48. Carl-Zuckmayer-Medaille an Maria Schrader verliehen – Mit der Kraft der Sprache zeigt sie Vielschichtigkeit des Menschseins

Für ihre Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsident Alexander Schweitzer die Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Maria Schrader mit der Carl-Zuckmayer-Medaille 2025, der höchsten Kulturauszeichnung des Landes Rheinland-Pfalz, ausgezeichnet. Der Ministerpräsident würdigte sie bei der Preisverleihung als Mutmacherin, die wichtige gesellschaftliche Themen in ihrer Kunst aufgreife. © Foto: Diether von Goddenthow

Die Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Maria Schrader wurde im Rahmen eines feierlichen Festaktes im Mainzer Staatstheater mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet. Die 59-Jährige erhielt die höchste Kulturauszeichnung des Landes Rheinland-Pfalz für ihre Verdienste um die deutsche Sprache und das künstlerische Wort. Ministerpräsident Alexander Schweitzer würdigte die Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Maria Schrader bei der Preisverleihung als Mutmacherin, die wichtige gesellschaftliche Themen in ihrer Kunst aufgreife. „Ihre Kunst spricht die Sprache der Empathie und lädt zu neuen Blickwinkeln ein. Ihre Geschichten haben sogar die Kraft, unseren Blick auf die Gesellschaft zu verändern“, sagte der Ministerpräsident bei der Feierstunde, für die das Mainzer Staatstheater den künstlerischen Rahmen gestaltet hatte. Rund 900 Gäste aus Politik, Medien, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, darunter auch Schülerinnen und Schüler aus Mainzer Schulen, nahmen an der Veranstaltung teil. Unter den Gästen war auch die Preisträgerin von 2003, die Schriftstellerin Monika Maron.

Opernsänger Georg Schießl, begleitet am Flüget von Ausnahmepianist Andri Joël Harison, begrüßte die Gäste  und führte musikalisch durch den Abend unter anderem mit Max Raabes „Ich bin nur wegen dir hier“ und abschließend mit Sportfreunde Stillers „Apllaus, Aplaus“.

Zudem begeisterte die Eagles tanzmainz Band mit dem nostalgischen Sehnsuchts-Song „Hotel California“ aus den 1970er-Jahren das Publikum..

Eröffnet wurde die Preisverleihung in einem Filmproträt der Preisträgerin von  Alexander Wasners (SWR). Die Laudatio hielt Regina Schilling, Dokumentarfilmerin und langjährige Kuratorin von lit.COLOGNE. Schilling lernte 2001 Maria Schrader während einer spektakulären 90minütigen Lesung kennen und schätzen und wurde Maria Schraders Freundin.

Die Schauspielerin Hannah von Peinen, freischaffendes Ensemble-Mitglied am Staatstheater Mainz, las von Stefan Zweig aus „Vergessene Träume“ und von Zeruya Shalev aus „Liebesleben“. Beide Stücke spielten in Maria Schraders künstlerischem Leben zentrale Rollen.

„Ganz gleich, ob Maria Schrader selbst vor der Kamera oder auf der Bühne steht, ob sie Drehbücher schreibt oder Regie führt, immer gelingt es ihr, mit der Kraft der Sprache die Vielschichtigkeit des Menschseins in den Mittelpunkt zu stellen“, so Schweitzer weiter. Die Liebesgeschichte einer ihrer Erfolgsfilme ‚Aimée und Jaguar, mit dem sie als Schauspielerin internationale Berühmtheit erlangte, besitze bis heute eine unglaubliche Strahlkraft. Der Durchbruch als Regisseurin sei ihr mit der Verfilmung der Exiljahre von Stefan Zweig in dem Film „Vor der Morgenröte“ gelungen und später mit der Netflix-Serie „Unorthodox, für die sie als erste Deutsche mit dem Primetime Emmy für die beste Regie ausgezeichnet wurde. „Mein persönlicher Lieblingsfilm ist die melancholische Roboterliebe ‚Ich bin dein Mensch‘, weil er mit Zukunftsideen spielt und sich an die Grundfrage herantraut, was das Menschsein ausmacht“, verriet der Ministerpräsident.

(v.li.) Filmemacher und Schriftsteller Jan Schomburg (Lebensgefährte) mit Preisträgerin Maria Schrader sowie Ministerpräsident Alexander Schweitzer mit Ehefrau Barbara Schweitzer kurz vor der Preisverleihung im Staatstheater Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow

 

Mit dieser Frage sei man direkt beim Namensgeber des Preises, für den der Mensch das Maß aller Dinge sei und dem es immer um die Spannung zwischen Mensch und Gesellschaft gegangen sei. Zugleich wies der Ministerpräsident darauf hin, dass 2025 ein besonderes Jahr für alle Zuckmayer-Fans sei, da vor 100 Jahren sein bekanntestes Theaterstück „Der fröhliche Weinberg“ uraufgeführt wurde. „Ich freue mich, dass die Region Rheinhessen unter dem Motto ‚Alles Carl‘ 2025 zum Themenjahr macht. Auch sonst ist der große Dramatiker überall in Rheinland-Pfalz präsent, beispielsweise auch mit dem vom Land geförderten Zuckmayer-Stipendium des Mainzer Staatstheaters“, betonte Ministerpräsident Alexander Schweitzer.

Sich zu trauen, genau hinzuschauen, hinzuhören und erstmal ohne Bewertung zu beobachten, zeichne die Kunst von Maria Schrader aus. Für den Ministerpräsidenten ist diese Offenheit etwas Grundsätzliches, dass es in demokratischen Gesellschaften brauche. „Leider erleben wir zu oft eine Debattenkultur, die von Ausrufezeichen geprägt ist und mit Verunsicherungen und persönlichen Angriffen arbeitet. Wir lassen uns jedoch das große, gesellschaftliche Gespräch nicht nehmen. Offenheit und die Achtung der Würde jeder und jedes Einzelnen sind der Schlüssel, um Demokratie zu leben. Dabei hat die Kultur eine ganz wichtige Funktion. Sie schafft Freiräume und ermöglicht uns, ins gesellschaftliche Gespräch zu kommen“, so der Ministerpräsident. Er sei froh, dass Rheinland-Pfalz eine quicklebendige Kulturszene habe und sowohl in der Spitze wie auch in der Breite gut aufgestellt sei.

Laudatorin Regina Schilling. © Foto: Diether von Goddenthow

Maria Schraders künstlerische Laufbahn begann früh, so die Laudatorin. Ursprünglich wollte sie Pianistin werden, entdeckte jedoch durch die Theater-AG in der Schule ihre Leidenschaft für die Schauspielerei. Bereits mit 18 Jahren zog sie ohne Schulabschluss nach Wien, um am renommierten Max-Reinhardt-Seminar Schauspiel zu studieren. Obwohl sie das Studium nicht abschloss, zog ihr Talent schnell die Aufmerksamkeit der Theater- und Filmwelt auf sich. Schrader brachte ihren Rollen eine besondere Tiefe und Nuanciertheit.

Bereits in den 1980er-Jahren begann Schrader, nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera tätig zu sein. Gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner Dani Levy schrieb sie das Drehbuch für ihren ersten gemeinsamen Film „RobbyKallePaul“. Es folgten Hauptrollen in Filmen wie „Keiner liebt mich“ von Doris Dörrie, „Meschugge“ von Dani Levy und der preisgekrönte „Aimée und Jaguar“ von Max Färberböck, der sie in die Spitzenriege deutschsprachiger Schauspielerinnen katapultierte.

Doch Schrader wollte auch Regie führen. Ihr Debüt gab sie mit der Verfilmung von Zeruya Shalevs Roman „Liebesleben“, zu dem sie ebenfalls das Drehbuch beisteuerte. Mit Filmen wie „She Said“, einer dramatischen Auseinandersetzung mit der MeToo-Bewegung, und „Vor der Morgenröte“, der die Herausforderungen des Exils literarisch und filmisch aufarbeitet, festigte sie ihren Ruf als herausragende Regisseurin.

Mit der Carl-Zuckmayer-Medaille erinnert das Land Rheinland-Pfalz an den großen rheinhessischen Dramatiker. Sie wird seit 1979 jährlich am 18. Januar, dem Todestag Zuckmayers, an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die deutsche Sprache in besonderer Weise verdient gemacht haben. Die Verdienste werden mit einer individuell gestalteten Kulturveranstaltung im Staatstheater Mainz gewürdigt. Zu dem Preis gehört eine vom Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30‑Liter-Fass Nackenheimer Wein, dem Lieblingswein Carl Zuckmayers.

Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014), Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017), Yoko Tawada (2018), Robert Menasse (2019), Maren Kroymann (2020), Nora Gomringer (2021), Rafik Schami (2022), Nino Haratischwili (2023), Matthias Brandt (2024)