Katsura Funakoshi Sphinx Der in Japan geborene und in Tokyo lebende Katsura Funakoshi (*1951) verbindet mit seinen Arbeiten japanische Kultur mit Einflüssen der europäischen Kunstgeschichte aus dem Mittelalter, der Romantik und der zeitgenössischen Kunst. Ausgangspunkt seiner Werke ist stets der Mensch ins seiner „Vielheit“. Der Künstler begibt sich unter Menschen, beobachtet sie und erfasst bestimmte Momente skizzenhaft und entwickelt daraus in seinem winzigen Atelier in Tokyo spannungsreiche, anatomisch häufig befremdlichen Skulpturen. Den Weg nimmt er über die Zeichnung, in der er die Form der Figur entwickelt. Einige dieser kraftvollen und zum Teil großformatigen Zeichnungen unterstreichen die durchdachte und konzentrierte Arbeitsweise des Künstlers. Wirken sie doch trotz ihrer starken Konturierung zerrissen durch die Verwischung der Umrisslinien. Es entsteht ein Fließen zwischen dem Innen und Außen der Figuren. Erst, wenn ihn die Ausstrahlung der Figur auf der Zeichnung überzeugt, greift er zu einem Stück Kampferholz und fertigt Kopf und Korpus. Mit „A Sound of Lunar Eclipse“ (2004) entwickelte er eine weibliche Figur, die erstmalig ohne Modell auskam. Mit diesem Schritt befreite er sich vom Abbildhaften und bereitete sich selbst den Weg zu der androgynen Form von „A Tale of the Sphinx“ (2004). Die Figur geht zurück auf die Sphinx des frühromantischen Romans „Heinrich von Ofterdingen“ (1800) von Novalis alias Friedrich von Hardenberg (1772—1801). Sie gilt als Torwächterin und bildet die Hürde zum Gewinn von Erkenntnis. Diese Funktion übernehmen speziell die Augen bei Funakoshis Arbeiten. Er setzt auffallende, marmorne Augen als kommunikative Elemente ein. Als Organe des Sehens, Beobachtens und Erkennens versetzen sie den Künstler an die Position der Sphinx von Novalis. Funakoshi überträgt diese Leistung auf seine Skulpturen und gestaltet sie so zur Allegorie der künstlerischen Muse, die den Dialog mit ihrem Betrachter herausfordernd sucht.
Katsura Funakoshi Biografie
1951 Geboren in Morioka, Präfektur Iwate, Japan
1971—75 Studiert an der Tokyo Zokei University of Art and Design, B.A.
1975—77 Weiterführendes Studium an der Tokyo National University of Fine Arts and Music, M.A.
1984 Ausgezeichnet mit dem Kunstpreis Oyama-City with Sculpture
1986—87 Aufenthalt in London mit dem Austauschprogramm der japanischen Regierung für Künstler
Seit 1976 jährlich Teilnehmer von Gruppenausstellungen vornehmlich in Japan, aber auch USA, Großbritannien, Brasilien (The XX Sao Paulo Biennale 1989), Australien, Deutschland (u.a. documenta IX 1992, EXPO 2000 Hannover), Niederlande (2001), China (2013).
Seit 1982 zahlreiche Einzelausstellungen vornehmlich in Japan, aber auch New York (1989, u.w.), San Francisco (1994), Deutschland (2000, u. w.), Frankreich (2006) und China (2013).
Ausgezeichnet mit verschiedenen Preisen: 1st Takashimaya Charitable Trust for Art and Culture Prize (1991), 26th Nakahara Teijiro Prize for Excellence (1995), 18th Hirakushi Denchu Prize (1997), 33rd Nakahara Teijiro Prize (2003), 50th Mainichi Art Award (2009) und dem 59th Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology Art Encouragement Award (2009).
Ausgezeichnet mit der japanischen Ehrenmedaille Medal with Purple Ribbon (2011) Seit 1985 Lehrveranstaltungen an National University of Fine Arts and Music (bis 1986) und seit 1989 an der Zokei University of Art and Design, Tokyo (Gastprofessur) Lebt und arbeitet in Tokyo.
Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung
Öffentliche Führungen
Di 10 Nov 18:00
Di 24 Nov 18:00
Di 1 Dez 18:00
Sa 5 Dez 15:00
KunstPause
Mi 18 Nov 12:15
Art after Work
Di 15 Dez 19:00
Ort:
Hessisches Landesmuseum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
www.museum-wiesbaden.de