Großer Festakt: Kloster Lorsch feiert 25-jähriges UNESCO-Jubiläum LORSCH. Mit einem großen Festakt feierte das Kloster Lorsch am Dienstag, 13. Dezember 2016, seine 25-jährige Zugehörigkeit zur Familie der UNESCO Weltkulturerben. Die Festansprachen hielten neben der Präsidentin der Deutschen UNESCO Kommission, Prof. Dr. Verena Metze-Mangold, der Staatsekretär des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Ingmar Jung und für den Kreis Bergstraße die 1. Kreisbeigeordnete Diana Stolz. In einem zweiten Block würdigten der Direktor der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Karl Weber, der Bürgermeister von Lorsch, Christian Schönung und die 1. Vorsitzende des Kuratoriums Welterbe Kloster Lorsch, Dr. Dorothea Redeker, die vielschichtige regionale und überregionale Bedeutung des UNESCO Welterbes Kloster Lorsch.
Zahlreiche Gäste aus Wissenschaft und Politik waren am Jubiläumsabend anwesend. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von dem Jazz-Quartett EXULTATIO. Ein besonderes Highlight bildete die Eröffnung einer Fotoausstellung mit beeindruckenden Monochrom-Aufnahmen des Fotografen Roger Schäfer aus dem Jahr 2016. Zwei historische Einspielungen sowohl des Südwestfunks als auch des Hessischen Rundfunks über das Kloster Lorsch rundeten die Feierstunde ab.
Das historisch bedeutende, jedoch in großen Teilen „verlorene Kloster“ ist nicht nur Hessens erstes Denkmal, sondern auch hessenweit die erste historische Stätte, die im Jahr 1991 mit der international anerkannten und höchsten Auszeichnung für bedeutsame Orte der Menschheit von der UNESCO ausgezeichnet wurde. Auch deshalb hat die Welterbestätte ganz im Süden des Bundeslandes für Ingmar Jung, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, eine herausragende Bedeutung: „Ich freue mich sehr über dieses besondere Jubiläum. Das Kloster Lorsch ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler Deutschlands, ein Wahrzeichen karolingischer Baukunst – und wie die anderen UNESCO-Welterbestätten ein identitätsbildendes und attraktives Aushängeschild für Hessen. Indem wir in die Aufwertung investieren, erhalten wir unser kulturelles Erbe für nachfolgende Generationen und machen es zukunftsfähig.“
Der UNESCO Titel und seine Bedeutung für das Kloster Lorsch
Die Verleihung des UNESCO Titels für Kloster Lorsch 1991 muss rückblickend als eines der einschneidenden Ereignisse in der wechselvollen Geschichte der einstigen Reichsabtei Karls des
Großen gelesen werden.
Nach der Auflösung des Klosters im Zuge der Reformation und der fast völligen Zerstörung der einst weitläufigen Klosteranlage, im Dreißigjährigen Krieg, war Kloster Lorsch immer wieder vom restlosen Verschwinden bedroht. Die Sicherung durch die erste Denkmalschutzordnung, die Großherzog Ludewig 1818 erließ, gebot hier endgültig Einhalt. Doch erst die Verleihung des UNESCO Titels machte unmissverständlich klar, dass es sich bei Kloster Lorsch um eine Stätte handelt, die für die Kulturgeschichte Europas von herausragender Bedeutung ist.
Die Aufnahme in die Liste der weltweit bedeutsamen Kulturdenkmäler wirkte sich seither verschiedentlich deutlich spürbar aus. Das Bewusstsein in der lokalen und regionalen Bevölkerung hat sich seither entscheidend gewandelt, Kloster Lorsch gilt als der kulturelle Leuchtturm Südhessens. „Heute sind wir stolz auf unser Kloster“, so der Lorscher Bürgermeister Christian Schönung. „Es existiert mittlerweile ein Wertgefühl und eine wirkliche Sympathie für das ‚UNESCO Welterbe im Herzen unserer Stadt‘ – wie es nicht nur die Wort-Bildmarke Lorschs ausdrückt.“ Karl Weber, Direktor der Verwaltung Schlösser und Gärten Hessen, spricht vom „hohen touristischen Potential der Welterbestätte“. Dass der UNESCO Titel ein touristischer Frequenzbringer ist, wird seit der Überarbeitung und Erweiterung der Klosteranlage noch deutlicher spürbar. Ein nationaler und ein internationaler Preis für Garten- und Landschaftsarchitektur bestätigen die Qualität und den Erfolg des Gesamtkonzeptes. Die Steigerung der Gästezahlen sprechen für die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen, die darauf abzielen, die Bedeutung des Ortes lebendiger und attraktiver zu vermitteln.
Doch Karl Weber verweist auch darauf, dass man in Lorsch immer wieder wissenschaftliche Neuentdeckungen präsentieren kann. Denn das Konzept der Welterbestätte setzt gleichermaßen auf die Vermittlung der Inhalte wie auf die Forschung und weitere Erforschung der Stätte. Dies erweist sich sowohl als wissenschaftlich ambitioniert und erfolgreich wie auch als touristisch außerordentlich sinnvoll. Denn immer wieder kann man neue Themen vermitteln, mit Publikationen, Vorträgen, Führungen, Ausstellungen, museumspädagogischen Maßnahmen etc. Nicht von ungefähr wird die Lorscher Welterbestätte im Zusammenhang mit Maßnahmen genannt, wie sie hier aus der Taufe gehoben wurden: der Welterbetag etwa (immer am 1. Sonntag im Juni), die Gründung eines Global Monastic Network und einer außerordentlich tätigen Museumspädagogik.
Gerade vor diesem Hintergrund nennt der Welterbestättenleiter, Dr. Hermann Schefers, jedoch als eine der größten Herausforderungen, dass eine „ausreichende personelle Ausstattung die Welterbestätte und ihre Möglichkeiten sichern muss“. Das unterstützt auch die Vorsitzende des Kuratoriums des Welterbes, Dr. Dorothea Redeker: „Der UNESCO Titel ist ein Privileg, das es zu hegen und zu pflegen gilt.“ Auch sie nennt ausreichende Mittel für Personal und Ausstattung sowie den „Schulterschluss der lokalen mit der Landespolitik als Grundlage dafür, dass die Welterbestätte attraktiv bleibt.“ Schließlich ist die Überarbeitung des gesamten Areals zum 25-jährigen Jubiläum nicht abgeschlossen, der Masterplan noch nicht zur Gänze erfüllt. Nicht zuletzt um die Umsetzung der verkehrstechnischen Anbindung wird noch gerungen.
Weitere Informationen über das UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch
Begleitende Fotoausstellung „Geschichten von Kontemplation und innerer Stärke“
Der Fotograf Roger Schäfer sieht das Kloster Lorsch
In diesem Jahr sind es 25 Jahre, dass dem Kloster Lorsch der UNESCO- Titel verliehen wurde. Aus Anlass dieses Jubiläums wird es u.a. eine kleine Fotoausstellung im Foyer des Paul Schnitzer-Saales geben. Der Weinheimer Fotograf Roger Schäfer hielt mit diesen Aufnahmen die Eindrücke von seinem Besuch an einem Septembermorgen dieses Jahres fest. Das Besondere daran: Es handelt sich ausschließlich um Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Die hier verwendete sogenannte Monochrom-Technik führt dabei zu einer selten gesehenen Brillanz und nahezu zeichnerischen Schärfe im Detail.
Roger Schäfer hatte sich nichts wirklich erwartet von seinem Spontanbesuch an einem klaren Herbstmorgen in Lorsch. Was gäbe es wohl an diesem, wegen seiner fast 90%igen Zerstörung als Bodendenkmal eingestuften Weltkulturdenkmals zu sehen, zu fotografieren? Doch der Fotograf, der von der Schwarz-Weiß Fotografie als der „Reduzierung auf das Wesentliche“ spricht, war sofort in Bann geschlagen: „Man fühlt sich von diesem Ort magisch angezogen. Es ist fast mystisch. Ich konnte gar nicht genug sehen!“ so sein begeistertes Urteil. Dass er zu der dann entstandenen Sequenz aus etwa 50 Bildern keinerlei Auftrag hatte, machte ihn umso freier. „Das war besonders schön. Ich bin einfach meinem Auge und meiner Faszination gefolgt“, so Schäfer.
Parallel hatten die Vorbereitungen für den Festakt am 13. Dezember begonnen. Denn dann ist es auf den Tag 25 Jahre her, dass die UNESCO die Beitritts-Urkunde ausstellte und das Kloster Lorsch in die Familie der Weltkulturerben aufnahm. Auf der Suche nach einem Foto, das die Eiladungskarte schmücken könnte, stießen die Organisatorinnen via Facebook über Schäfers Facebook-Seite.
Jetzt war die Faszination auf der anderen Seite: „Wie selten haben uns die Bilder, die Roger Schäfer gemacht hat, begeistert“, so Dr. Dorothea Redeker, Vorsitzende des Kuratorium Weltkulturerbe und Kulturamtsleiterin Gabi Dewald. „Die Reduktion der Schwarz-Weiß-Fotografie steigert die karge Weite des überarbeiteten Klosterareals. Die Brillanz der Aufnahmen hat eine insistierende Klarheit, die den Geist des ‚verlorene Kloster‘ widerspiegelt. Die Bilder erzählen eine Geschichte von Kontemplation, Geistigkeit und innerer Stärke. Über das fotografische Abbild hinaus repräsentieren diese Aufnahmen das Prinzip eines Ortes, dessen Sinn und Bedeutung jenseits des Sichtbaren begründet liegt.“ Sie traten in Kontakt mit dem Fotografen.
Am Ende wurde eine kleine Fotoausstellung im Foyer des Paul Schnitzer-Saales vereinbart. Sie ist der Öffentlichkeit vom 14. bis zum 20. Dezember im Rahmen eines Museumsbesuches ohne Aufpreis zugänglich. Die ausgestellten Fotografien sowie die weiteren Aufnahmen aus dem Zyklus können käuflich erworben bzw. bestellt werden.
Info-Kasten
Die Fotografie-Ausstellung „25 Jahre Weltkulturerbe Kloster Lorsch“ mit zehn Monochrom-Aufnahmen von Roger Schäfer findet vom 14. – 20. Dezember 2016 statt.
Ort: Museumszentrum Kloster Lorsch – Foyer des Paul Schnitzer-Saales im Museumszentrum, Nibelungenstraße 35, 64653 Lorsch.
Öffnungszeiten: DI – SO 10 – 17 Uhr (Museumsöffnungszeiten).