stadtmuseum in der ehemaligen Sportarena könnte nicht nur das kulturelle Leben bereichern, sondern auch eine dynamische Entwicklung der Innenstadt fördern“, erklärt Noack. Die zentrale Lage würde nicht nur Besucher anziehen, sondern auch positive Impulse für die umliegenden Unternehmen, die Gastronomie und den Tourismus setzen.
Ein Standort mit Potenzial für die Zukunft
Der geplante Umbau des Gebäudes könnte zu einer echten Aufwertung der Innenstadt beitragen. Mit einem kulturellen Zentrum, das Geschichte und Moderne miteinander verbindet, würde Wiesbaden nicht nur ein attraktives Ziel für Bürger und Touristen schaffen, sondern auch den langfristigen Leerstand beheben.
Die Weichen für die zukünftige Nutzung sind gestellt, und die SEG hat mit dem Kauf des Gebäudes einen wichtigen Schritt gemacht. Nun liegt es an den Verantwortlichen und Entscheidungsträgern, die Vision eines Stadtmuseums in der ehemaligen Sportarena Realität werden zu lassen – als Leuchtturmprojekt für eine lebendige und zukunftsorientierte Innenstadtentwicklung.
(SEG, Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)