Wiesbaden. Anlässlich des ersten Hessentages vor 60 Jahren in Alsfeld, der am 30. Juni 1961 vom damaligen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn eröffnet wurde, hat Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier die Bedeutung des Landesfestes für das Bundesland Hessen betont. „Der Hessentag ist das größte und älteste Fest in Deutschland – ein Fest, um das uns viele beneiden. Er bringt die Menschen aus dem ganzen Bundesland zusammen und stellt zugleich die beeindruckende Vielfalt Hessens unter Beweis. Ich bin zuversichtlich, dass wir die lange Tradition des Hessentages im kommenden Jahr wiederaufnehmen und pflegen können“, sagte Bouffier am Mittwoch in Wiesbaden. Der Hessentag ist aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr das zweite Mal in Folge ausgefallen.
Der Hessentag wurde vom damaligen Hessischen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn ins Leben gerufen, um das Zusammengehörigkeitsgefühl der Einwohner Hessens zu stärken und die Integration der Neu-Hessinnen und Hessen voranzutreiben. Über 700.000 Vertriebene, Flüchtlinge, ehemalige Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, der Tschechoslowakei, aus Polen, Ungarn und Jugoslawien machten damals rund 16 Prozent der hessischen Bevölkerung aus. Der Hessentag sollte ihnen die Möglichkeit geben, das Bundesland und seine Besonderheiten besser kennenzulernen. „Hesse ist, wer Hesse sein will“ – so Zinns Intention für das Landesfest, das 1961 erstmals dreitägig in Alsfeld stadtfand. „Vor 60 Jahren war unser Land noch sehr jung und das Landesfest sollte die emotionale Bindung der Einheimischen, der Heimatvertrieben und der Geflüchteten zu unserem Land stärken. Sie sollten hier ankommen und sich wohlfühlen. Der Hessentag sollte ein großes Fest der Hessinnen und Hessen werden. Und das ist er. Bis heute. Ein Fest von Bürgerinnen und Bürger für Bürgerinnen und Bürger. Der Hessentag ist vom ersten Tag an ein großer Erfolg gewesen und immer noch ein Besuchermagnet“, unterstrich Bouffier. Zählte der Hessentag anfangs in Alsfeld 40.000 Besucherinnen und Besucher sind es heutzutage bis zu einer Million. Der letzte Hessentag in Bad Hersfeld zählte 862.000 Besucherinnen und Besucher Die meisten Besucherinnen und Besucher hatte der Hessentag 2013 in Kassel: 1.830.000 Menschen kamen damals zum Landesfest in die documenta-Stadt.
„Im Lauf von sechzig Jahren hat sich der Hessentag mehrfach gewandelt, aber im Kern ist er sich treu geblieben. Die Eröffnung und der Festumzug zum Schluss gehören zum Hessentag genauso dazu wie die zahlreichen kulturellen Veranstaltungen und die Treffen der Verbände und Vereine“, betonte Bouffier. Der Hessentag sei „ein Ort der Begegnungen, der Tradition und Moderne auf einzigartige Weise verbinde.“ Sowohl Trachten als auch Start-ups seien auf dem Hessentag zu finden. Firmen präsentieren sich heute wie damals ebenso wie Verbände, Institutionen und Vereinigungen. Das Kulturprogramm ist heutzutage jedoch deutlich größer. Rund 1. 000 Programmpunkte zählt der Hessentag heute. Waren es in den Anfangsjahren Tausende, die zum Internationalen Musikfest der Nationen strömten, so pilgerten beim Hessentag 2014 in Bensheim 35.000 Menschen zur größten Einzelveranstaltung „Just White“ von Hit Radio FFH. Rund 115.000 Besucherinnen und Besucher informierten sich 2019 an den Ständen von Landespolitik, Verbänden, Vereinen und weiteren Institutionen. Beim ersten Hessentag in Alsfeld waren die Dimensionen andere: Ein akademischer Teil mit Vorträgen und Lesungen, verschiedene Ausstellungen, Filmvorführungen, Trachtentänze und unterhaltende Vorführungen sowie sportliche Darbietungen, Schülerwettbewerbe und Auftrittsmöglichkeiten für Jugendliche prägten den Hessentag. Außerdem konnten sich Wirtschaft und Kunsthandwerk mit einer kleinen Ausstellung präsentieren.
Bouffier betonte, dass der Hessentag immer mit der Zeit gegangen sei und die politische Wirklichkeit niemals ausgeklammert habe. Der Ost-West-Konflikt, die deutsche Wiedervereinigung, die entstehende Europäische Union, die deutschen Militäreinsätze – all diese Themen seien auch auf den Hessentagen diskutiert wurden.
Auf dem heute zehntägigen Hessentag, der sich an die Rahmenbedingungen der Städte anpasst, finden unterschiedliche Veranstaltungen statt. Zu diesen gehören unter anderem Konzerte namhafter Künstlerinnen und Künstler sowie Veranstaltungen von zahlreichen Vereinen, Verbänden und Organisationen. Im „Treffpunkt Hessen“ präsentieren sich die Hessische Landesregierung, der Hessische Landtag und viele Institutionen des Landes. „Der Hessentag ist ein Fest zum Sehen, zum Wiedersehen, zum Gesehen werden, zum Erleben und zum Informieren. Unser Landesfest ist seit 60 Jahren bunt, vielfältig, traditionsreich und modern zugleich. Dass es beliebt ist, zeigen nicht nur die Besucherströme, sondern auch die Bewerbungen von Kommunen und Städten für die Ausrichtung des Landesfestes. Deswegen ist klar: Der Hessentag soll auch künftig ein Fest der Begegnungen sein, bei dem Menschen aus allen Landesteilen zusammenkommen und das feiern, was unser Land ausmacht“, betonte Bouffier.
„Durch den Hessentag bekommt die Stadtentwicklung in der ausrichtenden Stadt einen enormen Schub. Der Hessentag stärkt das Wir-Gefühl und ist ein Konjunkturmotor in dieser besonderen Zeit. Der Hessentag dauert zehn Tage, aber die Wirkung ist mindestens zehn Jahre, manchmal sogar länger. Für die ausrichtende Stadt ist dies ein großer Gewinn“, so der Ministerpräsident. Der Hessentag sei „ein Schatz, den wir haben.“ Wer einmal den Hessentag besucht habe, der komme mit sehr großer Wahrscheinlichkeit sehr häufig wieder. Der Hessentag habe „als starke Marke eine große Anziehungskraft“.
Der Hessentag 2023 wird in Pfungstadt stattfinden. Im Jahr 2024 wird Fritzlar den Hessentag austragen und im Jahr 2025 die Stadt Bad Vilbel.