goEast 2018: Goldene Lilie für „November“ – Estland, Ungarn und Serbien für Filme ausgezeichnet

goEast 2018 ging am 24.April mit der feierlichen Preisverleihung in der Caligari Filmbühne in Wiesbaden heiter zu Ende. Auf dem Abschlussfoto sind alle am mittel- und osteuropäischen Filmfestival Beteiligten versammelt.© Foto: Diether v. Goddenthow
goEast 2018 ging am 24.April mit der feierlichen Preisverleihung in der Caligari Filmbühne in Wiesbaden heiter zu Ende. Auf dem Abschlussfoto sind alle am mittel- und osteuropäischen Filmfestival Beteiligten versammelt.© Foto: Diether v. Goddenthow

goEast 2018: Die  Goldene Lilie, der mit 10 000 Euro dotierte Hauptpreis für den besten Film, geht an NOVEMBER. Für die beste Regie wurde der Film A WOMAN CAPTURED mit dem Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden in Höhe von 7.500 Euro ausgezeichnet.

Bevor gestern Abend mit dem Reigen der offiziellen feierlichen Preisverleihung in der Wiesbadener Caligari FilmBühne  die 18. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films erfolgreich zu Ende ging, bewies das goEast-Team nochmals seine geballte Kreativität mit dem „Golden-Stefan“.

Weil Managementleiter Stefan Adrian immer im Hintergrund bleibt, zwang ihn das goEast-Team mit dem Gag-Preis "Goldener Stefan" auf die Bühne.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Weil Managementleiter Stefan Adrian immer im Hintergrund bleibt, zwang ihn das goEast-Team mit dem Gag-Preis „Goldener Stefan“ auf die Bühne. © Foto: Diether v. Goddenthow

Diesen Dankeschön-Preis erhielt der Management- und Organisationsleiter vom goEast-Team zu seinem „10jährigen“ für unermüdliches, selbstloses Engagement.
Dieser  Gag war das absolute Stimmungs-Sahnehäubchen nach einer Woche Kino, Virtual Reality, vielen Vorträgen, Diskussionen, Ausstellungen und Workshops mit 102 Filmen und über 200 Gästen der internationalen Filmbranche. Insgesamt wurden die Sieger der  Wettbewerbe mit Preisen im Gesamtwert von 30.000 Euro geehrt:

Hauptpreis „Die Goldene Lilie“

Ein Liebesmärchen voller archaischer, fantastischer Bilder mit Werwolf-Flair und Zaubergestalten vor dem Dorfhintergrund im feudalistischen Estland voller Umbrüche und Existenzängste, verzaubert Rainer Sarnets  „November“ mit künstlerischen Vision und hintergründigem Humor.
Ein Liebesmärchen voller archaischer, fantastischer Bilder mit Werwolf-Flair und Zaubergestalten vor dem Dorfhintergrund im feudalistischen Estland des 19. Jh. voller Umbrüche und Existenzängste, verzaubert Rainer Sarnets „November“ mit künstlerischen Vision und hintergründigem Humor.

Die Goldene Lilie, der Preis für den Besten Film, ging an NOVEMBER (Estland, Niederlande, Polen 2017, Regie: Rainer Sarnet; Produktion: Katrin Kissa).

Per Video zugeschaltet: Produzentin Katrin Kissa.
Per Video zugeschaltet: Produzentin Katrin Kissa.

Die fünfköpfige Jury unter Vorsitz von Ildikó Enyedi begründete die Entscheidung mit der außergewöhnlichen, herausragenden Umsetzung durch den Regisseur und dem Mut der Produzentin, für diese Vision zu kämpfen. „Für die kraftvolle Vision, die wahre Poesie, den freien Humor und den Glauben des gesamten Teams geht der Preis für den Besten Film an NOVEMBER“, so die Jury. Rainer Sarnets düsteres Folklore-Märchen in kontrastreichem Schwarz-Weiß erhält ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro.

Bernadett Tuza-Ritter gewann mit EINE GEFANGENE FRAU (A WOMAN CAPTURED, Ungarn, Deutschland 2017) den mit 7.500 dotierten Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie. Die Jury hob insbesondere die Genauigkeit und Weisheit der Auswahl für den besten Ausdruck hervor. „Nicht nur für den Film, sondern auch für die zärtliche und geduldige Art und Weise, wie sich die Regisseurin dem Leben der Protagonistin nähert und für die Tapferkeit ihres minimalistischen Ansatzes vergibt den Preis an Bernadett Tuza-Ritter.“

Heleen Gerritsen leitete als Nachfolgerin von Gabi Babic ihr erstes GoEast-Festival souverän.© Foto: Diether v. Goddenthow
Heleen Gerritsen leitete als Nachfolgerin von Gabi Babic ihr erstes GoEast-Festival souverän.© Foto: Diether v. Goddenthow

Festivalleiterin Heleen Gerritsen betont: „Ich bin begeistert vom treuen goEast-Stammpublikum, das sich mit großer Leidenschaft im Kino traf, an Filmgesprächen teilnahm und sich inhaltlichen Neuerungen wie Virtual Reality sehr aufgeschlossen zeigte. Als neue Leiterin fühlt man sich da gleich wie zu Hause. Allabendlich trafen sich Star-Regisseurinnen und Regisseure, Nachwuchsfilmschaffende, Dokumentarfilmemacherinnen und Dokumentarfilmemacher, Animationskünstlerinnen und Animationskünstler, VR-Künsterinnen und VR-Künstler und Festivalgäste aus den verschiedensten Ländern im Festivalzentrum und mit Wodka bis tief in der Nacht geredet und gefeiert. goEast ist wirklich ein Festival der Begegnungen!“

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Der Film DIE ANDERE SEITE VON ALLEM (THE OTHER SIDE OF EVERYTHING, Serbien, Frankreich, Katar 2017, Regie: Mila Turajlić) über die Proteste, die zum Sturz von Slobodan Milošević führten, wurde mit dem Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt (4.000 EUR) ausgezeichnet. Er zeige laut Jurybegründung eine zutiefst persönliche Geschichte: „Der Film gibt einen einzigartigen Einblick in das Leben einer starken Frau, die gegen den Strom schwimmt. Er macht auf die Fragilität und Verwundbarkeit der Demokratie aufmerksam“, so die Jury.

Die Jury würdigte mit einer lobenden Erwähnung zudem REZO (Russland 2017) von Regisseur Levan Gabriadze für „die herzerwärmende Familiengeschichte zwischen den Wellen der Geschichte des 20. Jahrhunderts – erzählt mit Humor und Menschlichkeit.“ Die Form des Films passe hervorragend zum Thema.

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI ging an DIE EISSCHWIMMERIN (BÁBA Z LEDU, Tschechische Republik, Slowakische Republik, Frankreich 2017, Regie: Bohdan Sláma) in der Kategorie Spielfilm. Eine Witwe mittleren Alters bricht aus den Zwängen erstickender Konventionen aus und genießt die Freuden ihres neuen Lebensstils. „Die urkomische Inszenierung findet ihren Widerhall im Absurden und sorgt für überraschende Wendungen. Die Sozialsatire besteche mit seiner Vitalität, so die Jury.
In der Kategorie Dokumentarfilm hat EINE GEFANGENE FRAU (A WOMAN CAPTURED, Ungarn, Deutschland 2017, Regie: Bernadett Tuza-Ritter) den Preis der FIPRESCI gewonnen. Der Film über die Ausbeutung einer unbezahlten Bediensteten in einer modernen Familie sei das markante Porträt einer tapfer für ihre Freiheit kämpfenden Frau. Wir haben uns wegen der Kohärenz ihres Standpunkts, ihrer künstlerischen Strenge und ihrer sozialen Wirkung für die deutsch-ungarische Produktion entschieden.

Das Künstler-Duo Denis Semenov und Natalia Severina gewann den von der BHF BANK Stiftung ausgelobten Virtual-Reality-Wettbewerb Open Frame Award für ihr Werk NOMINAL EMPIRE (Russland 2018). Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. In der Jurybegründung heißt es: „Die einfallsreiche Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte wird konsequent in ausdrucksstarke Bilderwelten übersetzt. Der Zuschauer hat die Möglichkeit, ästhetische Erfahrungen in einer postmodernen Welt zu sammeln und sich frei in dem dystopischen Gedankenspiel der Macher zu bewegen.“ Mit dem ersten Platz werde die außergewöhnliche konzeptionelle und technische Leistung dieses Künstlerpaares gewürdigt.
Eine lobende Erwähnung erhielt HIER UND DORT (Weißrussland 2017) von Kiryll Halitsky. Der drohende Sieg des Alltags über das kreative Schaffen eines Autors werde hervorragend umgesetzt.

Das Projekt RETURN MY HANDS von Konstantin Selin erhielt den vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain ausgelobten goEast Development Award (3.500 EUR) für das beste Pitching beim East-West Talent Lab. Der Protagonist von RETURN MY HANDS nutze seine Fähigkeiten als Spezialist für Finger- und Gliedmaßenchirurgie, um Zuschauer für sein Filmemachen zu gewinnen. „Zwei gegensätzliche Welten: Mikrochirurgie und Filmemachen – Konstantin Selins Blick auf das russische Gesundheitssystem ist humorvoll und störend“, begründete die Jury. Eine lobende Erwähnung erhielt INHABITANTS von Mery Aghakhanyan. Das dokumentarische Projekt über vergessene Vertriebene einer armenischen Container-Siedlung sei sozial hochrelevant und visuell stark umgesetzt.

Die 18. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films fand vom 18. bis 24. April statt. Zu den Höhepunkten gehörten die Besuche der international gefeierten Filmemacherinnen und Filmemacher wie Boris Khlebnikov, Ildikó Enyedi sowie Mait Laas. Auf viel Ressonanz seitens des internationalen (Fach-)Publikums stieß auch das Symposium mit Titel „Hybride Identitäten – Das Kino der Baltischen Länder“.

Die Preise im Überblick

Die Goldene Lilie, der Preis für den Besten Film
NOVEMBER
Estland, Niederlande, Polen 2017; Regie: Rainer Sarnet; Produktion: Katrin Kissa

Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie
A WOMAN CAPTURED / EINE GEFANGENE FRAU
Ungarn, Deutschland 2017; Regie: Bernadett Tuza-Ritter

Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt
THE OTHER SIDE OF EVERYTHING / DRUGA STRANA SVEGA /
DIE ANDERE SEITE VON ALLEM
Serbien, Frankreich, Katar 2017; Regie: Mila Turajlić

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Spielfilm)
ICE MOTHER / BÁBA Z LEDU / DIE EISSCHWIMMERIN
Tschechische Republik, Slowakische Republik, Frankreich 2017;
Regie: Bohdan Sláma

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Dokumentarfilm)
A WOMAN CAPTURED / EINE GEFANGENE FRAU
Ungarn, Deutschland 2017; Regie: Bernadett Tuza-Ritter

Open Frame Award
NOMINAL EMPIRE
Russland 2018; Denis Semenov und Natalia Severina

goEast Development Award
RETURN MY HANDS
Weißrussland 2017; Kiryll Halitsky