
Mit einem festlichen Auftakt in der Caligari FilmBühne wurde gestern Abend die Jubiläumsausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen in Wiesbaden eröffnet. Seit einem Vierteljahrhundert widmet sich das Festival der filmischen Vielfalt Mittel- und Osteuropas und hat sich in dieser Zeit zu einer der wichtigsten Plattformen für den kulturellen Dialog zwischen Ost und West entwickelt, unterstrich Festivalleiterin Heleen Gerritsen bei ihrer Begrüßung.
Was 2001 mit der Vision begann, dem Filmschaffen jenseits des westlichen Mainstreams eine Bühne zu bieten, ist heute weit mehr als nur ein Festival: goEast ist ein lebendiges Forum für politische Reflexion, künstlerische Avantgarde und gesellschaftliches Engagement, unterstrich Christine Kopf, Künstlerische Direktorin des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und begrüßte neben zahlreichen Ehrengästen Filmwissenschaftlerin Claudia Dillmann, bis 2017 langjährige DFF-Direktorin, die einst goEast ins Leben gerufen und auch Christiane Kopf ins Haus geholt hatte. In seinem 25. Jahr blickt das Festival nicht nur auf unzählige Filme, Begegnungen und Debatten zurück – sondern auch in die Zukunft: neugierig, kritisch und stets offen für neue Perspektiven, sagte Dr. Susanne Völker, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Sie ist die Nachfolgerin von Karin Wolff, Hessische Staatsministerin a.D., die im Februar ihr Amt turnusmäßig weitergereicht hatte. Inmitten geopolitischer Spannungen, gesellschaftlicher Umbrüche und kultureller Dynamik bleibt goEast auch im Jubiläumsjahr seiner Aufgabe treu: Verbindungen zu schaffen – zwischen Ländern, Generationen und Genres. 25 Jahre Filmkunst, Diskurs und Leidenschaft – und kein bisschen leise.

Den filmischen Auftakt bildete in diesem Jahr ein Stummfilmklassiker von Kote Mikaberidze: MY GRANDMOTHER (Georgische SSR, 1929). In einer Mischung aus Realfilm, Stop-Motion-Animation und Slapstick-Komödie setzte sich Regisseur Kote Mikaberidze kritisch mit der allgegenwärtigen Bürokratie des jungen sowjetisch-stalinistischen Staatsapparats auseinander. Der Film erzählte die Geschichte eines Büroangestellten, der nach seiner Entlassung verzweifelt nach einer neuen Anstellung suchte. In seiner Tasche trug er einen kuriosen Rat: „Such dir eine Großmutter!“ Live begleitet wurde der Stummfilm von den CLEANING WOMEN – einer finnischen Band, die mit Hilfe alter Haushaltsgeräte Sci-Fi-Klänge mit Trash-Disco verband und damit eine einzigartige Klangwelt schuf.
Wer bereits zur Einstimmung vorab ins Festival eintauchen wollte, konnte im Foyer des DFF in Frankfurt die Ausstellung 25×25 besuchen. Sie versammelte Porträts und Geschichten aus 25 Jahren goEast – mit zahlreichen bekannten Gesichtern der mittel- und osteuropäischen Filmwelt. Bekannte Persönlichkeiten der mittel- und osteuropäischen Filmwelt kommen hier ebenso zu Wort wie langjährige Wegbegleiter:innen und Newcomer.
Auch außerhalb Wiesbadens begann das Festival: Um 19:15 Uhr lief im Kinocenter Gießen der Dokumentarfilm VIKA! (POL 2023, Agnieszka Zwiefka) über Polens älteste DJane. Vika selbst wird am Samstag zur großen Jubiläumsparty in Wiesbaden erwartet – ein erster Vorgeschmack also bereits gestern.
Neu in diesem Jahr ist das Festivalzentrum im Alten Gericht Wiesbaden, wo alle Fäden zusammenlaufen. Im gemütlichen Clubhouse im Alten Gericht ist der Festival-Hangout eingerichtet – ein Ort zum Verweilen, Austauschen und Inspirieren. Neben entspannter Atmosphäre werden dort auch spannende Panels angeboten, wie etwa „The Impact of Missing Images in a Visual World“ (weiterführende Informationen dazu sind Programm zu finden) aus der Reihe „80 Jahre Kriegsende – fehlende Bilder von Odesa bis Dakar“. Die Veranstaltung soll am heutigen Donnerstag um 16:00 Uhr stattfinden und das Verhältnis von Erinnerungskultur und Film thematisieren.
Alle weiteren Details zu den Veranstaltungen https://www.filmfestival-goeast.de/veranstaltungen/
Sowie das und das komplette Programm für die 25. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films findet man online.
Das Festivalzentrum befindet sich im Alten Gericht, Gerichtsstraße 2, 65185 Wiesbaden.
(DFF /Diether v. Goddenthow/ RheinMainKultur.de)