Rheinland-Pfalz soll weltweit führender Standort der Biotechnologie werden. Dieses ehrgeizige Ziel bekräftigten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschaftsminister Clemens Hoch bei der Vorstellung des neuen Koordinators des Landes für Biotechnologie. Der Mainzer Universitäts-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch ist international in der Wissenschaftslandschaft vernetzt und wird zukünftig die Aktivitäten der unterschiedlichsten Protagonisten in diesem Bereich zusammenführen und stärken. Dazu wird auch die starke Förderung der vergangenen Jahre in den Lebenswissenschaften fortgesetzt. Mindestens 100 Millionen Euro sollen in den nächsten zehn Jahren investiert werden, die durch Bundes- und private Mittel verdoppelt werden sollen. Weitere 10 Millionen Euro sollen als neue Schwerpunktinvestitionen in der aktuellen Legislaturperiode folgen.
„Dank des überwältigenden Erfolges des Biotech-Unternehmens BioNTech ist der Biotechnologiestandort Mainz weltweit bekannt. Das ist vor allem das Verdienst außergewöhnlicher Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Der Erfolg fußt aber auch auf unserer Förderpolitik mit langem Atem. In den letzten zehn Jahren investierten wir hier in Mainz über 200 Millionen Euro für Forschung, Forschungsinfrastruktur und Forschungsbauten sowie die Ansiedlung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen“, verdeutlichte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
„Wir wollen uns darauf nicht ausruhen, sondern die aktuelle Dynamik nutzen und weiter investieren“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer weiter. Biotechnologie werde die Zukunft bestimmen. Sie biete enorme Potentiale für unser Leben und lege die Grundlage für Medikamente, die älteren, chronisch kranken oder beeinträchtigten Menschen neue Hoffnung geben. „In der Corona-Pandemie war Rheinland-Pfalz die Apotheke der Welt. Ich möchte, dass auch in Zukunft Lösungen für die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft und Therapien für schwere Krankheiten aus unserem Land kommen. Wir bringen die Verbindung von Forschung und Anwendung weiter voran. Das kann die Therapieentwicklung enorm beschleunigen. Dafür ist neben BioNTech das Kooperationsprojet „curATime der beste Beleg“, sagte die Ministerpräsidentin.
„curATime“ habe es gerade in die Endauswahl des Zukunftsclusterwettbewerbs des Bundesforschungsministeriums geschafft. „curATime“ ist ein weiteres Musterbeispiel dafür, dass aus Kooperation Großes entsteht. Es ist ein Zusammenschluss des gemeinnützigen Mainzer Forschungsinstitut für Translationale Onkologie (TRON), der Universitätsmedizin Mainz und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) aus Kaiserslautern. Gemeinsam arbeiten sie an der Entwicklung von Therapiemethoden für die Volkskrankheit AtheroThrombose. Eine Erkrankung der Blutgefäße mit schlimmen Folgen wie Thrombosen, Herzinfarkt oder Hirnschlag, die weltweit zu den meisten Todesfällen führt. Biotechnologie sei aber auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer weiter. Der Biotechnologie-Report aus April 2021 zeige, wie dynamisch sich die Branche in Deutschland entwickle. Die Zahl der Beschäftigten ist demnach um zehn Prozent auf über 37.000 deutschlandweit angewachsen, der Umsatz auf 6,49 Milliarden Euro gestiegen, ein Plus von drei Prozent.
„Das bedeutet auch: gute, qualifizierte Arbeitsplätze für unser Land! Die Zahl der Beschäftigten im Bereich Forschung und Entwicklung in Mainz ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen: von 2.135 im 2017 auf über 3.000 Mitte 2020. Das ist ein Plus von 800 Arbeitsplätzen in drei Jahren, allein in Mainz“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
„Wir haben in Mainz ein kreatives und fruchtbares Umfeld gestärkt. Nun haben wir uns vorgenommen, dieses noch lebendiger werden zu lassen“, ergänzte Wissenschaftsminister Clemens Hoch. Um den Biotechnologie-Standort auszubauen, würden die Vernetzung der Universitäten, Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Unternehmen gestärkt werden. „Wir wollen noch besser dabei werden, wissenschaftliche Erkenntnisse in die praktische Anwendung zu bringen. Wir wollen, dass Forschungserfolge schnell bei den Menschen ankommen“, so der Wissenschaftsminister. Ziel sei es, die Potentiale der Forschung besser zu nutzen und den Wissenstransfer in die Anwendung zu beschleunigen. Ausgründungen aus dem Wissenschaftsbereich sollen unterstützt werden, so dass die wirtschaftliche Verwertung wissenschaftlicher Forschungstätigkeit verstärkt werden. Auch sollen die Aktivitäten zur Ansiedelung von Biotechnologieunternehmen am Standort Mainz koordiniert werden. „Dabei hat die Landesregierung natürlich die gesamte Region im Blick mit den wichtigen Leuchttürmen in diesem Bereich wie Schott und Boehringer Ingelheim. Das Exzellenzzentrum für Molekulare Biologie (IMB), das von der Boehringer Ingelheim Stiftung gefördert wird, spielt dabei eine besonders wichtige Rolle. Wie vielschichtig das Zusammenspiel ist, zeigt auch das Unternehmen Schott. Als Spezialglashersteller spielt es bei der Produktion der Impffläschchen eine ganz zentrale Rolle bei der Corona-Bekämpfung“, sagte Wissenschaftsminister Clemens Hoch.
Zentrale Rolle übernimmt hier der neue Koordinator des Landes für die Biotechnologie, Prof. Dr. Georg Krausch. Der Physiker steht seit 2007 der Johannes Gutenberg-Universität Mainz vor und ist Vorsitzender des Universitätsverbunds German U15. Der Wissenschaftsmanager war von 2008 bis 2011 Vorsitzender der Wissenschaftsallianz Mainz.
„Der Erfolg von BioNTech ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie universitäre Grundlagenforschung in innovative Produkte überführt wird, die die Lebensqualität der Menschen nachhaltig verbessern. Dieses Beispiel soll Schule machen – dazu beizutragen, ist eine herausfordernde Aufgabe, der ich mich gerne stellen werde“, bekräftigte Prof. Dr. Georg Krausch.
„Wir freuen uns, dass wir Prof. Krausch für dieses verantwortungsvolle Amt gewinnen konnten. Er ist ein großer Kenner der Forschungslandschaft in Rheinland-Pfalz und Mainz und international bestens verknüpft. Sein Engagement eröffnet neue Chancen, die wir gemeinsam nutzen wollen“, waren sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschaftsminister Clemens Hoch einig.