Gedankliche Stolpersteine herstellen: Politische Diskussionen und künstlerische Positionen auf der 68. Frankfurter Buchmesse

fbm_logo_2016_ehrengastFrankfurt, 15.09.2016 – Brexit, der Putsch in der Türkei, bewaffnete Auseinandersetzungen in Syrien, Flüchtlingskrise und populistische Strömungen in Europa, Wahlkampf in den USA: Das politische Tagesgeschehen wird in diesem Jahr die Gespräche auf der Frankfurter Buchmesse dominieren – und sich in zahlreichen Veranstaltungen und Diskussionsrunden niederschlagen. „Europa!“ lautet denn auch das diesjährige Motto des Weltempfangs, der kulturpolitischen Plattform der Buchmesse in Halle 3.1. „Da die rein ökonomische Herangehensweise an das Projekt Europa offensichtlich nicht genügend Integrationskraft besitzt, wollen wir eine neue inhaltliche Auseinandersetzung anstoßen,“ sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, anlässlich eines Pressegesprächs heute in Frankfurt. „Diese soll nicht als Nabelschau der Mitgliedsländer daherkommen, sondern vielmehr die derzeitigen Ereignisse und Perspektiven rund um den Globus einbeziehen und insbesondere die Diskussion um Werte wie die Freiheit des Wortes und Publikationsfreiheit beinhalten.“ Boualem Sansal, Elif Shafak und Daniel Cohn-Bendit, Ian Kershaw und Herfried Münkler; Timothy Garton Ash und Bernhard Pörksen sind nur einige prominente Denker und Wissenschaftler, die das Programm im Weltempfang gestalten werden.

Der Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse zeigt 2016 beispielhaft, wie man Grenzen überwindet und zusammen auf Gemeinsamkeiten blickt. Denn in diesem Jahr ist am Main nicht eine Nation, sondern ein Sprach- und Kulturraum Ehrengast. Wie aktiv und erfolgreich Flandern und die Niederlande zusammen gearbeitet haben, belegt die ausgesprochen hohe Anzahl von 422 Neuerscheinungen – und das in vielen Genres: Belletristik, Sachbuch, Lyrik, Kinder- und Jugendliteratur, Comic und Graphic Novel. Zum Vergleich: In den letzten Jahren erschienen im deutschen Sprachraum durchschnittlich 85 neue Übersetzungen pro Jahr.

Was bringt David Hockney, Jeff Jarvis, Julia Stoschek und Christiane zu Salm in diesem Jahr auf die Frankfurter Buchmesse? Warum stellen das Museum of Modern Art New York, das Victoria & Albert Museum, das Metropolitan Museum of Art, das Google Cultural Institute und zahlreiche andere Museen und Institutionen hier aus? Die Antwort lautet: THE ARTS+, eine neue Messe innerhalb der Frankfurter Buchmesse. Mit THE ARTS+ beschreitet die Frankfurter Buchmesse neue Wege: Vom 19.-23. Oktober findet THE ARTS+ zum ersten Mal statt. Mit einer eintägigen Konferenz (Mittwoch, 19. Oktober 2016) und fünftägigen Messe (Halle 4.1) bietet THE ARTS+ den idealen Rahmen, um Digitalisierung als Chance zu diskutieren und neue Geschäftsmodelle in der Kultur- und Kreativindustrie auf den Weg zu bringen. Die Nutzung von Artificial Intelligence in der Content-Entwicklung, die Verwendung vom 3D-Druck in den Bereichen Architektur und Mode, der Einsatz von Virtual Reality-Umgebungen in Museen und der Stadtplanung oder digitale Marktplätze für kreative Produkte sind nur einige Beispiele, wie sich neue Technologien in der Kulturbranche integrieren lassen. Aber wie können die Akteure davon profitieren? Bei THE ARTS+ werden diese Fragen verhandelt.

Knapp vier Wochen vor Beginn der Frankfurter Buchmesse zeichnet sich ab, dass die Ausstellerzahlen auf dem Vorjahresniveau liegen, bei den Fachbesuchern wird ein kleines Plus erwartet. Starkes Wachstum verzeichnet die Frankfurter Buchmesse im Bereich Kinder- und Jugendbuch, einem der umsatzstärksten Segmente der Branche weltweit. In einem neu eingerichteten Areal für internationale Kinder- und Jugendbuchverlage in Hallen 5.1 und 6.1 wurden 300 Verlage – darunter zahlreiche Neuaussteller – gruppiert. Nicht nur im Bereich Kinder- und Jugendbuch boomt das Geschäft mit Rechten und Lizenzen, im Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) sind 460 Tische verkauft, 683 Agenten aus 29 Ländern werden hier ihre Autoren repräsentieren.

Die Bedeutung und der internationale Rang von Autoren wird auch daran bemessen, welche Auszeichnungen sie erhalten: Eine neue Kooperation mit dem Man Booker Prize, einem der führenden Literaturpreise der englischsprachigen Welt, wirft ein Schlaglicht auf herausragende literarische Stimmen – einige von ihnen werden in Frankfurt erwartet. Der Preis wird am 25. Oktober 2016 in London verliehen. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass der Man Booker ein besonderer Preis ist, der weltweit als einer der begehrtesten anerkannt ist“, sagte Juergen Boos. „Ihn zu gewinnen – das kann zu einer enormen Absatzsteigerung führen, ganz zu schweigen vom Potenzial für den Rechteverkauf nach Übersee und die Fernseh- und Filmrechte. Um mit Verhandlungsgesprächen zu beginnen, kann es für Branchenprofis keinen besseren Ort geben als die Frankfurter Buchmesse.”

Für Fans und Förderer der Frankfurter Buchmesse wurde in diesem Jahr der Freundeskreis gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählen neben Vertretern der Stadt Frankfurt am Main auch Unternehmen wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Fraport AG, die Messe Frankfurt sowie die Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main und Verbände wie die DEHOGA Hessen und die Frankfurt Hotel Alliance. Sie alle wissen um die Bedeutung des freien geschriebenen Wortes und schätzen die Buchmesse als weltweit größte und älteste Veranstaltung ihrer Art, die sie aktiv unterstützen wollen. Den Unternehmen und Institutionen bietet der Freundeskreis der Frankfurter Buchmesse Raum zur Vernetzung mit neuen, internationalen Zielgruppen aus Wirtschaft und Kultur. Die Idee des Freundeskreises richtet sich darüber hinaus auch an die Besucher der Frankfurter Buchmesse und ermöglicht 1.000 von ihnen (nebst einer Begleitperson) erstmalig den Zugang zu den Fachbesuchertagen vom 19. – 21. Oktober 2016.

Alle Informationen zur Frankfurter Buchmesse 2016:www.buchmesse.de