Dreieinhalb Stunden Emotionen pur: 237 Pferde und 300 Aktive, perfekt durch eine gekonnte Light-Show mit Abschlussfeuerwerk in Szene gesetzt, begeisterten am gestrigen Abend 15.000 Zuschauer im Biebricher Schlosspark auf der 22. Pferdenacht anlässlich des 81. Internationalen Wiesbadener Pfingstturniers. Was auf dem Parcours niemand sieht, ist die geniale ehrenamtlich geleistete organisatorische Meisterleistung die Aufstellung von Kutschen, Reitern, Akteuren usw. hin den Kulissen zu arrangieren.
Die Eröffnung mit dem traditionellen Kutschenbild. Darunter die Freunde des PfingstTurniers aus Tschechien. Zum vierten Mal waren sie als souveränes, erhabenes Fahrbild bei der PferdeNacht dabei: Die Gespanne des tschechischen Nationalgestüts Kladruby nad Labem, dem ältesten Großgestüt weltweit. 2017 verlieh der Schimmel-Achtspänner dem Biebricher Schlosspark wieder einmal Würde und Power zugleich.
Die Barockpferde mit Reitern in herrlicher Kostümpracht flanierten im spanischen Schritt, die Jagdhornbläser kündigten das traditionellste aller PferdeNachtbilder an: das Jagdfeld.
320 Hufe, 124 Pfoten, der Boden donnert, die ‚Meute‘ tobt – das Jagbild ist das Lieblings-Schaubild von ‚Mr. PferdeNacht‘ Ulrich Schneider. „Der ganze Boden vibriert, wenn die 80 Pferde über den Platz galoppieren. Das erlebt man sonst nicht, das gibt es nur bei der PferdeNacht.“
Pony-Flair, ein Stück heile Welt in unruhigen Zeiten, Erinnerungen – all das geht wohl jedem von uns durch den Kopf, wenn er an die Immenhof-Filme denkt. Die Immenhof-Spring-Quadrille der Reitschule Biesenbach holte die Besucher der PferdeNacht für einen Moment die Jugend zurück – naja, die Erfahreneren wenigstens. Für die Jüngeren PferdeNacht-Besucher vermittelten die Pony-Indianer ohne Sattel vor allem eins: Spaß pur.
Frauenpower gepaart mit Waghalsigkeit – das ist die wilde Amazonen-Stunt-Truppe der Comanchen Ranch rund um Karina Vandersee. Kopfüber, rückwärts, rundherum im gestreckten Galopp und dann auch noch mit Feuerfackel, das war nichts für schwache Nerven.
Wow, welch Begrüßung für die Islandpferdefreunde Wäller Wind aus Homberg: Nahezu 15.000 Handylichter der Zuschauer winkten ihnen entgegen. Sechs der Isländer kamen mit brennenden Wunderkerzen an den Vorderbeinen ins Dunkel des großen Schauplatzes – ein sprühendes Funkenbild. Dann die Wikinger-Quadrille mit 14 Isländern, Rennpass und Tölt. Wer noch kein Fan dieser liebenswerten Reitpartner war, dann bestimmt nach dieser außergewöhnlichen Show.
Lusitanos: Pferde, die für den Nah- und Stierkampf gezüchtet wurden. Roland Heiss und Hermann Klapsing, zwei Lusitano-Experten. Und das Spiel mit dem Feuer auf dem großen dunklen Platz unter den riesenhaften Schatten der Bäume – Mystik mit Gänsehautmoment. Eine drei Meter lange Fackel, mit der vom Pferd aus nach und nach mehrere Elemente entflammt wurden und am Ende standen die beiden furchtlosen Schimmel mittendrin in dem brennenden Hausgestänge. Die Feuerreiter in Wiesbaden!
Er war schon 2016 bei der PferdeNacht. Damals haben zwei seiner Highland-Ponys seine Freiheitsdressur kurzzeitig etwas durcheinander gebracht, weil sie so fresslustig waren und das Gras in Wiesbaden so verdammt gut schmeckt. 2017 ist der Franzose Pierre Fleury zwei Tage früher im Schlosspark angereist, hat sich mit seinen Pferden zwei Tage rund um das Wiesbadener Schloss beschäftigt, entspannt und eine gute Zeit gehabt – immer frei, ohne Zügel, ohne Halfter, immer mit kleinster Kommunikation und wie eine einzige Einheit. Die Kunst dieses außergewöhnlichen Pferdemannes gipfelte in einer außergewöhnlichen, harmonischen Freiheitsdressur bei der PferdeNacht, erstmals live mit Musik untermalt von DJ Noema. Noema, der extra aus Berlin nach Wiesbaden gereist war. Das war eine weltweite Premiere und vielleicht der romantischste Abschluss, den die PferdeNacht je erlebt hat. Dem Pferd ganz nah!
Mit dem ganz speziellen PferdeNacht-Feuerwerk wurden die 15.000 Zuschauer nach Hause verabschiedet – bis zum nächsten Jahr bei der 23. PferdeNacht am Freitag des PfingstTurniers, bis zum 18. Mai 2018.