Sie habe in der Erforschung der kosmischen Materie neue Maßstäbe gesetzt, aber auch in der Vermittlung dieses hochkomplexen Themas sei sie neue Wege gegangen und ein Vorbild für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, lautet die Begründung der Jury, den diesjährigen Akademiepreis des Landes Rheinland-Pfalz zu vergeben an Concettina Sfienti, Professorin für Kernphysik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. In ihrem Dankesvortrag »Sternenstaub im Bauch: Kosmische Rezepte für Erdlinge« gab die Preisträgerin sogleich eine Kostprobe ihres Könnens, komplexe Themen spannend und pointiert zu vermitteln.
Während einer Feierstunde am 30. November 2023 in der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur überreichte Staatsminister Clemens Hoch, Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit der Preisträgerin ihre Urkunde.
Concettinna Sfienti erforscht die Physik der Atomkerne; mit ihren Experimenten will sie der Entwicklung der Sterne und der Entstehung der Elemente im Universum auf die Spur kommen. Mit ihren Arbeiten, die in ›Physical Review Letters‹ und ›Physics Letters‹ veröffentlicht wurden, hat sie Methoden vorbereitet, um künftige Messungen am neuen Mainzer Beschleuniger MESA durchzuführen. In ihrer Lehre begeistert sie die Studierenden für das Fach und hat neue Konzepte entwickelt, um unter anderem sowohl die Attraktivität des Physikstudiums zu verbessern als auch die individuelle Förderung exzellenter Studierender zu ermöglichen. Ihr gelingt es, in verschiedenen Formaten ihre komplexen und schwierigen Fragestellungen der Kernphysik kurzweilig und verständlich einem breiten Publikum zu vermitteln, egal, ob sie die Physik bei ›Star Wars‹ präsentiert oder – wie bei ihrem Vortrag »Kosmische Rezepte für Erdlinge« verrät.
Der Präsident der Akademie, Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl, unterstrich in seiner Begrüßung die Wichtigkeit eines solchen Preises, mit dem »kommende Forschergenerationen motiviert werden sollen, neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen auch die Nachwuchsförderung und die Vermittlung an die Öffentlichkeit im Blick zu haben. Frau Sfienti ist hier ein leuchtendes Vorbild.«
Auch Wissenschaftsminister Clemens Hoch gratulierte Frau Professorin Sfienti zu ihrer Auszeichnung und sagte weiter: »Die Liste der Preisträgerinnen und Preisträger zeigt eindrucksvoll, dass an all unseren Hochschulen im Land hervorragende Lehre und Forschung stattfindet. Darauf bin ich als Wissenschaftsminister besonders stolz. Darüber hinaus freut es mich, dass mit dem Akademiepreis das Gesamtwirken einer Wissenschaftlerin in Lehre, Forschung und Nachwuchsförderung ausgezeichnet wird. Dabei geht es auch darum, mit dem Akademiepreis einen Anreiz für zukünftige Leistungen zu setzen.«
Für die Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. Margret Wintermantel, ist Concettina Sfienti ein wunderbares Beispiel für eine »exzellente und erfolgreiche Forscherin und eine begeisternde, motivierende Lehrende. Dass beides in einer Person zusammentrifft, ist nach meiner persönlichen Erfahrung garnicht mal so selten. Wer exzellent in der Forschung ist, ist häufig auch in der Lehre besonders engagiert. Jedenfalls verhält es sich so ganz sicher bei unserer Preisträgerin.«
Eine Friedensbotschaft der Physik
In ihrem pointierten Vortrag „Sternenstaub im Bauch. Kosmische Rezepte für Erdlinge“ unterstrich die Preisträgerin Professorin Concettina Sfienti einmal mehr und ein wenig augenzwinkernd, dass wir Menschen eigentlich eine „Unmöglichkeit in einem unmöglichen Universum“ seien, eine Minderheit, fast illegal auf dieser Erde. Aus dem „Nichts“ seien wir Menschen gekommen und ins „Nichts“ verschwänden wir wieder. Denn wir Menschen bestünden, kosmologisch betrachtet, aus nichts anderem als aus Jahrmilliarden „altem“ Sternenstaub. In jedem von uns verkörpere sich die komplette kosmische Evolution. Die kleinsten Bauteile unseres menschlichen Körpers, die Atome und Moleküle, wurden einst während nuklearer Prozesse (z.B Urknall) ins All geschleudert. Unter diesen heißen Extrem-Bedingungen (mehrere Millionen Grad) in Inneren von Sternen verschmolzen leichte Elemente wie Wasserstoff und Helium zu schwereren Elementen wie Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff und vielen anderen. Es sind die Grundstoffe, aus denen letztlich das Leben auf der Erde entstand, letztlich so auch der Mensch. Physikalisch betrachtet, besteht der heutige Mensch nach wie vor aus eben diesen elementaren kosmischen Bestandteilen, nämlich etwa: zu 65% Sauerstoff (O), zu 10 % Wasserstoff und zu 18 % Kohlenstoff (C) seiner Körpermasse. So betrachtet, ist er eben nichts anderes als Sternenstaub, und wenn er geht, geht nichts verloren.
Daher erscheine im Spiegel der Sterne vieles, was uns im Alltag beschäftige, in einem anderen Licht. Ja diese Erkenntnisse, dass wir letztlich alle gleichermaßen eben „nur“ aus Sternenstaub bestünden, egal welcher Ethnie oder Nationalität wir angehörten, ob wir weiß, dunkel, alt oder jung, gläubig oder nicht gläubig seien, könne mehr als ein „kosmisches Rezept für Erdlinge“, nämlich „eine Friedensbotschaft der Physik“ sein, „die Sie glücklich machen kann“, so Sfienti.