„Sommerabend auf dem Domturm“ – Frankfurt eröffnet am 18.08.2025 ab 15.00 Uhr die neue Dauerausstellung „Turm und Stadt“

Carl Friedrich Mylius, Blick vom Sachsenhäuser Ufer über den Eisernen Steg auf den eingerüsteten Domturm, Fotografie, um 1870 © Historisches Museum Frankfurt, HMF C29118

Am Montag, 18. August 2025, eröffnen Stadtkämmerer Dr. Bastian Bergerhoff und Dompfarrer Dr. Johannes zu Eltz die neue Dauerausstellung „Turm und Stadt, oder: Wofür man einen Domturm braucht“ in der Türmerstube des Frankfurter Kaiserdoms.

66 Meter über dem Stadttrubel entfalten die drei kleinen Räume der Türmerstube ein Panorama aus Bildern, Dokumenten und Hörstationen. Hier wird das Leben hoch oben auf dem Domturm lebendig – voller Geschichten vom Arbeiten, Wachen und Wohnen, aber auch von der Zuneigung, die Einheimische und Reisende dem Frankfurter Wahrzeichen seit Jahrhunderten entgegenbringen. Stimmen berühmter Besucherinnen und Besucher wie Victor Hugo und Cornelia Goethe erklingen neben einer raumgreifenden Installation des Künstlerinnen-Duos Sounds of Silence und einem animierten Film von Stefan Matlik, die den Alltag des Türmers greifbar machen. Schauspieler Michael Quast und Stefani Kunkel verleihen dem Türmer und seiner Frau die passenden Stimmen.

Der Grundstein des Pfarrturms wurde 1415 gelegt. Seit dem ersten Abschlussbau im Jahr 1514 prägt er als stolzes Wahrzeichen das Frankfurter Stadtbild. Er verkörperte Selbstbewusstsein und Frömmigkeit der Bürger, war zugleich Ort der Festfreude wie auch finanzieller Sorgen. Er diente als Brandwache, Beobachtungsposten, Wohnung und Zeitansager. Und bis heute erklimmen unzählige Besucherinnen und Besucher über eine Wendeltreppe die 328 Stufen hinauf zur Galerie, um das Panorama der Stadt zu genießen. Die Ausstellung gliedert sich in drei Kapitel, die über 600 Jahre Bau- und Turmgeschichte erzählen.

Türme als Stimme der Stadt

C28090, Leonhard Kleemann, Wohnung des Domwächters Rüb, 1930

Seit dem Mittelalter bestimmten Kirchtürme, Stadtmauern, Rathaustürme und Zunfthäuser das Bild der Städte. Je höher und zahlreicher die Türme, desto größer das Prestige. Auch in Frankfurt war der Bau des Pfarrturms 1414 ein gemeinsamer Beschluss von Stadtrat und Bartholomäusstift – ein Turm also gleichermaßen kirchlich und städtisch. Schon damals stritt man darüber, wer welche Rechte besaß, besonders über die Glocken, die weithin als „Stimme der Stadt“ erklangen.

Der Domturm war jedoch weit mehr als bloße Repräsentation: Uhr, Glocken, Feuerwache, Aussichtspunkt, Veranstaltungsort – er war ein vielseitiges Instrument des städtischen Lebens.

Weil Geld und Bauzeit knapp waren, blieb der Turm über Jahrhunderte unvollendet: 1514 stoppte man bei 67 Metern, die geplante filigrane Laterne von Madern Gerthener wurde nie errichtet. Erst nach dem verheerenden Dombrand 1867 setzte der Architekt Franz Josef Denzinger die Vollendung durch. 1880 krönte eine neue Spitze den Turm, und die Frankfurter Feuerwehr bezog ihre Brandwache in der Türmerstube.

Zwischen Romantik und Wirklichkeit
Der Domturm war das höchste Gebäude der Stadt – und damit ein Sehnsuchtsort. Dichter wie Goethe schufen mit ihrem „Türmerlied“ ein Idealbild des einsamen Wächters über den Dächern. In der Realität aber bedeutete das Türmerdasein harte Arbeit und strenge Pflichten: Tag und Nacht mussten Feuerwache gehalten, Glocken geläutet und ankommende Schiffe gemeldet werden. Türmer klagten über Isolation, manche empfanden den Dienst gar wie eine Strafe. Familien halfen mit, sodass auch Frauen im Dienst standen.

Noch bis ins 19. Jahrhundert war der Domturm besetzt, später wurde die Brandwache professionalisiert. In den 1920er und 30er Jahren avancierte die Türmerstube zum beliebten Ziel des aufkommenden Altstadttourismus. Fotografien dokumentieren das Leben von Johannes und Elisabeth Rüb, deren Wohnung nun durch eine Installation des Duos Sounds of Silence atmosphärisch wiederauflebt.

Besuch und Veranstaltungen

Die Ausstellung „Turm und Stadt, oder: Wofür man einen Domturm braucht“ ist jeden Samstag geöffnet:
April–Oktober: 13.00–18.00 Uhr

November–März: 13.00–17.00 Uhr
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Zur Eröffnung gibt es unter dem Motto „Sommerabend auf dem Domturm“ Sonderöffnungszeiten:
Montag, 18. August 2025, 15.00–18.00 Uhr

19.–22. August 2025, 17.00–20.00 Uhr (letzter Aufstieg: 19.30 Uhr)
Weitere Informationen: www.dommuseum-frankfurt.de
Tel. 069 / 13 37 61 86 (Museumskasse)
Tel. 069 / 80 08 71 82 90 (Dommuseum Verwaltung)

Zusätzlich: Sonntag, 7. September 2025, 20.00 Uhr – „Full Moon – Mondfinsternis und Vollmond“, erklärt vom Physikalischen Verein. Eine besondere Veranstaltung auf der Aussichtsplattform des Domturms zur Neueröffnung. Treffpunkt: Kassenhäuschen des Turms. Teilnahme: 6 Euro zzgl. Eintritt, Anmeldung unter fuehrungen@dommuseum-frankfurt.de.

Haus am Dom
Domplatz 3
60311 Frankfurt am Main
www.dommuseum-frankfurt.de