Das Physikalische Kabinett ist neu in der Dauerausstellung im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

A. Ebert, HLMD

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt (HLMD) ist um eine Attraktion, das Physikalische Kabinett, reicher geworden. Ganz neu präsentiert es ab sofort in seiner Dauerausstellung eine Auswahl historischer Messinstrumente, Fernrohre sowie Erd- und Himmelsgloben aus dem sogenannten Physikalischen Kabinett – einer Sammlung, deren Ursprünge bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen und eng mit der Entstehungsgeschichte des Museums verknüpft sind.

Deutschlandweit gibt es nur wenige Sammlungen physikalischer Geräte, die gezielt für Lehre und Forschung zusammengetragen wurden. Das Physikalische Kabinett des Hessischen Landesmuseums gehört zu diesen seltenen Beispielen. Sein systematischer Aufbau ist dem Museumsgründer, Landgraf Ludwig X. – ab 1806 Großherzog Ludewig I. (1753–1830) – zu verdanken. Erste physikalische Objekte kamen bereits im 17. Jahrhundert an den Darmstädter Hof, weitere durch die Mutter des Landgrafen, die Große Landgräfin Karoline (1721–1774).

Noch als Erbprinz erwarb Ludwig X. eine „optische Maschine“, wie sie in zeitgenössischen Quellen genannt wird – der Beginn einer zielgerichteten Sammlungstätigkeit, die er ab 1790 intensivierte. Dabei ließ er physikalische Geräte auch eigens anfertigen und holte dafür spezialisierte Fachleute nach Darmstadt. So konstruierte der schottische Mechaniker Alexander Fräser unter anderem ein Hygrometer, eine Dosensonnenuhr sowie verschiedene Messinstrumente. Der Glasbläser und Hofphysikus Joseph Ciarcy fertigte Thermometer sowie Geräte zur Messung von Luftdruck und Dichte. Eines der bedeutendsten Stücke der Sammlung ist die Rechenmaschine von Johann Helfrich von Müller.

Die Instrumente des Physikalischen Kabinetts wurden nicht nur gesammelt, sondern auch aktiv genutzt: In öffentlichen Lehrvorträgen demonstrierte man damit physikalische Phänomene. Diese Veranstaltungen erfreuten sich so großer Beliebtheit, dass zwischen 1832 und 1840 aufgrund des großen Andrangs Eintrittskarten ausgegeben werden mussten – der Vortragssaal fasste lediglich 150 Personen. Der damalige Leiter des Kabinetts, Ludwig Johann Schleiermacher, ließ für diese Zwecke Demonstrationsmodelle aus Weißbuchenholz herstellen, mit denen er komplexe physikalische Zusammenhänge in der Statik und Dynamik veranschaulichte. Diese Modelle haben sich bis heute als einzigartiger Bestand erhalten.

Mit Schleiermachers Tod im Jahr 1844 endeten sowohl die öffentlichen Vorträge als auch der gezielte Ausbau der Sammlung. Heute jedoch ist das Physikalische Kabinett – als neue Präsentation in der Dauerausstellung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt – wieder sichtbar und macht ein faszinierendes Kapitel Wissenschafts- und Sammlungsgeschichte für Besuchern erlebbar.

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