Schneider-Schott-Musikpreis an das Hamburger „Ensemble Resonanz“ überreicht

Den mit 15 000 Euro dotierten Schneider-Schott-Musikpreis Mainz für das Jahr 2024 erhielt gestern das Ensemble Resonanz aus Hamburg im Kalkhof-Rose-Saal, Deutschlands erstem Kammerorchester-Saal in Holzbauweise an der Akademie der Wissenschaften und für Literatur Mainz. Anwesend waren neben den Preisträgern auch Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Stadt Mainz, Musikverleger Schneider-Schott, die Laudatorin Professorin Tabea Zimmermann (HfMDK Frankfurt am Main), Prof. Dr. Wolfgang Rathert, Juryvorsitzender (Ludwig-Maximilians-Universität München), sowie weitere Mitglieder der Jury. © Foto: Diether von Goddenthow

Am 9. Mai 2025 fand in der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur das Preisträgerkonzert sowie die feierliche Übergabe des mit 15.000 Euro dotierten renommierten Schneider-Schott-Musikpreises 2024 an das „Ensemble Resonanz“ von der Elphie aus Hamburg statt. Für ihre musikalischen Darbietungen im Kalkhof-Rose-Saal, Deutschlands ersten Kammerkonzertsaal in Holzbauweise, gab es Standing Ovations. Den Preis hat der Musikverleger Heinz Schneider-Schott in den 1980er Jahren gestiftet, seitdem zeichnet die Stadt damit Komponisten und Interpreten aus, die sich für zeitgenössische Musik engagieren.

Kulturdezernentin Mariannes Grosse. © Foto Diether von Goddenthow

Das Ensemble Resonanz wurde für seine außergewöhnliche künstlerische Leistung und sein Engagement für ernste Musik in all ihrer Vielfalt ausgezeichnet, sagte Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Stadt Mainz. Die Jury habe für den Schneider-Schott-Preis 2024 ein Ensemble ausgewählt, das für seine künstlerische Exzellenz und die Auseinandersetzung mit innovativen Klängen und neuen Formen bekannt ist und auf innovative Weise klassische und zeitgenössische Musik miteinander verknüpfe, so die Kulturdezernentin.

Das Ensemble wurde 1994 gegründet und hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der führenden Klangkörper für Neue Musik und zeitgenössische Komposition in Europa entwickelt. Die Musikerinnen und Musiker verstehen sich nicht nur als Interpretinnen und Interpreten, sondern auch als Vermittler und Entdecker neuer Klangwelten und Ideen.
Das Ensemble Resonanz sei „stets auf der Suche nach Herausforderungen, bestehende musikalische Formen zu hinterfragen und zu erweitern, ohne dabei den Bezug zur Tradition zu verlieren. Ihr musikalisches Verständnis ist geprägt von bemerkenswerter Vielfalt und einem tiefen Respekt vor der Kunst der Komposition.“

Was das Ensemble besonders mache, sei „der Mut, neue Werke zeitgenössischer Komponistinnen und Komponisten uraufzuführen und damit der aktuellen Musikszene eine Stimme zu geben. Hervorzuheben sind nicht nur die Kunstfertigkeit und technische Brillanz des Ensembles, sondern auch der tiefere emotionale Gehalt ihrer Interpretationen.“
Die Konzerte des Ensembles sind keine bloßen Darbietungen von Noten. Sie lassen uns spüren, was Musik in ihrem Wesen ausmacht – ein lebendiges, atmendes Kunstwerk, das in der Lage ist, die Grenzen von Zeit, Raum und Sprache zu überwinden. Diese Fähigkeit, Musik als etwas Erfahrbares über das rein Technische hinaus zu präsentieren und das Publikum auf einer tiefen emotionalen Ebene zu erreichen, macht das Ensemble Resonanz zu einer wahren Koryphäe auf dem Terrain der Kammermusik, so die Kulturdezernentin.

Der Schneider-Schott-Musikpreis ist nicht nur eine Würdigung vergangener Verdienste und bereits erbrachter Leistungen, sondern auch eine Einladung, weiterhin den Weg musikalischer Innovation und kreativen Schaffens zu gehen. Es ist eine Anerkennung für die Preisträgerinnen und Preisträger, die mit ihrer Musik nicht nur die Vergangenheit ehren, sondern aktiv die Zukunft mitgestalten.

Vier von einundzwanzig Mitgliedern des Ensembles Resonanz richteten ein grandioses Preisträger-Konzert aus.© Foto Diether von Goddenthow

Laudatio 

Eine sehr persönliche und pointierte Laudatio hielt Professorin Tabea Zimmermann, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Das Ensemble Resonanz bestehe aus 21 Musikern und Musikerinnen – ein Streichorchester, welches ohne festen Dirigenten arbeite und sich als demokratisches Orchester verstehe. Sie sei langjährig mit den Musikern verbunden.
Diese hätten sich, so die Laudatorin, nach anfänglichen Stationen in Frankfurt und in Diez an der Lahn 2002 in Hamburg niedergelassen und avancierten zum Residenzensemble an der Laeiszhalle, dem Fixpunkt der Musikstadt Hamburg.

Prof. Tabea Zimmermann, HfMDK Frankfurt am Main. © Foto Diether von Goddenthow

„Euer erstes Probenlokal lag gleich neben der Roten Flora im Schanzenviertel – ein Ort des Aufbruchs, der künstlerischen Experimente und des Wunsches, die Klassik auch mal gegen den Strich zu bürsten“, erinnert sich Zimmermann, die das Ensemble in der Saison 2009/2010 bei der Gestaltung eines gemeinsamen Konzertes in der Laeiszhalle kennenlernte. „Wir haben gleich bei diesem ersten Projekt“, erinnert sich Zimmermann, „eine gemeinsame Sprache gefunden – eine Sprache des gemeinsamen Pulses, des gemeinsamen Atmens, und das hat sich durch all unsere Projekte hindurchgezogen. In der Kammermusik ist das essenziell, aber auch im größeren Ensemble ist es entscheidend. Ihr habt stets das Ohr als höchste Instanz anerkannt – und das prägt euer und mein Musizieren. Diese besondere Zusammenarbeit hat sich über viele Jahre entwickelt. Laut meinen Aufzeichnungen haben wir 24 Konzerte gemeinsam gespielt – mehr, als ich aus dem Gedächtnis erinnert hätte! Rund 15 verschiedene Programme – und stets war da ein gemeinsames Ziel, eine künstlerische Konstante.“
Damals bereitete das Management bereits intensiv den Umzug in die Elbphilharmonie vor. Seither ist das Ensemble Resonanz fest an der Elbphilharmonie angesiedelt und gibt seit der Eröffnung des Grünen Bunkers auf St. Pauli im Juli 2024 wöchentlich Konzerte im „resonanzraum“ dort.
Die Laudatorin sagte, dass die Elbphilharmonie ganz im Zeichen der Konzertreihe „resonanzen“ stehe – ein Programm, das klassische und zeitgenössische Musik auf innovative Weise einem breiten Publikum zugänglich macht.
Ein zentraler Ort dieser musikalischen Arbeit ist der resonanzraum im lebendigen Hamburger Stadtteil St. Pauli. Dieser besondere Raum dient dem Ensemble nicht nur als Probenstätte, sondern auch als Konzertsaal und Clubbühne. Hier findet unter anderem die Reihe urban string statt – ein Format, das auf eindrucksvolle Weise Kammermusik mit elektronischer Kunst verbindet und dabei eine Brücke zwischen Tradition und Avantgarde schlägt.

Impression vom Preisträger-Konzert im Kalkhof-Rose-Saal, Deutschlands erstem Kammerorchester-Saal in Holzbauweise an der Akademie der Wissenschaften und für Literatur Mainz. © Foto Diether von Goddenthow

Die Qualität und der kreative Anspruch dieser Arbeit wurden mehrfach ausgezeichnet: So wurde der resonanzraum 2017 zum Hamburger Musikclub des Jahres gewählt, 2023 erhielt er den Applaus Award. Auch die Reihe urban string selbst wurde mit dem Innovation Award der Classical Next geehrt – eine Anerkennung für ihre künstlerische Vision und experimentelle Kraft.

(Diether von Goddenthow/RheinMainKultur.de)

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