Das Römische Mainz zu einer Perle „500 Jahre provinzialrömischen Alltagslebens“ erwecken!

IRM – Initiative Römisches Mainz

Die  Bedeutung des  Römischen Mainz  sichtbarer machen: Eine Broschüre, die es in sich hat, mit dem Titel „Das provinzialrömische Erbe im Mainzer Stadtbild. Bestandsaufnahme und Ausblick“, zeigt, wie es gehen könnte, Mainz zu einer Perle „500 Jahre provinzialrömischen Alltagslebens“ zu erwecken.

Erarbeitet haben dieses einzigartige Konzept, welches ein neues Alleinstellungsmerkmal der alten Römerstadt Mainz gegenüber der Römermetropole Trier definiert, eine Expertengruppe um Dr. Gerd Rupprecht, langjähriger Landesarchäologe von Rheinland-Pfalz und stellvertretender Direktor der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE). Zu ihr gehören: Hartmut Fischer, jahrzehntelanger oberster Denkmalpfleger der Stadt Mainz, Peter Krawietz, 15 Jahre ehrenamtlicher Kulturdezernent von Mainz, sowie Prof. Dr. Christian Vahl, Vorsitzender der Initiative Römisches Mainz und Gründungspräsident der „Unsichtbaren Römergarde“.

Die praxiserfahrenen Wissenschaftler wissen, wovon sie reden, und geben mit dem Extrakt ihrer in der gleichnamigen Broschüre „Das provinzialrömische Erbe im Mainzer Stadtbild. Bestandsaufnahme und Ausblick“ zusammengefassten Arbeit nicht nur der Mainzer Bevölkerung, sondern auch dem Koordinierungsrat der Stadt Mainz zur Erarbeitung eines Gesamtkonzepts zur Präsentation des Römischen Mainz eine einzigartige Arbeitsgrundlage kostenfrei an die Hand.

Die Arbeitsgruppe benennt hier 15 aus ihrer Diskussion hervorgegangene präzise „Anregungen möglicher zielgruppenspezifischer Projektschwerpunkte, die gleichzeitig auch die Effektivität des übergeordneten Gesamtkonzepts belegen“, darunter beispielsweise „Mainz als“: „Handelsplatz und politische Metropole“, „Quelle einer Rechtsordnung“, „Ort der Mode“, Ort „bürgerlicher Wohnkultur“, Weinmetropole, „kultische Stätte“, „Zentrum der frühen römisch-katholischen Kirche und konsekutiv des Protestantismus“ etc., sowie die Anregung, in Mainz an der Universität einen Lehrstuhl für provinzialrömische Archäologie aufzubauen, was den Standort Mainz als Metropole der archäologischen Forschung ein weiteres Mal beträchtlich stärken würde.

Gestern stellte die Arbeitsgruppe die Broschüre und Ergebnisse der Öffentlichkeit vor:

Sie streiten nicht nur konstruktiv zur Erhaltung und besseren Präsentation des römischen Erbes von Mainz, sondern leisten ehrenamtlich unbezahlbare  wissenschaftlich fundierte Arbeit. (v.li.): Christian Vahl, Peter Krawietz, Hartmut Fischer und Gerd Rupprecht. Foto: IRM – Initiative Römisches Mainz

Gestern stellte die Arbeitsgruppe  Ergebnisse ihrer Arbeit in der Broschüre „Das provinzialrömische Erbe im Mainzer Stadtbild. Bestandsaufnahme und Ausblick“ der Öffentlichkeit vor.

Landesarchäologe a. D. Dr. Gerd Rupprecht stellt fest: „Mainz ist hinsichtlich der erhaltenen Bausubstanz nicht mit Trier vergleichbar. Aber hier in Mainz — und nur hier — hat das Jahrhunderte währende und kulturhistorisch entscheidende Zusammenspiel zwischen Militär- und Zivilgesellschaft stattgefunden, wie es sonst nur an wenigen Orten nachweisbar ist“. Während in Trier etwa herausragende architektonische Leistungen der Römer gewürdigt werden könnten, würden in Mainz Fragen zum alltäglichen Leben von Römern und Germanen im Vordergrund stehen – Aspekte, die an vielen Stellen archäologisch belegt seien und sich durch künftige Forschung weiter präzisieren ließen, so Rupprecht. Mainz könne dabei sowohl auf archäologische Funde und schriftliche Quellen als auch auf materielle Überreste verweisen – von Gegenständen des täglichen Gebrauchs bis hin zu sichtbaren und verborgenen Bodendenkmälern und Monumenten.

Der ehemalige Kulturdezernent Peter Krawietz ergänzt: „Der Grundgedanke der Interaktion zwischen Römern und Nativbevölkerung macht das Wesentliche des Römischen Mainz aus. Das hat Spuren in Mainz und Europa hinterlassen, die im Gartenbau, in Schriftzeugnissen, im Militär-, im Wohnungs- und Straßenbauwesen ablesbar, aber auch in der Religion, im Theater und an vielen anderen Stellen noch heute gut nachweisbar sind“.

Hartmut Fischer, der ehemalige Leiter des Denkmal- und Sanierungsamtes, mahnt: „Um diese einmalige Mainzer Vergangenheit lebendig zu halten und ihre Bedeutung für unser gegenwärtiges Leben und für künftige Generationen zu erhalten, ist die Verhinderung des weiteren Verfalls im Mainzer Stadtbild ein entscheidendes Anliegen“.

Schließlich stellt Prof. Dr. Christian Vahl (ehemals an der Johannes-Gutenberg-Universität) fest: „Alle Maßnahmen erfordern Geld. Deshalb empfiehlt es sich, Förderanträge auf Landes-, Bundes- und/oder auf europäischer Ebene für das Römische Erbe zu stellen. Für ein seit 2017 in Aussicht gestelltes Gesamtkonzept kann die vorliegende Broschüre eine Grundlage sein. Da die städtischen Finanzmittel für eine wünschenswerte Präsentation des Römisches Erbes nicht ausreichend sind, ist die Kooperation von Stadt, Land und Bund unabdingbar ebenso wie Kenntnis und Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung.“

Die Autoren haben sich entschieden, den vorliegenden Gesamtüberblick stichpunktartig vorzustellen und laden alle Mainzer ein, auf dieser Grundlage weitere Ideen zu entwickeln. Die Autoren betrachten diese Broschüre als einen Beitrag, der nicht Kritik übt, sondern Anregung sein soll, das Römische Mainz „voranzubringen“. Aktuelle Bilder der Römischen Zeugnisse in Mainz sollen dazu beitragen, dass sich die Leserschaft orientieren und eine Meinung bilden kann.

(Dokumentation Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)

Siehe auch den sehr lesenswerten Beitrag von Giesela Kirschstein: Konzept fürs Römische Mainz: Legionslager, Wein, Handelszentrum – Neue Broschüre liefert Bestandsaufnahme zu römischen Denkmälern