Neues Jahr, neues Format: Am 17. Januar werden Ulrike Draesner und Johanna Maxl Acting Out! eröffnen, eine Reihe von Lesungsperfomancen, die in loser Folge im Hessischen Literatuforum aufgeführt werden. In diesem Fall kann man die Performance nicht nur hören und sehen, sondern auch schmecken.
Die zweite Veranstaltung setzt unsere Reihe über aktuelle politische Fragen fort. Mithu Sanyal hat ein Buch über Vergewaltigung geschrieben – ein Verbrechen, dessen gesellschaftliche Brisanz in den letzten Tagen wieder auf sehr bittere und traurige Weise deutlich geworden ist. Sanyals feministische Perspektive zeichnet dabei aus, dass sie Positionen, die in diesem Zusammenhang von einem starren Frontverlauf zwischen Männern und Frauen ausgehen, zu überwinden sucht. Man kann diesem klugen Buch nur möglichst viele Leser*innen wünschen.
Dienstag, 17. Januar 2017, 20.30 Uhr:
Acting Out! Mit Ulrike Draesner und Johanna Maxl
Ulrike Draesner und Johanna Maxl treffen sich im Auftakt der Reihe Acting Out! zur intermedialen Performance und zum Gespräch in einem Bühnenbild aus Projektionen, Glas und Licht – gestaltet von der Installationskünstlerin Alex Lebus. Die performative Präsentation ihrer Texte betten sie ein in den assoziativen Flow einer Unterhaltung über das selbstständige, das unermüdliche Arbeiten, Zeitoptimismus, Alter, Armut, Sinnlichkeit und Pragmatismus. Die Elemente, die sie einsetzen, fordern das ganze Sensorium: nicht nur sind sie in Wort und Bild erlebbar; die RezipientInnen bekommen sie auch zu schmecken – es wird tasty.
Denn beide Autorinnen bedienen sich insbesondere beim Verfassen von Texten für den Sprechakt mit Verve des Englischen. Im Rahmen von Acting Out! reflektieren sie darüber, wie sich von Sprache zu Sprache die Schreibfreiheiten, die Lust am Fluchen und die Pathosgrenzen verschieben.
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)
Mit freundlicher Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
Ulrike Draesner, geboren 1962, ist eine der zentralen Autorinnen der deutschen Gegenwartsliteratur. Das Werk der promovierten Mediävistin wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt erhielt sie für ihren Roman „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“ den Nicolas-Born-Preis 2016. Neben Prosa zählen auch Gedichte und Essays sowie Übersetzungen zu ihrem Arbeitsfeld. Zurzeit lebt und lehrt sie in Oxford.
Johanna Maxl, Jahrgang 1987, absolvierte ein Masterstudium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Neben Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien, ist sie vor allem bekannt für ihre Leseperformances und als Regisseurin provokanter Kurzfilme, wie „Viva Violence“.
Donnerstag, 26. Januar 2017, 20 Uhr:
Mithu M. Sanyal: Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens
Eine Vergewaltigung ist immer ein Verbrechen. Daran gibt es nichts zu rütteln. Darüber hinaus tun jedoch Debatten not. Die Fragen, die Mithu Sanyal aufwirft, sind unbequem. Setzt das gesellschaftliche Umfeld die Opfer nicht insofern unter Druck, als es von ihnen ganz bestimmte Reaktionen erwartet? Wird man den Ausmaßen gerecht, wenn man Vergewaltigung nur als ein Verbrechen behandelt, das Männer an Frauen begehen? Und ist mit der dauerhaften sozialen Ächtung von Täter*innen irgendwem geholfen? Dass diese Fragen ihre Berechtigung haben, belegt Sanyal durch eine historische Analyse. Wir erklären uns Vergewaltigungen mit stereotypen Vorstellungen, die sich bis in die Antike zurückverfolgen lassen. Dementsprechend halten sich viele geschlechterbezogene Vorurteile. Gestützt auf aktuelle Forschungsergebnisse aus verschiedenen Disziplinen, will Sanyal Auswege aus eingeschliffenen Deutungsmustern weisen – zum Wohl von Frauen und Männern. Das ist feministische Politik auf der Höhe der Zeit.
Moderation: Dr. Sarah Speck
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)
Dr. Mithu Melanie Sanyal ist Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Journalistin. Für ihre Arbeit als Feature- und Hörspielautorin für den Rundfunk wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Sie ist Referentin für Genderfragen und Dozentin an verschiedenen Universitäten, schreibt unter anderem für WDR, Deutschlandfunk, taz, SPEX, Missy Magazine, VICE.