„Limes. Weltreich Welterbe Wiesbaden“ – 20 Jahre UNESCO-Welterbe feiert Stadtmuseum am Markt (sam) Wiesbaden

Impression der Sonder-Ausstellung „Limes. Weltreich Welterbe Wiesbaden“ vom 19. März bis 10. August 2025 im Stadtmuseum am Markt (sam) Wiesbaden . © Foto Diether von Goddenthow

Zum 20-jährigen Jubiläum der Aufnahme des römischen Limes in Deutschland in die UNESCO-Welterbeliste zeigt das Wiesbadener sam – Stadtmuseum am Markt (sam) vom 19. März bis 10. August 2025 die Sonderausstellung „Limes. Weltreich Welterbe Wiesbaden“. Sam-Direktorin Sabine Philipp, eröffnete gestern Abend die Ausstellung in Beisein des Who-is-Who der deutschen Limes- und Römer-Forschung. Stadtrat und Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl sprach ein Grußwort.

Als kaiserliche Ehrung wurde am 18.10.1897 diese 1,5 kg schwere prunkvolle Amtskette von Kaiser Wilhelm II der Stadt Wiesbaden für ihre Oberbürgermeister gestiftet. Sie ist geschmückt mit dem Eingang der damals rekonstruierten Saalburg sowie dem Limespalisadenzaun. © Foto Diether von Goddenthow

Die Limes-Ausstellung sei die „einzige Ausstellung in ganz Deutschland, die so in dieser Tiefe und auch mit diesem Wiesbaden-Bezug diese 20 Jahre Limes UNESCO-Welterbe“  feiere, sagte Philipp, und zudem feiere man mit „dieser Ausstellung auch quasi die Grundlagenforschung zum Limes“. Diese sei nämlich eng verknüpft mit Wiesbaden und der Sammlung Nassauischer Altertümer (SNA), in deren Besitz „wir ja seit 2017 sind“. Mit dessen wissenschaftlicher Betreuung ist seither Dr. Daniel Burger-Völlmecke, Kurator Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden, und Kurator der aktuellen „Limes-Ausstellung“ beschäftigt, „um hier für das Stadtmuseum und für Wiesbaden und für die ganze Region Rhein-Main die römische Geschichte“ aufzuarbeiten. So konnten bereits etliche neue Erkenntnisse die Limesforschung fortschreiben und hier gemeinsam mit bisherigen Ergebnissen der Limes-Forschung in diese – wunderbar gestaltete und leicht verstehbare – Ausstellung einfließen.

Impression der Sonder-Ausstellung „Limes. Weltreich Welterbe Wiesbaden“ vom 19. März bis 10. August 2025 im Stadtmuseum am Markt (sam) Wiesbaden . © Foto Diether von Goddenthow

Die Ausstellung startet mit einer Gesamtkarte des Römischen Reiches. Wiesbaden ist hier ebenfalls mit einer Abbildung eingezeichnet, um auch einmal die Gesamt-Dimension des einstigen Römischen Reiches in seiner größten Ausdehnung um 117 n.Chr. aufzuzeigen. Zu dieser Zeit reichte das Römisches Reich „von Groß Britannien bis Nordafrika, von Spanien bis in den Orient hinein“, so Dr. Daniel Burger-Völlmecke. „Es existierte in Eurasien zu keiner Zeit ein Reich, das länger bestand und größer war als das römische Reich, und das bis heute im Grunde genommen immer noch in Europa zahlreiche Spuren hinterlassen hat und auch eine gewisse europäische Identität bzw. viele Identitäten geschaffen hat“, so der Kurator.

Ziel: größtes zusammenhängendes Bodendenkmal weltweit

Kartenausschnitt des Römischen Reiches in seiner größten Ausdehnung um 120 n. Chr., hier startet der Rundgang durch die Sonder-Ausstellung „Limes. Weltreich Welterbe Wiesbaden“ vom 19. März bis 10. August 2025 im Stadtmuseum am Markt (sam) Wiesbaden . © Foto Diether von Goddenthow

2005 ist der Obergermanisch-Raetische Limes als Welterbe aufgenommen worden, Er reicht von Rheinbrohl (Caput Limitis, zirka 40 km nördlich von Koblenz) am Rhein über Westerwald und Taunus (Saalburg-Kastell), Wetterau bis runter nach Regensburg an der Donau. Das sind rund 550 Kilometer, die mit rund 900 Wachtürmen und etwa 120 Kastellen befestigt wurden. Man spricht hier von bestimmten Limesphasen, da sich die Bautechniken im Verlauf der Jahrhunderte verändert haben, alles zu sehen in der Ausstellung. Sie startet mit Darstellungen von den ersten historischen Limesausgrabungen bis heute und zeigt Beispiele rekonstruierter Grenz-Palisaden und Limestürme.

Impression der Sonder-Ausstellung „Limes. Weltreich Welterbe Wiesbaden“ vom 19. März bis 10. August 2025 im Stadtmuseum am Markt (sam) Wiesbaden . © Foto Diether von Goddenthow

Bereits 1987 wurde der Hardrianswall in Großbritannien zum Welterbe erklärt, und 2008 der Antoninus Pius-Wall in Shottland. „Damit bilden diese drei Limites im Grunde ein Welterbe- Cluster“, so Burger. Zudem wurde 2021 der Niederrhein-Limes und der westliche Donau-Limes ebenfalls in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. „Das Ziel ist es“, so Burger, „alle ehemaligen Außengrenzen des Römischen Reiches als zusammenhängendes UNESCO-Welterbe einzutragen. Damit wären die römischen Außengrenzen das einzige Bodendenkmal der Welt, das in so einer Dimension zusammenhängend als UNESCO-Welterbe eingetragen wäre.“, erklärt der Kurator.

Der Taunuslimes
Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem Limesabschnitt, der durch das ehemalige Herzogtum Nassau verläuft, und zwar exakt an der sogenannten Apfelblütengrenze. Die Römer waren insbesondere an der fruchtbaren Wetterau interessiert. Am Land nördlich der Wetterau, wo keine Apfelbäume mehr wuchsen (blühten), bestand anscheinend weniger Interesse. Aufgrund der dichten Bewaldung des Taunus ist dieser Teil besonders gut erhalten. Intensive Forschungen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung haben zahlreiche bedeutende Funde zutage gefördert, die heute in der Sammlung Nassauischer Altertümer bewahrt werden. Ergänzt wird die Ausstellung durch Leihgaben aus regionalen Museen und Institutionen, die gemeinsam einen umfassenden Blick auf diesen historischen Grenzverlauf ermöglichen.

Impression der Sonder-Ausstellung „Limes. Weltreich Welterbe Wiesbaden“ vom 19. März bis 10. August 2025 im Stadtmuseum am Markt (sam) Wiesbaden . © Foto Diether von Goddenthow

Wiege der Limesforschung 

Die Ausstellung zeigt aber nicht nur das Leben an der römischen Grenze, sondern auch den Forschungs- und Entdeckergeist, der diese Epoche prägte. Besonders Wiesbaden spielte eine bedeutende Rolle in der Limesforschung. Ein herausragendes Beispiel ist Karl August von Cohausen (1812–1894), der 1884 mit seiner Publikation Der römische Grenzwall in Deutschland erstmals eine umfassende Übersicht über den Limes vorlegte. Wenige Jahre später trat er in eine öffentliche Debatte mit dem angesehenen Historiker Theodor Mommsen (1817–1903) ein, der so hat Dr. Burger herausgefunden, viele Text Cohausens ohne Quellenangabe einfach übernommen. Erstmals wird in der Ausstellung „Limes. Weltreich Welterbe Wiesbaden“ die entscheidende Entwicklung der Limesforschung im 19. Jahrhundert nachgezeichnet, die eng mit der Entstehung der Archäologie in Deutschland und mit Wiesbaden verbunden ist.

Highlights Amtskette, Militär-Diplom und Soldaten-Modelle

Nur der Wurfspeer, das „Pilum“ sei römisch gewesen, so Kurator Dr. Daniel Burger-Völlmecke, alle anderen Waffen vom Helm übers Kettenhemd bis hin zum Schwert wurde etwas von den Kelten übernommen. © Foto Diether von Goddenthow

Die Verdienste Wiesbadens in der Limesforschung wurden auch auf höchster Ebene gewürdigt: 1897 überreichte Kaiser Wilhelm II. der Stadt eine kunstvoll gestaltete Amtskette für den Oberbürgermeister als Zeichen der Anerkennung. Dieses Prunkstück ist eines der Highlights in der Ausstellung, aber auch ein Militär-Diplom und Standarten, und natürlich auch Modelle lebensecht wirkender römischer Legionäre, an deren Rüstung praktisch „nichts römisch sei, außer das Pilum, der von den Römern selbst entwickelte Wurfspieß“, so der Kurator, denn – ob Kettenhemd, Schilde, Helm oder Schwert – seien diese alles von anderen Völkern, etwa den Kelten übernommene Waffen gewesen, die die Römer erfolgreich adaptiert hätten.

Neben originalen Ausrüstungsgegenständen römischer Soldaten werden zudem Alltagsobjekte aus zivilen Siedlungen entlang des Limes und aus dem Hinterland präsentiert. Sie vermitteln ein lebendiges Bild vom Leben an der Grenze und in der Region zur Zeit der Römer.

Umfangreiches Begleitprogramm und offene Werkstätten für Kinder und Familie

Impression der Sonder-Ausstellung „Limes. Weltreich Welterbe Wiesbaden“ vom 19. März bis 10. August 2025 im Stadtmuseum am Markt (sam) Wiesbaden . © Foto Diether von Goddenthow

Zu der Ausstellung gibt es  auch ein umfangreiches Begleitprogramm mit spannenden Vorträgen  zu verschiedenen Themenbereichen, in der noch mal alles rund um den Limes und seiner Forschung vertieft wird. Zum ersten Mal gibt es auch offene Werkstätten für Kinder und Familie, die mit museumspädagogisch neu organisiert wurden.

Großes Römerfest auf dem Kranzplatz im September 2025 

Was das sam-Team besonders freut, ist, dass es ihm gelungen ist für das Wochenende 13. und 14. September 2025  mit Hilfe des City-Marketings und einer Agentur ein größeres Römerfest auf den Kranzplatz zu organisieren. Hier werden die Römer ihre Zelte aufschlagen und es wird höchstwahrscheinlich auch Reitervorführen geben.

(Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)

„LIMES – Weltreich. Welterbe. Wiesbaden“
19. März bis 10. August 2025 im sam – Stadtmuseum am Markt in Wiesbaden

sam – Stadtmuseum am Markt

Stadtmuseum am Markt (sam). © Foto Diether von Goddenthow

Marktplatz, 65183 Wiesbaden
0611 – 44 75 00 60
info@stadtmuseum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Di – So 11 bis 17 Uhr, Do 11 bis 20 Uhr

Eintritt
Der Eintritt in die Sonderausstellung kostet sechs Euro, ermäßigt vier Euro.
Weitere Infos auch zum Begleitprogramm unter: www.stadtmuseum‐wiesbaden.de