Trotz der durch Corona bedingten Einschränkungen zieht die große Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“, die am 13. Juni zu Ende ging, eine durchweg positive Bilanz. „Wir sind gemessen an der aktuellen Situation sehr zufrieden. Die Mitwirkenden haben nicht nur die Landesausstellung überhaupt ermöglicht, sie haben sie auch unter diesen schwierigen Bedingungen samt Besuchsbeschränkungen und Lockdown am Laufen gehalten“, so Innenminister Roger Lewentz beim Rückblick auf die Kaiserschau der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), die im Landesmuseum Mainz gezeigt wurde. Nicht nur die Exponate seien hochkarätig, auch die Leistung der externen und internen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als bemerkenswert.
Von sieben auf neun Monate wurde die Ausstellung noch verlängert und dennoch war sie lediglich an 78 Tagen dem hochinteressierten Publikum zugänglich. Und obwohl auch die Personenanzahl pro Raum stark eingeschränkt werden musste, kamen am Ende über 21.000 Besucherinnen und Besucher ins Landesmuseum Mainz, um sich an der außergewöhnlichen Zeitreise durchs Mittelalter zu begeistern.
Ob die weltberühmte Heidelberger Liederhandschrift Codex Manesse, eine der kostbarsten Handschriften des Mittelalters, die zu Beginn der Ausstellung zu sehen war, oder eine der prachtvollsten Urkunden, die aus dem frühen Mittelalter erhalten ist, die außergewöhnliche Heiratsurkunde der Theophanu, die zum Schluss die Schau bereicherte. „Wir hatten hier eine Ausstellung der Superlative mit einzigartigen Exponaten, die es in dieser Zusammenstellung noch nie zu sehen gab und auf Jahrzehnte nicht mehr zu sehen geben wird. Diese Exponate einmal hier bei uns in Mainz im Original sehen zu können, war ein absolut einmaliges und ganz besonderes Erlebnis“, ergänzt die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide.
Auf über 1000 m² Ausstellungsfläche wurden rund 300 Exponate von 81 Leihgebern aus dem In- und Ausland gezeigt, darunter außergewöhnliche Stücke international renommierter Museen – unter anderem das Armreliquiar Karls des Großen aus dem Louvre, die beiden Steinreliefs von Friedrich I. Barbarossa und seiner Gemahlin Beatrix aus Mailand und das beeindruckende Adelheidkreuz aus der Abtei St. Paul in Österreich. Oder eben das erstmals ausgestellte Exemplar der „Mainzer Goldenen Bulle“ aus Wien, das nach über zwei Jahrhunderten zumindest vorübergehend an ihren Ursprungsort zurückkehren konnte.
„Rheinland-Pfalz hat nicht nur ein außergewöhnlich reiches kulturelles Erbe mit einer hochspannenden Geschichte der kulturellen Vielfalt. Es ist gerade im Mittelalter über Jahrhunderte hinweg die zentrale Herrschaftsbasis der großen Dynastien gewesen, angefangen bei den Karolingern und Ottonen über die Salier bis zu den Staufern. Am Ende ist es uns tatsächlich gelungen, auch dank der vielen Online-Angebote, die Geschichte der Ausstellung lebendig zu vermitteln und vielen näherzubringen“, zieht die neue Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto, ihr ganz persönliches Fazit.
Für Prof. Dr. Bernd Schneidmüller, den wissenschaftlichen Leiter der Ausstellung, war es in vielerlei Hinsicht eine ganz besondere und auch sehr emotionale Aufgabe: „Ich möchte gerade auch am Ende der Ausstellung an den Ideengeber Stefan Weinfurter erinnern, der mitten in den Vorbereitungen plötzlich verstorben ist. Es war sein Projekt und mein Wunsch, es in seinem Sinne umzusetzen, umso glücklicher bin ich, dass es sowohl bei den Medien als auch beim Publikum auf ein so überwältigendes Echo gestoßen ist.“
Eingebettet war die Landesausstellung in das „Kaiserjahr 2020“, das nun noch bis zum 31. Oktober 2021 verlängert wurde, und das ganze Land und seine Nachbarregionen mit einbezieht, denn kein anderes Bundesland hat so viele Originalschauplätze zu bieten wie Rheinland-Pfalz. Glücklicherweise bleibt die Landesausstellung nicht nur an den korrespondierenden Orten erhalten, sondern auch im Internet mit einer Fülle ganz unterschiedlicher Angebote. Ob mit der „Entdeckungsreise Mittelalter“, der digitalisierten Online-Ausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ oder dank spannender Video-Kurzführungen zu den Highlights der Landesausstellung – das Mittelalter ist auch die kommenden Monate auf www.Kaiser2020.de nur wenige Mausklicks entfernt. Überaus erfolgreich erwies sich auch der Ausstellungskatalog, der zweimal nachgedruckt und mit rund 10.000 verkauften Exemplaren ein echter Publikumsrenner wurde.
Während die Kaiserschau im Landesmuseum Mainz ihre Pforten schließt, arbeitet die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz schon mit Hochdruck an der nächsten großen Landesausstellung, die am 25. Juni 2022 im Rheinischen Landesmuseum Trier eröffnet werden soll: „Der Untergang des Römischen Reiches“.
Auf 1 000 m² Ausstellungsfläche widmet sich die Sonderausstellung den „dunklen“ Jahrhunderten der römischen Geschichte. Mit internationalen Spitzenexponaten soll die Geschichte des Römischen Reiches vom 3. bis 5. Jahrhundert n. Chr. zum Leben erweckt werden und aufzeigen, welche historischen Ereignisse und Prozesse zum Niedergang des römischen Staates führten. „Auch die spektakuläre Römerschau wird wieder das ganze Land Rheinland-Pfalz mit einbinden, das so viel an historischen Originalschauplätzen zu bieten hat“, schaut Minister Roger Lewentz nach vorne.
(Michael Bonewitz)