
Seit 2007 werden mit dem DAM Preis jährlich herausragende Bauten in Deutschland ausgezeichnet, 2024 bereits zum neunten Mal in enger Zusammenarbeit mit JUNG als Kooperationspartner. Unter den 100 nominierten Bauwerken, die zwischen Ende 2022 und Frühjahr 2024 fertiggestellt wurden, wählte eine Expertenjury zunächst eine Shortlist mit 23 Projekten aus, bevor vier Finalisten ermittelt wurden.
Unter den Vier Finanlisten:
- AFF ARCHITEKTEN – Spore Haus, Berlin
- BOGEVISCHS BUERO – Sophie-Scholl-Haus, Sanierung Studierendenwohnheim, München HABERMANN ARCHITEKTUR – Kulturweberei, Finsterwalde
- PETER HAIMERL . ARCHITEKTUR – Clusterwohnen Wabenhaus, München
war die Jury besonders überzeugt vom Spore Haus, einem Kultur- und Begegnungsort in Berlin- Neukölln in halb öffentlichen und halb privaten Hausbesitz der Schöpflin-Stiftung aus Lörrach.

Das Gebäude liegt an der lebhaften Hermannstraße nahe des Tempelhofer Felds in Berlin-Neukölln und bildet zusammen mit dem benachbarten „Publix Haus“ ein markantes Ensemble. Die im Bildungs- und Kultursektor operierende Schöpflin Stiftung, will hier einen öffentlichen Kulturort zu schaffen, was das Projekt besonders macht.
Es verbindet architektonische Experimentierfreude mit nachhaltigen Materialien. Seine Positionierung schafft einen kleinen Platz und damit deutlich mehr Aufenthaltsqualität an der ruppigen Hermannstraße. Das Haus selbst ist mit den fließenden Räumen des Foyers, einem Café sowie Veranstaltungs- und Ausstellungsflächen eine Einladung zur Erkundung – auch des rückwärtigen idyllischen Gartens. Der neue Nachbar fällt auf, orientiert sich mit seiner roten Farbe aber zugleich am Backstein der Friedhofsmauern in der Umgebung.
Städtebau und Material
Das Spore Haus sei ein gelungenes Beispiel für städtebauliche Integration. Dem Architektenteam, so Ulrike Dix, Sven und Martin Fröhlich von AFF, sei eine markante Setzung gelungen. „Zusammen mit dem Zwillingsbau »Publix« desselben Büros – beide Häuser sind Wettbewerbsgewinne – fasst der Neubau ein altes Friedhofsportal und schafft durch Rücksprünge kleine Plätze und damit eine neue Aufenthaltsqualität. Außerdem konnte so ein Lichtfeuermast aus der Zeit der Rosinenbomber berücksichtigt werden. Teils aus rot gefärbtem Beton, teils verklinkert, fügt sich der Bau harmonisch in den historischen Kontext ein. Das Materialkonzept setzt auf robuste, unbeschichtete Oberflächen und Recycling-Elemente wie wiederverwendete Ziegel oder ein Schattendach aus Schalungsbalken. Es ist eine belastbare Architektur entstanden, die be- und genutzt werden darf und Gebrauchsspuren verzeiht.“, so das AFF-Team.
Architektur und Atmosphäre
Weitere Besonderheiten seien dass hier raumhohe Verglasungen das Gebäude mit dem Stadtraum und dem Grünbereich hinter dem Haus verbänden. Sie führten in die ineinander übergehenden Bereiche des Erdgeschosses. Das Tragwerk der auffälligen Sichtbetonrippen zeichnet die Lastverteilungskurven nach und ermöglicht stützenfreie Räume. Verstärkt wird die schöne Atmosphäre durch die eleganten, bewährt-gebrauchten Interieurs wie Schalen alter Schulstühle, die auf die Sitzstufen im Vortragssaal montiert sind. Das Projekt ist ein Ergebnis des inspirierenden städtebaulichen Kontexts und eines großzügigen Budgets. Es zeigt, dass Architektur auch ohne offensichtliche Vorbilder erfolgreich sein kann. Das Spore Haus steht als Beispiel für eine gelassene und einladende Architektur, die die Schwellenangst mindert und die Nachbarschaft einbindet. Das Gebäude überzeugt durch seine städtebauliche Integration, robuste Materialwahl und die Verbindung von Architektur und Kultur, so das AFF-Team.
Finalist: Sophie-Scholl-Haus in München

Das von Bogevischs Büro sanierte Sophie-Scholl-Haus in München wurde ebenfalls in die Endrunde aufgenommen. Der Umbau des Studentenwohnheims aus den 1970er-Jahren, bekannt als „Blaues Haus“, erfolgte nach einem Brand im Jahr 2021. Die Sanierung vergrößerte die Wohnfläche von 3.900 auf 4.700 Quadratmeter und führte zu helleren Wohnungen mit bodentiefen Fenstern.
Neue Fluchtbalkone und ein Atrium im Erdgeschoss fördern die gemeinschaftliche Nutzung. Mit 22 Millionen Euro Bausumme ist das Projekt ein Beispiel für gelungenes Bauen im Bestand. Die Jury hob hervor, dass die Anpassung bestehender Bauten eine der zentralen Aufgaben zeitgenössischer Architektur ist.
Finalist: Kulturzentrum in Finsterwalde

Ein weiteres Finalistenprojekt ist die Umnutzung einer alten Weberei in Finsterwalde durch Habermann Architektur. Hier entstanden ein Kulturzentrum sowie neue Gebäudeteile, die sich mit ihrer Riemchenfassade an der Architektursprache von Industriedenkmälern orientieren. Trotz politischer Kontroversen und jahrelanger Verzögerungen wurde ein Ort geschaffen, der die kulturelle Identität der Region stärkt. Die Jury zeigte sich beeindruckt von der Beharrlichkeit hinter dem Projekt.
Finalist: Mutiges Wabenhaus

Das letzte Finalistenprojekt, das sogenannte Wabenhaus von Peter Haimerl, setzte auf einen radikal ungewöhnlichen Ansatz. Mit seiner sechseckigen Fassadenstruktur und Split-Level-Grundrissen bricht das Wohnprojekt mit traditionellen Normen. Die originellen Raumkonzepte erfordern maßgeschneiderte Lösungen, bieten jedoch neue Perspektiven für gemeinschaftliches Wohnen. Obwohl das Wabenhaus nicht barrierefrei ist, lobte die Jury die innovative Herangehensweise und die erfrischende Andersartigkeit.
Die Longlist
Für die Longlist des DAM Preises wurden 100 Bauwerke aus Deutschland nominiert. Zusätzlich gibt es eine separate Liste mit zwölf Projekten deutscher Architektinnen und Architekten, die im Ausland realisiert wurden. Die Auswahl basiert auf einer umfangreichen Recherche, die von einem Beirat aus Expertinnen und Experten begleitet wurde. Zu diesem Gremium gehörten unter anderem Christina Beaumont, Uwe Brösdorf, c/o now, Matthias Dreßler, Florian Fischer, Gerhard Greiner, Martin Haas, Florian Heilmeyer, Liza Heilmeyer, Angelika Hinterbrandner, Christian Holl, Philipp Jamme, David Kasparek, Katja Knaus, Mario Krämer, Katharina Matzig, Elina Potratz, Christian Schmieder, Jan O. Schulz, Heiner Stengel, Finn Warncke und Uta Winterhager.
Zusätzlich schlugen die Architektenkammern der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen und Thüringen Projekte vor. Für die Nominierung der Bauten gab es keine Vorgaben hinsichtlich Bautypologie, Mindestgröße oder Bausumme. Voraussetzung war jedoch, dass die Bauwerke zwischen Ende 2022 und Frühjahr 2024 fertiggestellt wurden, um für den DAM Preis 2025 berücksichtigt zu werden.
Seit 2017 werden alle Bauten der Longlist jährlich im Architekturführer Deutschland vorgestellt, geordnet nach ihrer geografischen Lage. Die aktuelle Ausgabe für 2025, herausgegeben von DOM publishers, ist bereits im Handel erhältlich. Parallel dazu ist die Longlist auch online auf dam-preis.de einsehbar. So entsteht im Laufe der Jahre ein digitales Archiv, das bemerkenswerte Gebäude in Deutschland dokumentiert.
Ausstellung „DAM Preis 2025 – Die 25 besten Bauten in\aus Deutschland“
Alles rund um den DAM Preis 2025 wurde veröffentlicht im Deutschen Architektur Jahrbuch 2025 (siehe unten), kann in der gleichnamigen Sonderausstellung vom 1. Februar – 27. April 2025 besichtigt werden, noch im Interim „DAM am Ostend“, Henschelstraße 18, 60314 Frankfurt am Main, T +49 (0)69 – 212 388 44, info.dam@stadt-frankfurt.de, www.dam-online.de
Öffnungszeiten: Di, Do, Fr 12-18 Uhr; Mi 12-19 Uhr; Sa, So 11-18 Uhr; Mo geschlossen
(Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)
Begleitende Publikationen
DEUTSCHES ARCHITEKTUR JAHRBUCH 2025
Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal (Hg.)
Erschienen bei DOM publishers, 2025
248 Seiten, 220 × 280 mm, 400 Abbildungen
Leinenhardcover, Deutsch/Englisch
ISBN: 978-3-86922-924-9 (deutsch/englisch)
Im Museumsshop und im Buchhandel erhältlich für 38,- EUR
ARCHITEKTURFÜHRER DEUTSCHLAND 2025
Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal (Hg.)
Erschienen bei DOM publishers, Berlin / 2024
Softcover, 135 × 245 mm, 224 Seiten, 350 Abbildungen
Deutsch
ISBN: 978-3-86922-898-3
Im Museumsshop online und im Buchhandel erhältlich für 28,- EUR