August Macke zu Gast bei Jawlensky im Landesmuseum Wiesbaden ab 13. Mai 2016

© massow-picture
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Das August Macke-Haus in Bonn, wo der Künstler mit seiner Frau Elisabeth von 1911 bis zu seinem Tod 1914 lebte, schließt aufgrund von Baumaßnahmen ab April 2016 vorübergehend und schickt seine Werke auf Reisen. Die erste Station ist das Museum Wiesbaden, das die bedeutendste Sammlung weltweit von Alexej von Jawlensky (1864–1941) beherbergt.

August Macke (1887–1914) und Alexej von Jawlensky (1864–1941) zählen zu den bedeutendsten Pionieren der Moderne am Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihre Wege kreuzten sich in München vor dem Ersten Weltkrieg. Jawlensky war 1909 Gründungsmitglied der Neuen Künstlervereinigung München, aus der zwei Jahre später die Künstlervereinigung Der Blaue Reiter hervorging. Macke wiederum war ein enger Freund von Franz Marc und als solcher von Beginn an am Blauen Reiter und dessen Almanach mitbeteiligt.

August Macke, Akt auf gesticktem Teppich, 1913 August Macke Haus, Bonn, Dauerleihgabe, © massow-picture
August Macke, Akt auf gesticktem Teppich, 1913 August Macke Haus, Bonn, Dauerleihgabe, © massow-picture

Macke und Jawlensky, die heute beide für ihre lebensbejahenden Farbkompositionen bekannt sind, hatten gemeinsame künstlerische Interessen, obwohl eine Generation Altersunterschied zwischen ihnen bestand. Beide schätzten die Lichtmalerei von Robert Delaunay und hatten zudem nicht nur eine ausgeprägte Vorliebe für das Ornament und das Exotische des japanischen Farbholzschnitts, sondern liebten auch die naive Bauernmalerei, die im oberbayerischen Voralpenland in jenen Jahren zu großer Blüte kam.

Blickt man auf ihr Werk, sind weitere grundsätzliche Übereinstimmungen zu bemerken: Beide Künstler beschäftigten sich zwischen 1910 und 1913 ausgiebig mit der Aktmalerei. Darüber hinaus hatten sie selten den Drang großformatig zu arbeiten. Einer der wesentlichen Aspekte ist aber wohl, dass Macke, wäre ihm ein längeres Leben vergönnt gewesen, wie Jawlensky auch künstlerisch wohl nie völlig abstrakt gearbeitet hätte. Macke zog sich 1911 mit seiner Frau Elisabeth vor allem wegen Kandinskys radikaler Hinwendung zur gegenstandslosen Malerei nach Bonn zurück, wo er
zum stilprägenden Künstler des sogenannten Rheinischen Expressionismus wurde.

August Macke, Elisabeth mit buntem Buch, 1910 August-Macke-Haus Bonn, Dauerleihgabe aus Privatbesitz © massow-picture
August Macke, Elisabeth mit buntem Buch, 1910 August-Macke-Haus Bonn, Dauerleihgabe aus Privatbesitz © massow-picture

Elisabeth Erdmann-Macke kannte den aus Russland stammenden, in Deutschland und der Schweiz lebenden, sowie durch Frankreich geprägten Jawlensky über ihren Mann August Macke schon seit den Münchner Vorkriegsjahren und traf ihn später zwischen den zwei Weltkriegen in Berlin wieder. Einfühlsam berichtete sie in ihren Memoiren über den Maler: „Jawlensky selbst war ein ungemein sympathischer Mann voll Güte und Zartheit, ein vollendeter Kavalier, früherer Offizier mit viel alter Tradition. Ich sehe ihn heute noch den Tee eingießen und seine Gäste betreuen und uns seine große Sammlung von alten Glasbildern zeigen […] Jawlensky sah ich achtzehn Jahre später wieder, als er aus Anlaß einer Ausstellung nach Berlin gekommen war. Inzwischen war er ein schwerkranker Mann geworden. Als ich zu ihm ging strahlten seine Augen, das Herz ging ihm auf in Erinnerung an vergangene glückliche Zeiten.“

In der Kabinettausstellung wird die künstlerische Vielseitigkeit August Mackes (1887–1914) – vom Gemälde und Aquarell zur Zeichnung und Druckgrafik – vor- und dem Werk des 23 Jahre älteren Jawlensky gegenübergestellt.

Laufzeit der Ausstellung: 13 Mai – 23 Okt 2016

Biografie August Macke

Am 3. September 1887 wird August Macke in Meschede geboren.

1900 Umzug der Familie Macke von Köln nach Bonn. Dort begegnet Macke 1903 erstmals seiner späteren Ehefrau Elisabeth Gerhardt.

1904–1906 Von seinem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf ist Macke enttäuscht, die Freiheiten, die er sich wünscht, findet er hier nicht.

1905–1907 Erste Reisen nach Italien, Belgien, Holland, London und Paris.

1907–1908 In Berlin schließt er Freundschaft zu seinem Mäzen Bernhard Koehler und ist Schüler von Lovis Corinth.

1909 Im Oktober heiratet Macke Elisabeth Gerhardt. Auf ihrer Hochzeitsreise nach Paris begleiten sie Louis Moilliet. Hier inspirieren ihn die Werke der Impressionisten.

1910 Künstlerfreundschaft zu Franz Marc. Gemeinsam besuchen sie eine Matisse-Ausstellung in München. Die unmittelbare Darstellung von Licht durch die Farbe in den Bildern der Fauves erweitert Mackes Farbverständnis. Bekanntschaft mit Künstlern der Neuen Künstlervereinigung München, darunter Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin, deren „Rosafarbenen Salon“ er in Schwabing besucht.

1911–12 Einzug in sein Atelier in Bonn. Macke und Marc treffen in Murnau Wassily Kandinsky und Gabriele Münter, was seine Beteiligung an den Ausstellungen des Blauen Reiters zur Folge hat. Auch arbeitet er am gleichnamigen Almanach mit.

1912 Er ist Mitorganisator der Kölner Sonderbund-Ausstellung. In Paris begeistert er sich für Robert Delaunays Fensterbilder, die kurz zuvor auch Jawlensky beeindruckt haben.

1913 Delaunay und Guillaume Apollinaire besuchen Macke in Bonn. Im Herbst hält sich Macke am Thuner See in der Schweiz auf.

1914 Im Frühjahr Tunis-Reise mit Paul Klee und Moilliet. August Macke fällt am 26. September 1914 bei Perthes-les-Hurlus in der Champagne.

Biografie Alexej von Jawlensky

Alexej von Jawlensky, Dame mit Fächer 1909, Landesmuseum Weisbaden, © massow-picture
Alexej von Jawlensky, Dame mit Fächer 1909, Landesmuseum Weisbaden, © massow-picture

Alexej von Jawlensky wird 1864 in Torschok im russischen Gouvernement Twer geboren. Da sein Vater hochrangiger Truppenführer ist, ist für ihn zunächst eine Offizierslaufbahn vorgesehen.

1880–1896 Von Moskau wechselt Jawlensky nach St. Petersburg, weil er hier Militär- und Kunstakademie vereinen kann. Um 1892 lernt er über seinen Lehrer Ilya Repin Marianne von Werefkin kennen. Mit ihr und ihrer Haushaltshilfe Helene Nesnakomoff geht er 1896 nach München.

1896–1914 In München entwickelt sich Jawlensky durch seine intensive Auseinandersetzung mit den modernen französischen Tendenzen sehr bald von einem realistischen Künstler zu einem Expressionisten. Er ist wichtiges Mitglied der 1909 gegründeten Neuen Künstlervereinigung München, über die er August Macke kennenlernt, und gibt Wassily Kandinsky und Gabriele Münter in Murnau entscheidende Anregungen für deren Malerei.

1914–1921 Als russischer Staatsbürger muss Jawlensky aufgrund des Ersten Weltkriegs Deutschland innerhalb von 48 Stunden verlassen. In der Schweiz, wo sein heute weltberühmtes serielles Werk einsetzt, zieht er vom Genfer See über Zürich nach Ascona.

1921–1941 Nach der endgültigen Trennung von Werefkin zieht Jawlensky mit Helene und ihrem gemeinsamen Sohn Andreas nach Wiesbaden, wo sie schnell heimisch werden. Hier arbeitet er zunächst bis 1932 an der Serie Abstrakte Köpfe. Zwischen 1933 und 1937 malt er teilweise unter größten Schmerzen – er ist seit 1929 an Arthritis deformans erkrankt – über 1000 Meditationen, mit welchen er der Moderne die russische Ikone zurückgibt. Diese letzte Werkgruppe ist es, mit der Jawlensky amerikanische Künstler wie Mark Rothko, Barnett Newman oder Ellsworth Kelly nachhaltig inspiriert.

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung

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Führung
Mo 16 Mai 15:00
Sa 21 Mai 15:00
Sa 28 Mai 15:00
Di 31 Mai 18:00
So 5 Jun 15:00
Di 14 Jun 18:00
Sa 18 Jun 15:00
So 3 Jul 15:00
So 10 Jul 15:00
Sa 16 Jul 15:00
So 24 Jul 15:00
Sa 30 Jul 15:00
Sa 6 Aug 15:00
So 28 Aug 15:00

Vortrag
Di 24 Mai
August Macke und sein Haus
Dr. Klara Drenker-Nagels, Bonn
KunstPause

Mi 13 Jul 12:15
August Macke
Art after Work
Di 17 Mai 19:00
„Zu Besuch“, August Macke zu Gast bei Jawlensky
60+
Di 17 Mai 15:00

Kunst&Kuchen
Do 9 Jun 15:00

Vermittlungsangebote für Kinder und Familien
Di 17 Mai 15:00 – 17:30
Lehrerfortbildung „Macke und Jawlensky“
Sa 21 Mai 11:00 – 13:30

Museumswerkstatt für Kinder: „Lichtdurchflutet“, Malen mit Aquarellfarben, angeregt durch Werke von August Macke
So 19 Jun 11:00 – 14:00

Offenes Atelier für Kinder und Familien in der Ausstellung August Macke zu Gast bei Jawlensky

Führungsangebote für Schulklassen
Zwei Kollegen – eine Überzeugung!
In der Kabinettausstellung wird die künstlerische Vielseitigkeit August Mackes (1887-1914)- vom Gemälde und Aquarell bis zur Zeichnung und Druckgrafik- dem Werk des 23 Jahre älteren Jawlensky gegenüber gestellt. Verschiede Vermittlungsmethoden für Schülerinnen und Schüler eröffnen Zugänge zur Ausstellung und veranschaulichen die spannenden Ideen Mackes und Jawlenskys im Hinblick auf die Entwicklung ihrer jeweils eigenen Bildsprache.

A
Führung
Dauer: 1 Schulstunde, (45 Minuten)
Kosten: 45.- €
Inhalt: Dialogische Führung,

B
Interaktive Führung
Dauer: 2 Schulstunden, (90 Minuten)
Kosten: 75.- € inkl. Material (Zeichenmappe für jedes Kind und Zeichenmaterialien)
Inhalt: Dialogische Führung mit Hands on Material, angeleitetem Zeichnen, sowie zu gestaltender Zeichenmappe zum weiteren Notieren des durch das Zeichnen vertieften Wissenserwerbs.

C
Führung mit Workshop
Dauer: 3 Schulstunden, (135 Minuten)
Kosten: 90.- € inkl. Material
Inhalt: Dialogische Führung mit Hands on Material, angeleitetem Zeichnen,
Im Atelier: eigenständige kreative Umsetzung des Gesehenen mit Ölpastellkreiden auf Holzbrett (je nach Stand der Umbaumaßnahmen nur bedingt buchbar)

Ort:

landesmuseumwiesbaden1-800wMuseum Wiesbaden Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192 www.museum-wiesbaden.de museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen Di, Do 10:00—20:00 Uhr Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet. Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung
PKW und Reisebusse: A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz. Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Auch während der Sanierungsmaßnamen an der Fassade sind Museum und Café weiterhin geöffnet. Derzeit wie gewohnt über den Haupteingang in der Friedrich-Ebert-Allee, ab dem 1. Juli 2016 vorübergehend über den Seiteneingang in der Viktoria-Luise-Straße.