Barocke Buchbinderkanne von 1734 findet den Weg ins Gutenberg-Museum Mainz

Foto: Christine Merkel-Köppchen, www.buchwerkstatt.de
Foto: Christine Merkel-Köppchen, www.buchwerkstatt.de

Nach einer Reise mit vielen Umwegen findet eine zierliche, barocke Zinnkanne  in Form eines Buches  aus der Mitte des 18. Jahrhunderts ihr neues Zuhause im Deutschen Buchbindermuseum e.V., welches  sich in der dritten Etage des Mainzer Gutenberg-Museums  befindet.

Kunstbuchbinder Martinus Janssen (Prüm Eifel), 1. Vorsitzender, sowie Buchbindermeister und Innungs-Obermeister Erwin Hassdenteufel (Mainz),  2. Vorsitzender des Deutschen Buchbindermuseums e.V., überreichten am 10. August 2017 der Direktorin des Gutenberg-Museums Dr. Annette Ludwig in Beisein von Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse die seltene Zunftkanne. Diese war  „unseren Buchbinderkollegen im Barock ein wichtiger Gegenstand bei ihren Zusammenkünften“, erläuterte Martinus Janssen.

v.li. Dr. Annette Ludwig, Direktorin des Gutenberg-Museums, Marianne Grosse,Bau- und Kulturdezernentin platziert die Zunftkanne in der Präsentationsvitrine, Kunstbuchbinder Martinus Janssen, 1. Vorsitzender, Buchbindermeister des Deutschen Buchbindermuseums e.V. und Erwin Hassdenteufel, Buchbindermeister und Innungs-Obermeister, 2. Vorsitzender des Deutschen Buchbindermuseums e.V. Foto: Christine Merkel-Köppchen, www.buchwerkstatt.de
v.li. Dr. Annette Ludwig, Direktorin des Gutenberg-Museums, Marianne Grosse,Bau- und Kulturdezernentin der Stadt Mainz platziert die Zunftkanne in der Präsentationsvitrine, Kunstbuchbinder Martinus Janssen, 1. Vorsitzender, Buchbindermeister des Deutschen Buchbindermuseums e.V. und Erwin Hassdenteufel, Buchbindermeister und Innungs-Obermeister, 2. Vorsitzender des Deutschen Buchbindermuseums e.V. Foto: Christine Merkel-Köppchen, www.buchwerkstatt.de

Es sei für Neulinge der Buchbinderzünfte eine Ehre gewesen, „wenn man zu den Versammlungen geladen wurde und  aus dem Zunfthumpen mittrinken durfte oder sogar auf diesem mit seinem Namen verewigt wurde“, sagte Erwin Hassdenteufel, der sich  heute manchmal wünscht, „wenn es wenigstens noch einen kleinen Teil dieser Tradition und dieses Stolzes über die Zugehörigkeit zur Innung geben würde.“

Zunftkannen gab es einst in verschiedenen Größen. Heutzutage sind sie deswegen so selten und wertvoll, da die schweren Edelmetall-Gefäße  in  Kriegszeiten eingeschmolzen wurden, um aus ihnen  Gewehrkugeln und anderes Kriegsgerät zu gießen.

Foto: Christine Merkel-Köppchen, www.buchwerkstatt.de
Foto: Christine Merkel-Köppchen, www.buchwerkstatt.de

Ursprünglich aus Freiburg im Breisgau stammend, gelangte dieses besonders hübsche Exemplar in Privatbesitz des Wiener Sammlers Glotzmann. Dieser bot die Zunftkanne bereits 1964 dem Gutenberg- und  Buchbinder-Museum zum Kauf an. Der damalige Vorstand des Vereins hatte sowohl aus finanziellen Gründen, als auch mit dem Argument, die Kanne passe nicht ganz in die Sammlung, einst von einem Kauf Abstand genommen, erzählte Erwin Hassdenteufel aus der neueren Geschichte des Humpen. Erst als die Kanne aus dem Nachlass des  Sammlers Glotzmann 2017 zur Versteigerung kam und die Erben sich  für das niedrigere Gebot des Deutschen Buchbindermuseums entschieden, konnte das wertvolle barocke Zinn-Gefäß jetzt für das Deutsche Buchbindermuseum e.V. im Gutenberg-Museum Mainz erworben werden.

Auf der Kanne mit Schraubverschluss ist auf der einen Seite die Abbildung des heiligen Franziskus eingraviert (siehe  Bild ganz oben). Dieser trägt den Jesusknaben auf dem Arm und kniet auf einem Betschemel. Der Betschemel ist in zwei Fächer unterteilt, in denen Bücher stehen. Davor befindet sich eine Vase mit Lilien; ebenso hält der Jesusknabe in der rechten Hand eine Lilie.
Auf der anderen Seite steht folgender Text: „Das ersame Gewerk der Buchbinder Gesellen in Freiburg Johann Lainert Martin Kurz Franz Ziehrer 1734“.
Die eingeschlagene Zinnmarke hat die Form eines Schildes und wird von der Zahl 7 und dem Buchstaben D gekrönt. Den Innenbereich des Schildes füllt ein Schwertträger aus, der in der anderen Hand zusätzlich einen Stab hält.

Das Deutsche Buchbindermuseum e.V. habe sich zur Aufgabe gemacht, so Martinus Janssen, „alles zu sammeln und zu erfassen, was mit der Buchbinderei zu tun hat und für kommende Generationen von Bedeutung sein kann“.

Das Deutsche Buchbindermuseum e.V. ist sei 1962 im Gutenberg-Museum – Museum für Druck-, Buch- und Schriftgeschichte aller Kulturen mit einer eigenen Etage im 3. Obergeschoss mit vielfältigen  Ausstellungsstücken rund um die Entwicklung der Buchbinderei vertreten.
Insbesondere im Zeitalter der digitalen Medien gewinnt es zusehends an Bedeutung, damit das alte Handwerk nicht in Vergessenheit gerät und aber auch das Know-how erhalten bleibt.

v.li. Dr. Annette Ludwig, Direktorin des Gutenberg-Museums und Marianne Grosse,Bau- und Kulturdezernentin,  im Gespräch mit Martinus Janssen, 1. Vorsitzender, Buchbindermeister des Deutschen Buchbindermuseums e.V. e.V. Foto: Christine Merkel-Köppchen, www.buchwerkstatt.de
v.li. Dr. Annette Ludwig, Direktorin des Gutenberg-Museums und Marianne Grosse,Bau- und Kulturdezernentin, im Gespräch mit Martinus Janssen, 1. Vorsitzender, Buchbindermeister des Deutschen Buchbindermuseums e.V. e.V. Foto: Christine Merkel-Köppchen, www.buchwerkstatt.de

Auch im neuen Gutenberg-Museum, dem Gutenberg-Museum der Zukunft,  wird das Deutsche Buchbindermuseum e.V. integrierter Bestandteil des gesamten Ausstellungskonzeptes sein. Das Konzept sieht diesbezüglich unter anderem vor, stärker als bisher abteilungsübergreifend die Geschichte des gesamten Buchherstellungs-Prozesses vom „Druck bis zum gebundenen Buch“ zu präsentieren, erläuterte Dr. Annette Ludwig.

Übrigens: Wer das Deutsche Buchbindermuseum e.V. unterstützen möchte, kann dort auch als Nichtbuchbinder Mitglied werden. Der Jahresbeitrag beträgt 30 Euro für Einzelmitglieder und 60 Euro für Fördermitglieder wie Institutionen und Unternehmen.

Weitere Infos: https://deutschesbuchbindermuseum.de
www.buchbinderei1600.de

Ort:
Gutenberg-Museum Mainz. Museum für Druck-, Buch- und Schriftgeschichte aller Kulturen
Liebfrauenplatz 5
55116 Mainz

(Diether v. Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst)