„Whatever man built could be taken apart“ Vom 5. September 2015 bis 29. Mai 2016 im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden,
Gestern Abend eröffneten Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz und Elke Gruhn M.A. Vorsitzende und künstlerische Leiterin des Nassauischen Kunstvereins in Beisein vieler Künstler, Freunde und Promis die Ausstellung „Whatever man built could be taken apart“: Image / Order“.
Star des Abends war die pakistanische Künstlerin Mehreen Murtaza (*1986, Riyad, Saudi Arabien), die achte Follow Fluxus Stipendiatin. Für ihre Ausstellung „… how will you conduct yourself in the company of trees“ im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden und die Außeninstallation im Garten der Hochschule RheinMain Wiesbaden verkabelt sie Pflanzen mit Synthesizern und Modulatoren, die es ihr ermöglichen, sie schließlich „sprechen“ zu lassen.
Wie verhalten wir uns in der Gegenwart von Bäumen – diese, aus einem Haiku entnommene Frage stellte sich Mehreen Murtaza während ihres dreimonatigen Aufenthalts im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden. In der hessischen Landeshauptstadt kamen für die Künstlerin „zufällige urbane Umstände, Auflistungen von Rezepten für eine spirituelle Regeneration, lyrische Flechten und improvisierte kulturelle Implosionen als Dissonanz, Fragmentierung sowie als Aufeinandertreffen des Künstlichen und Mechanischen“ zusammen. Murtaza sammelte im Vorfeld der Installation im Wiesbadener Kurpark und dem Frauensteiner Forst Totholz, in der Natur zurückgelassene Objekte sowie Elemente der lokalen Flora.
In Zusammenarbeit mit dem Wiesbadener Architekten Tobias Haelke verbindet sie in der Ausstellung Pflanzen mit Soundequipment und Elektrotechnik zur Verstärkung der Energiezyklen lebender Organismen, um eine „post-ökologische“ Klanglandschaft zu erschaffen.
Während der Ausstellungslaufzeit wird ein ‚Labor‘ Einblicke in die Vorbereitungen und Arbeitsweise der Künstlerin geben. Eine zusammengesetzte Partitur, ein System oder eine mechanische Mind-Map der vermenschlichten elektronischen und pflanzlichen Wesen verknüpft Murtaza mit wiederkehrenden Themen des inneren Universums – anstatt Ideen zu entwickeln, versucht sie, einen innewohnenden Geist anzurufen, der weder Fiktion noch Nicht-Fiktion ist.
Im Nassauischen Kunstverein zeigt sich so ein Entwurf dessen, was am 15. September im Garten der Hochschule RheinMain Wiesbaden in den Abendstunden zu sehen sein wird. Installativ werden individuell angepasste Arduinos, Computer, Software und Lichttechnik mit der Pflanzenwelt zusammengebracht, die die elektronischen Ströme von Pflanzen erklingen lassen. Franciscus Gall, wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Lehrauftrag als Laboringenieur am „Lichtlabor“ der Hochschule RheinMain, wird die temporäre Außeninstallation mit seinem an der Institution entwickelten magischen Nachtregenbogen ergänzen.
Mehreen Murtaza, die diesjährige Stipendiatin des 2008 von der Landeshauptstadt Wiesbaden und dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden ins Leben gerufenen Stipendium Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen, wurde von Dr. Marion Ackermann, Direktorin der K21 Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, nominiert. Das Stipendium setzt sich zum Ziel, internationale junge Künstlerinnen und Künstler zu fördern, die in ihrem Werk die Ideen der Kunstbewegung Fluxus aufgreifen und diese weiterentwickeln. Neben einem Preisgeld in Höhe von 10.000 € beinhaltet das Stipendium einen dreimonatigen Arbeitsaufenthalt in der hessischen Landeshauptstadt sowie eine Einzelausstellung im Nassauischen Kunstverein inklusive einer Publikation.
Die fünfköpfige Jury setzte sich zusammen aus Prof. Gregor Schneider, Künstler und Professor für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München, Lilian Engelmann, ehemals Kuratorin am Frankfurter Kunstverein und ab September Geschäftsführerin des nGbK, Berlin, Michael Berger, Fluxus-Sammler und Mäzen, Wiesbaden, Dr. Isolde Schmidt, Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden, und Elke Gruhn, Künstlerische Leitung, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden. Die Jury entschied aus 43 Nominierungen.
Die bisherigen Follow Fluxus-Stipendiaten waren Emily Wardill (2008), Jimmy Robert (2009), Aslı Sungu (2010), Kateřina Šedá (2011), Stefan Burger (2012), Annette Krauss (2013) und Taro Izumi (2014). Das Stipendium wird durch das Kulturamt Wiesbaden ermöglicht.
Die Ausstellung wurde in Kooperation mit der Hochschule RheinMain – Wiesbaden technisch realisiert.