Russland und Polen die großen Gewinner beim 16. goEast in Wiesbaden
Mit der feierlichen Preisverleihung und anschließendem Empfang der Stadt Wiesbaden ging die 16. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films am gestrigen Dienstag, 26. April, zu Ende.
Durch das Programm führte Festivalleiterin Gaby Babic, Unterstützt von Juroren und zahlreicher Prominenz verlieh sie die „Oppose Othering Prodution-Preisgelder“, den GoEast Develepement-Award, den Open Frame Award, den Preis der Internationalen Filmkritik, Preis der Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt, den Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und den höchstdotierten Preis für den besten Film. Einspielungen der ausgezeichneten Produktionen entführte das Publikum im voll besetzten Caligari-Filmbühne noch einmal in die jeweiligen Filme. goEast-Erfinderin Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums Frankfurt, erzählte wie es vor 16 Jahren zur Gründung von goEast kam. Die Direktorin des Deutschen Filmmuseums betonte dabei einmal mehr wie wichtig goEast in diesen Zeiten eines in vielen osteuropäischen Ländern wachsenden Nationalismus sei als Plattform für ost- und mitteleuropäische Filmemacher, hier ohne Zensur und Angst vor Repressalien ihre Produktionen zeigen zu können.
Die drei Hauptpreise gingen an die Beiträge INSIGHT (Russland 2015; Regie: Aleksandr Kott), DIE ROTE SPINNE (Polen, Tschechische Republik, Slowakische Republik 2015; Regie: Marcin Koszalka) und FREMDE ARBEIT (Russland 2015; Regie: Denis Shabaev). Weitere „Oppose Othering Prodution-Preisgelder“, den GoEast Develepement-Award, den Open Frame Award, den Preis der Internationalen Filmkritik, Preis der Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt, Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und den Preis für den besten Film.
Mit 12.200 BesucherInnen konnte goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in diesem Jahr erneut einen Publikumszuwachs verzeichnen. Zum Abschluss des vom Deutschen Filminstitut veranstalteten Festivals wurden am Dienstag, 26. April, in einer feierlichen Zeremonie Preise im Wert von 45.000 Euro vergeben.
Der Preis für den Besten Film, dotiert mit 10.000 Euro, ging an den russischen Spielfilm INSIGHT des vielfach ausgezeichneten Autorenfilmers Aleksandr Kott. INSIGHT erzählt die Geschichte eines Erblindeten, dem eine unerwartete Liebe wieder Lebensmut gibt. „Mit seinem mutigen Einsatz von Humor erzählt Kott eine berührende Geschichte und zeigt, dass er die filmische Form beherrscht“, begründete die fünfköpfige internationale Jury ihre Entscheidung.
Marcin Koszalka wurde für sein Spielfilmdebüt DIE ROTE SPINNE mit dem Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden (7.500 Euro) ausgezeichnet, den Hauptdarsteller Filip Plawiak stellvertretend entgegennahm. Der Film ist „ein packender Thriller, der das Publikum in seinen Bann zieht“, heißt es in der Begründung der Jury.
Auch die FIPRESCI-Jury entschied sich für die polnisch-tschechisch-slowakische Produktion und vergab den Preis der Internationalen Filmkritik an DIE ROTE SPINNE. Der Film erzählt von einem Serienmörder und einem jungen Mann, der sich an seine Fersen heftet. Die KritikerInnen der Jury lobten die überraschende Handlung und die herausragende Kameraführung.
Der Preis des Auswärtigen Amtes für kulturelle Vielfalt im Wert von 4.000 Euro ging in diesem Jahr an den russischen Dokumentarfilm FREMDE ARBEIT. Überzeugt hat die Jury vor allem, auf welch anspruchsvolle Art und Weise sich Regisseur Denis Shabaev mit den Herausforderungen einer multikulturellen Gesellschaft auseinandersetzt.
Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für die schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin Emilia Vasaryova im slowakischen Film EVA NOVA (Slowakische Republik, Tschechische Republik 2015) von Marko Skop aus.
Den Open Frame Award im Wettbewerb für Experimentalfilm und Videokunst, dotiert mit 5.000 Euro, gestiftet von der BHF-BANK-Stiftung, übergab die dreiköpfige Jury an den russischen Beitrag UNFINISHED FILM (Russland 2015) von Evgeny Granilshchikov. Das eindrückliche Porträt der „Generation Facebook“ in Russland sei „ein wichtiges Werk, das Großes hoffen lässt – für den Filmemacher ebenso wie für die Filmkunst jenes Landes, das er repräsentiert“.
Als beste Projektidee des East-West Talent Lab wurde THE WRECKED ROOM von Ovsanna Shekoyan mit dem goEast Development Award ausgezeichnet. Den mit 3.500 Euro dotierten Preis, gestiftet vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, erhielt die Armenierin für ihre „mutige Bearbeitung menschlicher Beziehungsverwicklungen abseits konventioneller Darstellung“. Eine lobende Erwähnung ging an das albanische Kurzfilmprojekt IN THE STORMY YEARS von Kejdi Demneri.
Im Rahmen des neu gestarteten Nachwuchsprojekts OPPOSE OTHERING! vergab die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) fünf Produktionspreisgelder in Höhe von je 3.000 Euro. PreisträgerInnen sind die Regietandems Pierre-Yves Dalka (Deutschland) und Ekaterina Izmestyeva (Russland) mit dem Projekt VOICES, Hamze Bytyci (Deutschland) und Milan Durnak (Slovakia) mit JOŽKA, Anda Puscas (Rumänien) und Dennis Stormer (Deutschland) mit FIELD TRIP, Judith Beuth (Deutschland) und Jasmin Brutus (Bosnien-Herzegowina) mit BELONGING-NOT-BELONGING sowie Julia Grauberger (Deutschland) und Aleksandra Medianikova (Russland) mit ANOTHER DAY.
goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films setzte bei seiner 16. Ausgabe einen gewohnt politischen Schwerpunkt. Mit dem thematischen Fokus auf gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, das so genannte Othering, verstärkte das Festival sein menschenrechtliches Engagement: Das neue Nachwuchsprojekt OPPOSE OTHERING! sowie die gesellschaftspolitische Programmsektion Beyond Belonging beschäftigten sich mit unterschiedlichen Erscheinungsformen von Aus- und Abgrenzung und ihrer filmischen Darstellung. Die beiden Sektionen Porträt und Symposium waren dagegen dem Genre verschrieben: Der polnische Kultregisseur Juliusz Machulski stellte sein Schaffen in einer umfassenden Werkschau persönlich vor. Unter dem Titel „Die im Schatten: Verbrechen und andere Alltäglichkeiten im mittel- und osteuropäischen Kriminalfilm ab 1945“ widmete sich das Symposium dem in Deutschland so beliebten Krimi-Genre – in seiner osteuropäischen Ausführung.
Beim anschließenden Empfang im Wiesbadener Rathaus klang goEast 2016 entspannt heiter und mit einem kleinen „Voraus“ auf goEast 2017 aus. Die Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Wiesbaden Rose-Lore Scholz dankte noch einmal allen Beteiligten für ihre großartig geleistete Arbeit, insbesondere der Direktorin des Deutschen Filmmuseums, Claudia Dillmann, auf deren Idee und Engagement das neben Cottbus bedeutendste ost- und mitteleuropäische Filmfestfestival goEast in Wiesbaden zurückgeht und Festival-Leiterin Gaby Babic für ihre großartige Leistung, Sie habe das 16. goEast trotz der erschwerten politischen Entwicklungen in Polen, Ukraine und Russland wieder so erfolgreich und mit neuem Besucherrekord realisiert, betonte die Kulturdezernent.