
Stadträtin Dr. Patricia Becher hat am 4. Februar 2025 Julia Belots Ausstellung „Meine Natur“ im Foyer des Wiesbadener Rathauses eröffnet. Die Präsentation umfasst einen Querschnitt durch Julia Belots Schaffen der letzten Jahre sowie neue Bilder, die eigens für diese Ausstellung entstanden sind.
Belots meisterhafte Ölgemälde faszinieren schon auf den ersten Blick: Abseits von Mainstream und Kunstmarkt vereinen sie sichtbar Talent, technisches Können und eine spürbare Liebe zum dargestellten Sujet – seien es Landschaften, Pflanzen, Tiere oder Menschen.

Die Bilder seien vielschichtig und vermittelten oft eine „zarte Stimmung zwischen Verletzlichkeit auf der einen Seite und einem Hauch von Gefahr auf der anderen Seite“, so der Pädagoge und Künstler Gunter Schmidt in seiner Laudatio. Als Beispiel für diese atmosphärische Ambivalenz, die in fast allen Werken Julia Belots spürbar sei, analysierte Schmidt unter anderem das Triptychon „Fingerhut 1 – 3“. Gezeigt werde darin der üppige, hochaufschießende Fingerhut – wunderschön und prächtig. Gleichzeitig sei aber bekannt, dass diese Pflanze giftig sei. „So paart sich florale Pracht mit einem kleinen Akzent von Gefahr“, betonte der Laudator.

Ähnliches finde sich im Werk „Du und ich“, das „eingebettet in das Licht einer freundlichen Natur einen mächtigen Stier sowie – antiquiert ausgedrückt – ein ‚unschuldiges‘ junges Mädchen“ zeigt. Das Mädchen nehme „etwas zögernd, aber völlig angstfrei und in gewissem Sinne unbefangen die Begegnung mit dem kraftvollen Tier als etwas völlig Normales“ wahr. Umgekehrt nehme auch der Stier das Mädchen wahr, verharrend und zurückhaltend aufmerksam zugewandt. Obwohl der Stier friedlich scheint, sei das Potenzial seiner Kraft, der Gefahr, dennoch spürbar, beschrieb Schmidt die ambivalente Atmosphäre dieser Szene.
„Das Interessante an diesen Gemälden ist die ambivalente Spannung, die mit unseren Erwartungen spielt, indem sie diese nicht erfüllt. Wir denken und fühlen in unseren Vorurteilen, scheinen zu wissen, was passieren müsste – und es passiert nicht“, erklärte der Laudator.

Auch mit ZweiPoligkeiten spiele die an der Staatlichen Akademie für Kunst und Design A. L. Stieglitz in St. Petersburg ausgebildete Malerin und studierte Biologin gerne in ihren Werken, so Schmidt weiter. Besonders eindrucksvoll werde dies in Belots Bild „Kalbsporträt“ sichtbar: Das Kalb blicke den Betrachter mit einer goldenen, wuschelweichen Stirn und großen, treuen Augen so herzig an – und trage gleichzeitig im Ohr einen Klips, der es als Schlachtvieh ausweise. „Mit dieser Zwei-Poligkeit spielt die Malerin, die immer wieder neu zu entdecken ist“, hob der Laudator hervor.
Die Ausstellung im Rathaus Wiesbaden, Schlossplatz 6, ist vom 05. Februar 2025 bis zum 15. Februar 2025 bei freiem Eintritt zu besichtigen. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 10 Uhr bis 19 Uhr und samstags von 10 Uhr bis 15 Uhr.
Die Künstlerin ist am 5., 8., 12. und 15. Februar jeweils von 11 Uhr bis 12 Uhr vor Ort.
Persönliche Terminvereinbarungen auch über: Atelier Julia Belot
(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Kultur.de)