In ieiner hochklassigen Gala vor 1.200 begeisterten Zuschauern wurden die Preisträger des European Youth Circus am gestrigen Samstag in Wiesbaden ausgezeichnet.
Oberbürgermeister Sven Gerich und Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz, die von der hohen Qualität und Originalität der Darbietungen und der Präsentation der jungen Artisten überwältigt waren, überreichten die Festivalpreise in Gold. Die weiteren Preise gaben die Juroren an die Gewinner, die sich nach einer Abschluss-Tanzperformance, im Halbrund in der Manage platziert hatten.
In der Altersklasse bis 17 Jahre nahm die Goldtrophäe die fünfköpfige Trampolintruppe „High 5“ aus Ungarn in Empfang, die außerdem den Wiesbadener Publikumspreis erhielt. High 5 ist eine Trampolinspringer-Truppe, bestehend aus einem Mädchen und vier Jungen: Tamas Dominik Terebesi (17), Marcel Benyei (17), Levente Kardos (17), Tamas Fülemen (15) und Petra Lukacsa (16). Alle kommen von der „Imre Baross Circus Arts School of Budapest. Das European Youth Circus Festival war ihre erster internationaler Auftritt.
In der Altersklasse 18-25 Jahre konnte der Spanier Michael Ferreri (20) mit seiner rasanten Jonglage die Goldtrophäe erringen. Er ist Artist in der vierten Generation einer Zirkusfamilie. Mit 14 Jahren absolvierte er seine erste Saison beim Circus Merano (Norwegen). In seiner siebenjährigen Karriere ist er in ganz Europa und Amerika aufgetreten, beim Zirkus Nock (Schweiz), Circus Vargas (Amerika) und Zirkus Arena (Dänemark). In der nächsten Saison arbeitet er im Circus Knie in der Schweiz. 2014 holte Micheal die Bronzemedaille beim „Festival Mondial du Cirque des Demain“ in Paris und den Sonderpreis des „Moulin Rouge“ in Spanien und den Silbernen Jugend-Clown beim „New Generation“ Zirkusfestival von Monte Carlo.
Sein jüngerer Bruder Steven (14) wurde für seine Drahtseil-Darbietung, bei der er unter anderem zum ersten Mal einen Salto auf dem Seil öffentlich zeigte, in der jungen Altersklasse mit Silber ausgezeichnet. Steven wurde in Carmona, einem Stadtteil von Sevilla in Andalusien, Spanien, geboren. Er setzt in der vierten Generation die Tradition der Drahtseilartistik seiner Familie fort. Er reiste in Begleitung seines berühmten Vaters Miguel Ferreri zum European Youth Circus nach Deutschland.
In der älteren Altersklasse konnte die Berlinerin Emma Laule (Vertikalseil) nicht nur den Festivalpreis in Silber entgegennehmen, sondern auch den Preis des Tigerpalastes Frankfurt, der ein dortiges Engagement beinhaltet. Ihre ersten artistischen Versuche unternahm die heute 25-jährige Emma im Juxcircus Schöneberg und dem Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi, beide in Berlin. Sie besuchte ein Jahr „Die Etage – Schule für die darstellenden und bildenden Künste e.V.“ in Berlin. Danach studierte sie vier Jahre an der „Academy for Circus and Performance Art“ in Tilburg.
Ihre Abschlussnummer „It’s Our’s“ zeigte sie beim European Youth Circus. Emma trat im März dieses Jahres im GOP-Theater auf, im Duo am Vertikalseil zusammen mit der französischen Artistin Charlotte des la Bretèque, die zweimal am European Youth Circus teilnahm und beide Male Preise gewann.
Bronze in der jungen Altersklasse und den Preis der Circus-, Varieté- und Artistenfreunde Schweiz erhielt die Schweizerin Andrea Matousek (17) am Trapez. Andrea studiert seit drei Jahren an der Staatlichen Artistenschule Berlin. Erste artistische Erfahrungen hat sie in der Schweiz gesammelt. Einige Auftritte für die Asian Development Bank führte sie schon an verschiedene Orte. Beim Cirque Festival Le Mans (Frankreich) trat sie mit ihrer Darbietung „Dreaming“ auf, die sie auch beim European Youth Circus Wiesbaden zeigte. Im Winter 2016/2017 wird sie für fünf Wochen im Blackpool Tower Circus (England) arbeiten.
In der Altersgruppe bis 25 Jahre wurde der Bronze-Preis zweimal vergeben: Anastasiia Mazur (Kontorsion) aus der Ukraine und Alena Ershova (Handstand/Hula-Hoop) durften sich über die Auszeichnung freuen.
Anastasiia Mazur wurde 1991 in Russland geboren und zog im Alter von nur drei Jahren mit ihren Eltern in die Ukraine. Mit acht begann sie mit Gymnastik und Ballet. Nach vier Jahren Gymnastik und Tanz wechselte sie auf eine Zirkusschule. Ab 2006 studierte sie an der Zirkusschule Kiew, der städtischen Zirkusakademie, wo sie 2010 ihren Abschluss machte. Danach hatte sie ein einjähriges Engagement im GOP-Varietè in Deutschland. Im Januar 2011 gewann sie einen Sonderpreis beim Pariser „Festival Mondial du Cirque des Demain“. 2012 und 2013 arbeitete sie in einer Dinner-Show in Österreich. 2015 tourte sie mit der Show „Feuerwerk der Turnkunst“ in Deutschland. Anastasiia beherrschaft auch eine weitere Nummer mit Partner Anatoliy Zalevsky. In diesem Jahr hat sie die Bronzemedaille beim Festival „Artistika“ in der Schweiz gewonnen.
In faszinierender Choreographie und mit perfekter Technik verbindet die 19-jährige Alena Ershova neue Formen der Handstand-Equilibristik mit Hula-Hoop-Reifen zu einem poetischen Gesamtkunstwerk. Mit Anmut und Leichtigkeit setzt die junge Russin die Gesetze der Schwerkraft außer Kraft. Sie wohnt in Moskau.
Weitere Sonderpreise erhielten das Duo Sienna aus Deutschland mit der Darbietung am Mast (Preis des neuen Theaters Höchst). Sina Brunner (21) und Vienna Holz (20) lernten sich 2011 zu Beginn ihrer Ausbildungan der Staatlichen Artistenschule in Berlin kennen.
Nachdem ihnen ihre Soloausbildungen im Luftring und der Tuchschlaufe nicht mehr genügten, kreierten sie einen Duo-Luftring-Act und einen Duo-Pole-Act. Gemeinsam beedeten sie 2016 erfolgreich die fünfjährige Ausbildung. In ihrer Darbietung „Evolution“ verwachsen sie mit dem Pole, finden neue Bewegungen und schaffen somit Momente von packender Intensität. Eine außergewöhnliche Darbietung auf höchsten Niveau, die mit ihrer mystischen Ästhetik einen sofort in ihren Bann zieht.
Stepan Melnyk aus der Ukraine an den Strapaten erhielt den Preis des Wiesbadener Kuriers.
Stephan wurde 1994 in Kiev (Urkaine) geboren. Ab 2003 besuchte er ein Kinder-Sportstudio, das auch Zirkuskunst unterrichtete. Er hat an vielen Wettbewerben teilgenommen, unter anderem im Jahr 2010 beim European Youth Circus in Wiesbaden, und Preise gewonnen. Im Jahr 2011 wechselte er zur „Kiev Municipal Academy of Circus and Variety Arts“, die er erfolgreich abgeschlossen hat. In seiner Strapatennummer „Glory“ verbindet er Kraft und Anmut.
„Monalaura“ holten mit ihrer atemberaubendenTuchakrobatik den Preis der European Circus Association.
Das Artistinnenduo Simona Tesch (21) und Laura Borkowski verschmolzen ihre Namen zu Monalaura. Sie holten mit ihrer faszinierenden Tuchakrobatik den mit 500 Euro dotierten Preis der European Circus Association. Simona und Laura haben sich als Kinder beim Circus TriBühne in Hamburg kennengelernt. Mit 15 Jahren kreierten sie ihre erste gemeinsame Luftnummer. Nach dem Abitur 2013 begann ihre Ausbildung an der Staatlichen Artistenschule Berlin, die sie in diesem Jahr erfolgreich abgeschlossen haben. Im Anschluss daran tourten sie mit der Absolventenschow einmal quer durch Deutschland. Die beiden staatlichen diplomierten Artistinnen wollen mit ihren Künsten die Bühnen der Welt begeistern. Ihr Stil ist innovativ, frisch, technisch anspruchsvoll, poetisch und sehr gefühlvoll.
Die russische Akrobatikgruppe Grazie erhielt den Sonderpreis der Wiesbadener Kirchen für ihre wunderbare morphologisch anmutende Handstand-Artistik „Fläche“.
Die jungen Artistinnen Alisa Galimova (13), Vera Dudina (14), Karina Karimova (17), Daria Nikitina (14), Polina Makarova (17) und Olesia Ivanova (13) kommen vom Cirusstudio „Grazie“ aus der russischen Stadt Perm. Die Darbietung „Flächen“ wurde im Jahr 2012 kreiert, Regisseurin und Choreographin ist Guzel Sabirzianova. Die Musik zu dieser Darbietung wurde von dem Komponisten Alexei Gamov geschrieben. Die aktuelle Besetzung der Akrobatikgruppe arbeitet seit 2015 zusammen. Die Artistin Karina Karimova hat im Jahr 2012 mit der Darbietung „Geometrische Figuren“ am European Youth Circus teilgenommen.
Zwei Sonderpreise vergab die Jury an den Finnen Kalle Pikkuharju (Kontorsion) und die Sakiai-Gruppe aus Litauen mit ihrer Sprungseildarbietung.
Kalle Pikkuharju (16) ist ein multitalentierter junger Artist vom Sorin Sirkus, der seit seinem vierten Lebensjahr im Zirkus trainiert. Er ist sehr gelenkig und arbeitet über drei Stunden täglich daran, seinen Handstand zu verbessern und mit seinem Körper die unglaublichsten Stellungen zu realisieren. Bekanntheit erlangt hat er auch durch seine Fußjonglage-Darbietung mit Basketball und Matten. Darüber hinaus ist Kalle ein begnadeter Zeichner und bildender Künstler. Diese sensible und künstlerische Nummer berührt einfach jeden Zuschauer. Kalle ist in ganz Finnland aufgetreten sowie auf Festivals in Trondheim (Norwegen) und St. Petersburg.
Sakaia Circus School: Die Artisten Samanta Visockyte (15), Sandra Bendoriute (19), Gabija Cesnaviciute (17), Juras Pratusevicius (16), Kristina Gaizauskaite (16), Karolina Isganaityte (16), Agne Palubinskaite (13), Licita Palubinskaite (15), Gabija Pranskaityte (15), Gabija Pranskaityte (15), Gabija Astrauskaite (15) und Julius Kelertas (20) kommen vom Amateur-Zirkus „Sypsena“, der 1976 in Sakiai/Litauen gegründet wurde.
Im gleichen Jahr erhielt „Sypsena“ die Anerkennung als bester Zirkus der Region. Seit 2004 wird der Zirkus Sypsena erfolgreich von zwei Profi-Artisten und Zirkuskünstlern geleitet – Itana und Raimondas Januseviciai – , auf deren Initiative die erste inoffizielle Zirkusschule in den baltischen Ländern eingerichtet wurde.
Die Zirkusschule Sakiai hat an internationalen Veranstaltungen in vielen Ländern Europas teilgenommen, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde. 2016 wurde der Zirkus-Kollektive die Ehre zuteil, im Staatlichen Musiktheater Kaunas bei der Premiere des Musicals „Carmen“ mitzuwirken. In Wiesbaden bot die Sakaia Circus School eine erfrischend, leicht folkloristisch anmutende Seiltanz-Performance auf höchsten Niveau.
„Den Kerngedanken Europas näher gebracht“
In seinem Grußwort gratulierte Oberbürgermeister Seven Gerich seiner Kollegin, Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz, und bedankte sich beim Leitungsteam des Wiesbadener Youth Cirus um Jörg-Uwe Funk mit den Worten: „Das macht Ihr seid Jahren einfach Weltklasse!“, und weiter: „Ich bin stolz darauf, dass wir dieses Festival mitten in der Stadt haben“. Er habe gehört, dass sich am Donnerstag bereits Besuch aus Monaco erkundigt habe, „dass etwas über den Stellenwert dieses Festivals für die Circuswelt europaweit.“sage, so Sven Gerich. Und der Oberbürgermeister fügte hinzu „Wenn diese Choreographie, die ja in nur zweieinhalb Tagen gemeinsamer Proben entstanden ist, uns eines zeigen kann, kann es uns zeigen, dass Europa wirklich funktionieren kann“ Das was wir hier gesehen hätten, hätte uns dem Kerngedanken Europas näher gebracht. Es habe uns die Vision Europas nah vor Augen geführt, „und es hat uns das Potential Europas gezeigt!“, so der Oberbürgermeister.
Künstler überschreiten Grenzen – Wunder des Zusammenhalts
Jury-Sprecher, Johnny Klinke, freute sich über den Erfolg hinter dem Erfolg des Festivals: Das eigentliche Wunder dieser Abende, dieser Woche sei, so Klinke, der Zusammenhalt der jungen Artisten aus ganz Europa. Wo seien denn im Moment Ukrainer, Russen, Weißrussen, Litauer zusammen, zusammen. um mit Deutschen, Finnen, Spaniern, Ungarn und Schweizern zu feiern? „Das gibt’s nur im Circus. Das gibt es in Deutschland, im European Youth Circus, wo Menschen aus ganz Europa zusammen kommen“, so Klinke, der das European Youth Festival auch als eine Antwort auf alle die versteht, „die das Rad ins 19. Jahrhundert zurückdrehen wollen. Künstler überschreiten Grenzen! Und das was ihr hier erlebt, ist einzigartig, für einen kurzen Moment ein Zeichen, das alles erreichbar ist, wenn Menschen bereit sind, zu kooperieren für die Zukunft, und zusammen das Europa zu bauen, was wir alle wollen“, so der Jury-Sprecher, der dennoch nicht das letzte Wort hatte. Das hatte die Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz, die es ganz knapp hielt, und allen, die am Erfolg des Festival teilhatten dankte, insbesondere auch dem Jury-Sprecher Johnny Klinke: „Ohne Johnny Klinke wäre das niemals in der Form hier in Wiesbaden gestartet. Vielen Dank!“
Zahlreiche Zirkus- und Varietéfachleute waren bei den ausverkauften Veranstaltungen in Wiesbaden zu Gast.
Die Veranstaltung wurde vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und vielen anderen Sponsoren unterstützt. Durch den glanzvollen Abend führte Natascha Berg fachkundig und höchst charmant. Musikalisch umrahmt wurde die hochkarätige spannende Youth-Circus-Gala vom European Youth Circus Orchestra.
Festivalpreise auf einen Blick:
Wettbewerb bis 17 Jahre
Gold: High 5, Ungarn. Trampolin
(Dotiert mit 2.000 €, Finanziert von der , OVAG Energie AG, Bad Nauheim)
Silber: Steven Ferreri, Drahtseil, Spanien
Dotiert mit 1.000 € Finanziert von der Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden
Bronze: Andrea Matousek , Schweiz, Trapez
Dotiert mit 700 €, Finanziert von Public Address Mainz-Mombach
Wettbewerb 18 – 25 Jahre
Gold: Michael Ferreri, Spanien, Jonglage
Dotiert mit 3.000 €
Silber: Emma Laule, Vertikalseil, Deutschland
Dotiert mit 1.500 € finanziert von: Circus Monti, Schweiz
Bronze: (2 mal, da gleiche Punktzahl)
Anastasiia Mazur , Ukraine , Kontorsion
und
Alena Ershova, Handstand/Hula-Hoop, Russland
Dotiert mit je 1.000 €
Specialpreise
Preis des Tigerpalastes Frankfurt, Varieté der Zukunft, verbunden mit einem Engagement im Tigerpalast Frankfurt
Emma Laule – Vertikalseil – Deutschland
Preis des Varietés „Neues Theater Höchst“, Frankfurt Höchst, verbunden mit einem Engagement im Neuen Theater Höchst
Duo Sienna – Pole – Deutschland
Preis der Herzen – Publikumspreis dotiert mit 500 €, finanziert durch Blomen GmbH Krefeld
High 5, Trampolin, Ungarn
Preis der „Circus-, Varieté- und Artistenfreunde Schweiz“ dotiert mit 500 €
Andrea Matousek – Trapez – Schweiz
Preis der „Gesellschaft der Circusfreunde e. V.“ dotiert mit 500 €
Steven Ferreri, Drahtseil, Spanien
Preis der Wiesbadener Kirchen dotiert mit 500 €
Circus Grazie, Akrobatik,Russland
Preis der European Circus Association dotiert mit 500 €
Monalaura – Tuchakrobatik – Deutschland
Preis des Wiesbadener Kuriers dotiert mit 500 €,
Stepan Melnyk – Strapaten– Ukraine
Preis des Verbandes deutscher Varieté-Theater, dotiert mit 500 €
Monalaura – Tuchakrobatik – Deutschland
Sonderpreis der Jury, dotiert mit 250 €
Sakia Circus Group, Sprungseil,Lettland
Sonderpreis der Jury, dotiert mit 250 €,
Kalle Pikkuharju. Kontorsion, Finnland