Lohnende Investition in die berufsbildende Zukunft – Richtfest der Wiesbadener Friedrich-List-Schule – Einzigartige Hybridholzbauweise

Die Friedrich-List-Schule, die verschieden beruflich orientierte Schultypen unter einem Dach vereint, wird auch in baulicher Hinsicht zukunftsweisend: Während die beiden unteren Geschosse in Stahlbeton und Mauerwerk gebaut werden, werden die drei darüber liegenden Etagen als Holz-Hybridbau errichtet. Zurzeit wird die Unterkonstruktion für die geplante vorgehängte Fassade aus Faserzementplatten errichtet. Sie benötigen keine Wartungsanstriche und haben eine höhere Lebensdauer. Auf dem Flachdach über der Aula ist eine intensive Dachbegrünung geplant. Der Bau soll ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. © Foto: Diether von Goddenthow

Mit dem Richtfest des Neubaus der Wiesbadener Friedrich-List-Schule, Brunhildenstraße 142, feierte am 22.11.2024 die Landeshauptstadt bereits das siebte Baufest einer großen Bildungseinrichtung mit Beruflichem Gymnasium, zweijähriger Höherer Handelsschule, Berufsschule für Wirtschaft und Verwaltung, Kooperation Mittelstufenschule sowie einer Berufsschule.

Das neue fünfgeschossige Lehrgebäude, Kosten rund 53,5 Millionen Euro, wird mit 33 zusätzlichen Klassenräumen, einer integrierten Aula mit 400 Sitzplätzen und neuen Räume für die Verwaltung ausgestattet werden. Zudem sind zusätzliche PKW- und Fahrradstellplätze vorgesehen. Besonders hervorzuheben ist die Holzhybridbauweise, in dem das Gebäude errichtet wird. Es ersetzt ein in den 1960er Jahren errichtetes Gebäudeensemble. Die oberen drei Etagen bilden einen U-förmigen Grundriss um die Aula, deren Dach intensiv begrünt wird. Auch das Hauptdach wird begrünt und mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, womit das Projekt den Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht wird.

Andreas Guntrum, Geschäftsführer der „SEG Wiesbaden“, erklärt bei der Gästebegrüßung die technischen Besonderheiten des Schulneubaus der Friedrich-List-Schule.© Foto: Diether von Goddenthow

Andreas Guntrum, Geschäftsführer der „Wibau Wiesbaden“, zeigte sich bei der Begrüßung der Gäste – darunter Gerhard Obermayr (CDU), Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung, Schuldezernent Hendrik Schmehl (SPD) und Schulleiter Rainer Füll – gut gelaunt und betonte den hohen Stellenwert des Bauprojektes in Wiesbadens Schullandschaft. Aufgrund unvorhersehbarer Herausforderungen, unter anderem der Wiederholung einer Ausschreibung, kam es zu einem Zeitverzug von neun Monaten, bedauerte Guntrum. Zusätzlich habe die Hybrid-Bauweise des Gebäudes besondere Anforderungen mit sich gebracht. Während die beiden unteren Geschosse konventionell in Stahlbeton errichtet werden, entstehen die oberen drei Stockwerke in einer Holz-Hybridbauweise, so der SEG-Geschäftsführer. Hierzulande gäbe es jedoch noch wenig Erfahrung in dieser Bauweise, so dass die Besonderheiten für alle Beteiligten eine Herausforderung darstellten. Viele Details und Schnittstellen müssten neu gedacht werden. Häufig gäbe es noch keine standardisierten Bauteile, auf die zurückgegriffen werden könne. Dadurch gäbe es zum Teil auch keine allgemeinen Prüfzeugnisse. Vieles müsse daher individuell entwickelt und berechnet werden. Zum Beispiel konnte der genaue Wandaufbau erst nach Schallmessungen an einer Musterwand festgelegt werden, erklärte Guntrum die technischen Details.

Hierdurch habe sich der ursprünglich geplante Bezugstermin im Juli 2025 um 9 Monate verschoben. Geplant sei die Fertigstellung nun für April 2026. Positiv sei, so der SEG-Geschäftsführer, dass die Kostenprognose mit lediglich einer Baukostensteigerung 1,1 % nahezu eingehalten werden konnte. Das erfreue sicherlich auch den Schuldezernenten, der bekanntermaßen in seiner zweiten Funktion Stadtkämmerer sei, so Guntrum abschließend.

Schuldezernent Dr. Hendrik Schmehl dankte seinem Vorredner, überbrachte Grüße des verhinderten Oberbürgermeisters Gerd-Uwe Mende und unterstrich, „dass Investitionen in die Bildungsinfrastruktur Investitionen in die Zukunft“ seien, Und „ich bin froh, dass die Stadtverordneten durchaus parteiübergreifend durch die Bank weg alle der Ansicht sind, dass das gut investiertes Geld ist“, sagte der Schuldezernent, und bedankte sich für die entsprechenden jüngsten Beschlüsse im Finanzausschuss.

Schuldezernent und Kämmerer Dr. Hendrik Schmehl. © Foto: Diether von Goddenthow

Investitionen „in unsere Berufsschulen sind noch mal etwas Besonders“, so Schmehl, da sie jungen Menschen gemeinsam mit dem Beruflichen Gymnasium eine willkommene Alternative zum klassischen Campus böten. Neben guter pädagogischer Ausstattung seien auch Gebäude, in denen sich junge Menschen wohlfühlten, ein weiterer Anreiz, sich vielleicht für eine duale Ausbildung oder ein berufliches Gymnasium zu entscheiden, oder anders gesagt: sie zumindest nicht von einer desolaten Ausstattungsanlage, etwa Unterricht im Container usw., von einer Entscheidung für einen dualen Bildungsweg abgehalten.

Ersatzpflanzungen für die im Vorfeld der Bauarbeiten entfernten Bäume und Sträucher sind ebenfalls vorgesehen. Die Friedrich-List-Schule, deren Wurzeln auf die Teilung der „Städtischen Handelslehranstalt“ im Jahr 1949 zurückgehen, erhält damit eine moderne Heimat, die den Anforderungen der Zukunft gerecht wird.

(Diether von Goddenthow / RheinMainKultur.de)