Das Kunsthaus Wiesbaden, Schulberg 10, präsentiert von Samstag, 3. Dezember, bis Sonntag, 12. Februar, die Ausstellung „The Tide is High. Reisen als Herausforderung – 30 Jahre Stipendienprogramm der Hessischen Kulturstiftung“.
Reisen gehört für Kunstschaffende spätestens seit der Neuzeit zum festen Bestandteil der eigenen Biografie. Künstlerinnen und Künstler lernten auf Reisen neue Techniken in fremden Ateliers, fanden Inspiration in Sammlungen alter und neuer Meister oder bereisten Metropolen, in denen Kunstmarkt und künstlerische Avantgarden zusammenkamen. Aber ist das immer noch so? Welche Themen haben Künstlerinnen und Künstler heute im Blick? Und wie gestaltet sich eine Reise vor dem Hintergrund von Pandemien, Naturkatastrophen, Nationalismen, politischen Konflikten und den Herausforderungen des Klimawandels? Diesen und weiteren aktuellen Fragen geht die Ausstellung „The Tide is High“ im Kunsthaus Wiesbaden nach. Die Ausstellung zeigt die Arbeiten von 16 Künstlerinnen und Künstlern, die zuletzt mit einem Atelier- oder Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung ausgezeichnet wurden und sich gerade auf ihre Reise vorbereiten oder von dort zurückgekehrt sind. Die ausgestellten Werke erzählen von ihren Erfahrungen und Projekten und gewähren Einblicke in die Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen und Recherchen. So bereiste die in Frankfurt geboren Künstlerin Haleh Redjaian im Dezember 2021 die Republik Senegal, um sich dort mit der Manjak-Weberei zu beschäftigen. Redjaian interessieren die nicht greifbaren Dimensionen der Teppichweberei wie zum Beispiel Gesangskulturen, die eng mit den Mustern und dem Rhythmus der Arbeit verknüpft sind. Der gebürtige Gießener Max Brück beschäftigt sich mit Fragen der Erinnerungskultur und den spannungsreichen Veränderungen in der Bergbauregion rund um Kattowitz in Polen. Von seiner Reise nach Südpolen hat der Künstler Schutt mitgebracht, den er in einer eigens konturierten Maschine zu Sand zerschlägt. Ein zentrales Motiv der in Frankfurt geborenen Künstlerin Yvonne Roeb ist der menschliche Körper. In skulpturalen Objekten untersucht sie die Ambivalenz von innerer und äußerer Wahrnehmung. Im Pariser Atelier hat die Künstlerin außerdem die Keramik als Material für sich wiederentdeckt.
„Die Ausstellung soll zeigen, wie wichtig es ist, die Künstlerinnen- und Künstlerreise und das künstlerische Potential, das sie birgt, zu fördern und zu ermöglichen. Aber auch, welche neuen Themen und Verantwortungen die heutige Künstlerinnen- und Künstlergeneration damit verbindet“, sagt Dr. Sylvia Metz, Verantwortliche für das Stipendienprogramm der Hessischen Kulturstiftung und Kuratorin der Ausstellung. Die Bandbreite der gezeigten Arbeiten erstreckt sich von klassischen Formaten über Rauminstallationen, Video- und Virtual-Reality-Arbeiten, die hauptsächlich in diesem Jahr entstanden sind. Die Ausstellung bietet also auch einen facettenreichen Blick in aktuelle Themen, Materialien und Fragen zeitgenössischer Kunst. Das Kunsthaus Wiesbaden und die Hessische Kulturstiftung kooperieren erstmals für diese gemeinsame Ausstellung. „Dieses Jahr präsentierte das Kunsthaus bereits einen der ersten Teilnehmer des Stipendienprogramms, Thomas Kilpper, mit der Ausstellung Water on Fire“, so Monique Behr, Leiterin des Kunsthauses „und ich freue mich sehr, dass wir jetzt mit den aktuellen Stipendiatinnen Stipendiaten der Hessischen Kulturstiftung eine Ausstellung realisieren.“
„The Tide is High“ und das zur Ausstellung erscheinende Booklet stellen alle 16 Künstlerinnen und Künstler des aktuellen Jahrgangs 2021/22 der Hessischen Kulturstiftung vor: Rosa Aiello, Patrick Alan Banfield, bellu&bellu, Jonas Brinker, Max Brück, Onur Gökmen, Antonia Hirsch, Nina Kuttler, Laura Langer, Yong Xiang Li, Haleh Redjaian, Yvonne Roeb, Grace Schwindt, Daniel Stubenvoll und Patrik Thomas.
Die Ausstellung bildet den Auftakt zum 30-jährigen Jubiläum des Stipendienprogramms der Hessischen Kulturstiftung, das mit einem eigens konzipierten Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm gefeiert wird. Das Programm wurde 1992/93 unter dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Jean-Christophe Ammann mit der aktuellen Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung, Eva Claudia Scholtz, ins Leben gerufen. Seitdem haben über 200 Künstler:innen in den Ateliers der Stiftung in New York, London, Paris und Istanbul gearbeitet oder sind ihren Projekten mit freien Reisestipendien nachgegangen. Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, würdigt das Programm: „Ein wichtiges Ziel unserer Arbeit ist es, dass alle kreativen Köpfe in Hessen ihr Potenzial entfalten können. Dafür wollen wir als Land Hessen die Voraussetzungen immer weiter verbessern – und die Kulturstiftung ist eine wichtige Partnerin auf diesem Weg. Ihr Stipendienprogramm eröffnet Künstlerinnen und Künstlern wichtige neue Perspektiven und Horizonte. Es ermöglicht neue Vernetzungen und einmalige Erfahrungen, die sie voranbringen – und uns auch: Wenn die Stipendiatinnen und Stipendiaten mit ihren Eindrücken zurück nach Hessen kommen, bereichern sie unsere Gesellschaft und tragen dazu bei, dass wir in einem stabilen Miteinander in die Zukunft gehen. Ich danke der Hessischen Kulturstiftung für ihre hervorragende Arbeit und gratuliere herzlich zum runden Geburtstag dieses wertvollen Programms!“
Ein facettenreiches Rahmenprogramm mit Führungen und Talks begleitet die Ausstellung.
Soft Opening ist am Freitag, 2. Dezember, von 18 bis 22 Uhr. Die Ausstellung ist von Samstag, 3. Dezember, bis Sonntag, 12. Februar, zu sehen. Das Kunsthaus Wiesbaden ist auch zwischen den Jahren geöffnet. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag von 11 bis 17 Uhr, Donnerstag von 11 bis 19 Uhr sowie Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Am 24., 25.,31. Dezember und 1. Januar ist geschlossen. Der Eintritt ist frei.
Kunsthaus Wiesbaden
Schulberg 10
65185 Wiesbaden
Telefon 0611 31-9001
E-Mail-Adresse bildende.kunst@wiesbaden.de
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