„Aenigma 2.0 – Wer entschlüsselt den rätselhaften Code aus der Bronzezeit?“ ab 15. Okt 2024 im Archäologischen Museum Frankfurt

Dr. Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museum Frankfurt fragt die Besucher in der neuen Ausstellung "Aenigma 2.0" , was denn die „Brotlaibidole“ aus der Steinzeit, die Steinblättchen, Stempel usw. bedeuten könnten. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museum Frankfurt fragt die Besucher in der neuen Ausstellung „Aenigma 2.0“ , was denn die „Brotlaibidole“ aus der Steinzeit, die Steinblättchen, Stempel usw. bedeuten könnten. © Foto Diether von Goddenthow

Brotlaibidole nennt sie Dr. Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums Frankfurt. Schon lange forscht der Wissenschaftler zur und über die Bedeutung dieser kleinen vielfältigen gravierten Täfelchen mit ihren noch unbekannten Botschaften aus der Steinzeit. Nun ist es ihm nach einer früheren Ausstellung „Aenigma – Der rätselhafte Code der Bronzezeit“ im Jahre 2011 im Kelten-Römer Museum Manching gelungen, mit seinem Team und europaweiter Unterstützung von Forschungs-Kollegen, die darauf aufbauende große, sehr fundierte, didaktisch bestens durchdachte und für Laien gut verständliche Überblicksschau „Aenigma 2.0 – Wer entschlüsselt den rätselhaften Code aus der Bronzezeit?“ vom 14. Oktober 2024 bis 23. März 2025 im Archäologischen Museum Frankfurt zu zeigen. Da die Ausstellung auf eine deutsch-italienische Forschungsinitiative gründet, findet sie in enger Zusammenarbeit mit Italien statt, dem diesjährigen Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse.

Ausstellungsimpression Aenigma 2.0 © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungsimpression Aenigma 2.0 © Foto Diether von Goddenthow

In dieser Ausstellung werden Zuschauerinnen und Zuschauer, also die Bürgerschaft, gebeten, der Archäologie, den Forschern zu helfen, was denn die „Brotlaibidole“ aus der Steinzeit, die Steinblättchen, Stempel usw. bedeuten könnten. Denn bis heute rätseln die Wissenschaftler darüber. Welche Botschaften enthielten die Zeichen auf den Blättchen vor rund 3500 Jahren? Handelte es sich– ähnlich wie einst das Verschlüsslungssystem Enigma der Neuzeit – um verschlüsselte Kommunikationssysteme der Steinzeitzeit?

So stehen im Fokus der Ausstellung diese sogenannten Brotlaibidole, die in ganz Europa gefunden wurden, zuerst um 1860 in Nordungarn, und deren Funktion bis heute ein Rätsel für die Archäologie ist. Noch nie waren so viele Brotlaibidole in einer Ausstellung versammelt.

Das Verbreitungsgebiet der Brotlaibidole erstreckt sich in südöstlich-nordwestlicher Richtung über fast 1500 km von Nordwestbulgarien bis ins Mittelrheingebiet sowie in südwestlich-nordöstlicher Richtung über fast 1400 km von der Mittelmeerinsel Korsika bzw. von Mittelitalien bis ins polnische Kujawien. Soweit die Fundumstände bekannt sind, stammen sie fast ausnahmslos aus Siedlungen vornehmlich der späten Frühbronzezeit (ca. 1750–1500 v. Chr.).

Ausstellungsimpression Aenigma 2.0 © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungsimpression Aenigma 2.0 © Foto Diether von Goddenthow

Die Ausstellung gründet auf einer deutsch-italienischen Forschungsinitiative zum Thema „Brotlaibidole – tavolette enigmatiche/oggetti enigmatici“ der Jahre 2008—2011. „Aenigma 2.0“ erweitert dieses Wissen um aktuelle Forschungsergebnisse und neu entdeckte Fundobjekte aus verschiedenen Teilen Europas. Dank der Zusammenarbeit mit mehr als 50 Leihgebern aus 11 Ländern – Museen, Institutionen und Privatsammlungen –, vor allem aus Italien, dem Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse 2024, sowie aus weiteren europäischen Ländern wie der Slowakei, Tschechien, Ungarn, Kroatien, Österreich, Bulgarien und Rumänien, wird diese einzigartige Ausstellung realisiert. Viele der Objekte waren noch nie zuvor ausgestellt, u.a. Exponate aus Italien, Korsika und Kroatien, aber auch jüngst entdeckte aus Deutschland, wie z. B. Funde aus der Königspfalz Helfta in Sachsen-Anhalt und aus Salzkotten in Ostwestfalen.

Ein vielfältiges Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung und richtet sich an Besucherinnen und Besucher aller Altersgruppen. Es umfasst zielgruppenspezifische Führungen, kreative Workshops sowie eine interaktive Mitmachstation mit nachgemachten Brotlaibidolen und bronzezeitlichen Repliken zum Anfassen, Brotlaibidol-Memory und Stempelsets für Kinder. Mit einem Rätselheft können Familien spielerisch die Ausstellung erkunden.

Besonders hervorzuheben sind digitale 3D-Modelle, mit denen die Brotlaibidole virtuell aus allen Perspektiven betrachtet werden können. Sie entstanden bereits seit 2011 in einem Pilotprojekt in Kooperation mit der ARCTron 3D GmbH, Altenthann, mittels Streifenprojektionssystem, Streifenlichtscanner sowie digitaler Photogrammetrie nach dem sogenannten „Structure-from-Motion“-Verfahren.

Eine interaktive Plattform lädt das Publikum ein, eigene Ideen zur Funktion der Brotlaibidole zu teilen und so aktiv am Entschlüsseln dieses archäologischen Rätsels mitzuwirken. Am 13. März 2025 wird ein öffentlicher Workshop den Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie interessierten Besucherinnen und Besuchern fördern. Diese zeitgemäße Kombination aus analoger und digitaler Wissensvermittlung bietet eine nachhaltige Plattform für Citizen Science.
Eine reich illustrierte Begleitpublikation, gefördert von der Dr. Marschner Stiftung, ist in Vorbereitung und wird am 1. Dezember erscheinen.

Die Sonderausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Generalkonsul Massimo Darchini (Consolato Generale d’Italia, Francoforte sul Meno). Sie wird substantiell gefördert von dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Dr. Marschner Stiftung und dem Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main.

Archäologieinteressierte aller Altersgruppen sind herzlich eingeladen, sich auf die Suche nach der Lösung eines der faszinierendsten Rätsel der Archäologie zu begeben.

Archäologisches Museum Frankfurt