„Nennt mich Rembrandt“ vom 7. 10.21 – 30.01.22 im Städelmuseum Frankfurt

„Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“, 6. OKTOBER 2021 BIS 30. JANUAR 2022, betrachtet erstmalig die Erfolgsgeschichte Rembrandts vom jungen, ambitionierten Künstler aus Leiden hin zum berühmten Meister in Amsterdam. 60 Kunstwerke Rembrandts treten dafür in Dialog mit Bildern anderer Künstler seiner Zeit. Die Schau vereint den bedeutenden Frankfurter Bestand an Arbeiten Rembrandts, darunter Die Blendung Simsons (1636). © Foto Diether v. Goddenthow
„Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“, 6. OKTOBER 2021 BIS 30. JANUAR 2022, betrachtet erstmalig die Erfolgsgeschichte Rembrandts vom jungen, ambitionierten Künstler aus Leiden hin zum berühmten Meister in Amsterdam. 60 Kunstwerke Rembrandts treten dafür in Dialog mit Bildern anderer Künstler seiner Zeit. Die Schau vereint den bedeutenden Frankfurter Bestand an Arbeiten Rembrandts, darunter Die Blendung Simsons (1636). © Foto Diether v. Goddenthow

„Endlich geht es wieder los“, ist Städel Direktor Philipp Demandt nach lähmender sechsmonatiger Schließung und beinahe 2 Jahren Corona-Pandemie sichtlich erleichtert, als er heute gemeinsam mit Prof. Dr. Jochen Sander, Kurator der Ausstellung und Stellvertretender Direktor und Sammlungsleiter für Holländische, Flämische und Deutsche Malerei vor 1800 am Städel Museum, die große Herbstausstellung „Nennt mich Rembrandt“ (7. 10.21 – 30.01.22) beim Presserundgang vorstellt.  „Die Rembrandt-Ausstellung“ ist zudem ein Zeichen des Aufbruchs für Frankfurt – und ein großer Dank an die Förderer dieses herausragenden Projektes ebenso wie an alle Bürgerinnen und Bürger, Partner, Stiftungen und Unternehmen, deren überwältigende Solidarität unser Haus über die vergangenen Monate mehr denn je getragen hat“, so Demandt.

Ausstellungs-Impression „Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“ © Foto Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression „Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“ © Foto Diether v. Goddenthow

Das Geheimnis Rembrandts Erfolg seit Amsterdam ergründen

Einfach „nur“ eine Rembrandt-Ausstellung zu machen und ein paar Bilder an die Wand zu hängen, wäre zwar auch schon spannend gewesen, aber irgendwie doch nicht wirklich prickelnd. Vielmehr ging es den Ausstellungsmachern, so Sander, ganz wesentlich darum, zu zeigen, wie und mit welchen Mechanismen und mit welchen künstlerischen Strategien  es Rembrandt geschafft hat, in einem extrem wettbewerbsorientierten Kunstmarkt der im 17. Jahrhundert extrem boomenden Welthandelsmetropole Amsterdam, zu dem Erfolgskünstler zu werden,  als den wir ihn  bis heute kennen, nämlich zu Rembrandt. Kurzum, es geht um die Betrachtung und Ergründung von Rembrandts Erfolgsgeheimnis,  seiner steilen Karriere Rembrandts, seit er aus Leiden als junger ambitionierter Künstler um 1631 in die damalige Welthandelsmetropole  Amsterdam  umgezog, wo er zunächst beim Kunsthändler Hendrick Uylenburgh wohnte, dessen „academie“ leitete und bald als Jungstar viel Aufmerksamkeit bis zum Hof in Dan Haag erweckt hat. Bis zu diesem Zeitpunkt, so Sander, signiert er wie alle anderen mit dem vollen Namen, nämlich mit Rembrandt Harmenszoon van Rijn. Im Moment, da er nach Amsterdam umzieht, entscheidet er sich recht mutig, nur noch mit seinem Vornamen „Rembradt“ zu signieren, aber auch auch seine Briefe zu unterschreiben. Das war revolutionär und unterschied ihn von allen anderen Künstlern, und machte seinen Namen quasi zur Marke „Rembrandt“.

Rembrandts Bildproduktion war erstaunlich reich und umfasste neben Landschaften, Genreszenen und Stillleben vor allem dramatische Historienbilder und lebensnahe Porträts. Dabei prägte die Auseinandersetzung mit anderen Malern im sehr umkämpften Kunstmarkt der boomenden Metropole Amsterdam seine künstlerische Entwicklung ebenso wie seine unternehmerischen Ambitionen. In der anregenden Atmosphäre von Wettstreit und Konkurrenz in Amsterdam, wo viele talentierte Künstler um die Gunst des wohlhabenden Bürgertums warben, entwickelte Rembrandt jene einzigartig expressive Bildsprache, mit welcher er sich schließlich auf dem hart umkämpften Kunstmarkt durchsetzen konnte.

Rembrandts Werke  im visuellen Vergleich zu Produktionen seiner Konkurrenz

Ausstellungs-Impression „Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“ © Foto Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression „Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“ © Foto Diether v. Goddenthow

Wir wollten versuchen, nicht einfach  „nur“ so viele Bilder von Rembrandt wie möglich zusammenzutragen, sondern Werke von Rembrandt den Produktionen  seiner Mitstreiter, Mitbewerber, Schüler, Werkstattmitarbeiter, die allesamt mit ihm konkurrierten,   gegenüberzustellen, so der Kurator. Mit dieser Konfrontation Rembrandts Werke mit denen seiner „Konkurrenten“ soll Besuchern eine visuelle Vergleichs-Möglichkeit gegeben werden,   selber zu sehen, was  denn eigentlich „das“ Besondere an Rembrandt ist, das ihn so außergewöhnlich erfolgreich werden ließ, erklärt Sander. Dabei  erwähnt der Kurator  auch einen  Begleitbrief Rembrandts von 1639 zur Abgabe von Bildern  an den Sekretär Constantijn Huygens, Stadthalter und Graue Eminenz hinter dem Hof. In diesem Schriftdokument bringt  Rembrandt es selbst schon auf den Punkt, worin sich seine Kunst gegenüber der „herkömmlichen“ Malerei seiner Zeit unterscheidet: (…) „um seine Hoheit damit zu erfreuen, denn in diesen beiden [Bildern] ist die meiste und natürlichste Beweglichkeit beachtet worden, was auch die Hauptursache dafür war, dass ihre Fertigstellung so lange gedauert hat.“ Der Originalbrief samt Transkription wird gezeigt in Teil 2 (Obergeschoss). 

Die Ausstellung

Rembrandt. Die Entführung des Ganymed. Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister. © Foto Diether v. Goddenthow
Rembrandt. Die Entführung des Ganymed. Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister. © Foto Diether v. Goddenthow

Wir zeigen  Werke  aus dem Museo Nacional del Prado in Madrid oder der National Gallery of Art in Washington.   Wir haben Werke aus Los Angeles, der National Galerie London und eines der berühmtesten Bilder von Rembrandt überhaupt, so Demandt, nämlich den  „brutal brüllenden und schreienden Säugling im Raub des Ganymed.  Dieser Säugling, der von Zeus in Form eines Adlers entführt wird, das nach der Sixtinischen Madonna  wohl das bekannteste Bild der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden.“ Auch  das sei ein Bild , „an dem man wirklich exemplifizieren kann, welche Strategien der Bildfindung, aber auch der Erzeugung von Aufmerksamkeit Rembrandt nutzt, um sich in dem Umfeld in Amsterdam der großen, lauten, vollen und prosperierenden Stadt als Künstler durchzusetzen.“ Dieses Werk „Ganymed in den Fängen des Adlers“ (1635), in welchem sich Rembrandt abhebt von der ikonografischen Tradition, nach dem Vorbild von Michelangelo einen attraktiven Jüngling darzustellen, zeigt auch seine derbe, ironische und humorvolle Herangehensweise, so der Museumsdirektor.

 

Rembrandt Die Blendung Simsons, 1634. Frankfurt, Städel Museum © Foto Diether v. Goddenthow
Rembrandt Die Blendung Simsons, 1634. Frankfurt, Städel Museum © Foto Diether v. Goddenthow

Im Zentrum dieser Ausstellung, steht auch eines von Rembrandt berühmtesten und auch eines „der brutalsten Gemälde, die Rembrandt jemals gemalt hat, nämlich die legendäre Blendung des Simson von 1636“ im Zentrum der Ausstellung. Zuletzt war es in Kanada zu sehen, auf der ersten Station der Ausstellung, und jetzt hier im Zentrum unserer Ausstellung steht. Dieses Werk sei 1905 mit Hilfe einer riesigen Spendenaktion vom Städel für 300 000 Mark aus einer Wiener Privatsammlung gesichert worden. Bis heute ist es ein Meisterwerk hier in der Sammlung, Demandt.

Die Ausstellung ist thematisch strukturiert

„Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“ folgt einem thematisch strukturierten Rundgang. In einer offenen Architektur können die Werke Rembrandts jenen seiner Zeitgenossen begegnen und in Dialog miteinander treten.

Als Rembrandt Harmensz. van Rijn zu Anfang der 1630er-Jahre in Amsterdam ankommt, ist er durchaus kein Unbekannter. In der Welthandelsmetropole Amsterdam sind Kunstwerke nicht nur bei wohlhabenden Kaufleuten, sondern selbst bei Handwerkern und Seeleuten begehrt.  Seine Werke, wie das in der Ausstellung präsentierte Bildnis des Andries de Graeff von 1639 (Gemäldegalerie Alte Meister, Museumslandschaft Hessen, Kassel), legen ihren Fokus auf den unmittelbaren und lebendigen Ausdruck des Porträtierten. In der Gegenüberstellung mit Bildnissen seiner Amsterdamer Konkurrenten, etwa mit Nicolaes Eliasz. Pickenoys lebensgroßen, repräsentativen Bildnis eines stehenden Mannes (1628, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe), wird das besonders deutlich.

Rembrandt Selbstbildnis mit Samtbarett und Mantel mit Pelzkragen, 1634, Berlin Staatliche Museen, Gemäldegalerie. © Foto Diether v. Goddenthow
Rembrandt Selbstbildnis mit Samtbarett und Mantel mit Pelzkragen, 1634, Berlin Staatliche Museen, Gemäldegalerie. © Foto Diether v. Goddenthow

Neben Auftragsbildnissen begleiten Selbstporträts Rembrandts Schaffen sein ganzes Leben lang. Das Studium seines eigenen Gesichts – ob im Gemälde, der Zeichnung oder der Druckgrafik – ermöglicht ihm die Erkundung des Ausdrucks aller nur denkbaren Gefühle und Gemütszustände. Selbstbildnisse und Kopfstudien dienen Rembrandt auch als Werbung für sich und seine künstlerischen Fähigkeiten. Auch sie werden zu einem Wiedererkennungszeichen seiner Kunst, denn er verwendet seine eigenen Gesichtszüge auch in Rollenporträts, den sogenannten „Tronies“. Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist etwa sein Tronie eines Mannes mit Federbarett (um 1635-40, Mauritshuis, Den Haag).

Schon nach kurzer Zeit in Amsterdam tritt Rembrandt 1634 der Lukasgilde bei. Als Mitglied des Berufsverbands der Künstler ist es ihm möglich, eine eigene Werkstatt aufzubauen, unternehmerische Unabhängigkeit zu erlangen und Schüler zu unterrichten. Mindestens vierzig junge Künstler durchlaufen seine Werkstatt in Amsterdam. Jeder Schüler trägt mit seinen Werken aktiv dazu bei, den Ruf der Marke Rembrandt zu mehren. Dabei ermutigt Rembrandt seine Schüler, seine Werke nicht bloß zu kopieren, sondern eigene kreative Variationen zu entwickeln. Seine eigene Kunst wird daher ebenso wie die seiner Werkstattmitarbeiter stets vom kreativen Austausch mit talentierten Künstlern geprägt.

Rembrandt beherrscht sämtliche Gattungen der Malerei: Porträts und Tronies, erzählende Historienbilder, Landschaften, Stillleben und Genreszenen. So gilt Rembrandt unter seinen Zeitgenossen als Universalkünstler. Er vermag es, kostbare Materialien durch Licht- und Farbeffekte ins Bild zu bannen, wie etwa seine rätselhafte Heldin des Alten Testaments (1632–33, National Gallery of Canada, Ottawa) eindrücklich zeigt. Wie kein Zweiter spitzt Rembrandt seine erzählenden Bilder auf eine einzige entscheidende Szene zu. Seine Historienbilder sind mitreißende Momentaufnahmen, die berühren, aufwühlen und erschrecken können. Gerade in der Darstellung des menschlichen Gesichtsausdrucks fängt Rembrandt Zwischentöne und Mehrdeutigkeit ein, so auch in der Figur des Königs Saul im Werk David spielt die Harfe vor Saul (um 1630/31, Städel Museum).Rembrandt verfolgt zuweilen auch eine derbe und humorvolle Herangehensweise (siehe Ganymed in den Fängen des Adlers, 1635).

Rembrandts Naturdarstellungen, wie die Radierung Die drei Bäume (1643, Städel Museum) oder die Landschaft mit Steinbrücke (um 1638, Rijksmuseum, Amsterdam), verdeutlichen, wie er mit optischen Effekten versucht, Licht- und Wetterphänomene und Bewegung in der Natur greifbar zu machen – eine Alternative zu den Werken derjenigen Maler, die sich auf südliche Landschaften in italienischem Licht spezialisierten und damit ihrerseits auf dem Kunstmarkt großen Erfolg haben.

Wie zuvor schon in Frankreich orientieren sich die Künstler in Amsterdam ab der Mitte des 17. Jahrhunderts an den Regeln der klassischen Antike: Helle Farben und klare Strukturen werden beliebter. Diese neue, klassizistische Kunst unterscheidet sich stark von Rembrandts Malweise. Dies zeigt sich besonders prägnant in der Gegenüberstellung von Rembrandts Gemälde Das Bad der Diana mit Aktaion und Callisto (1634, Sammlung der Fürsten zu Salm-Salm, Wasserburg Anholt, Isselburg) und Jacob van Loos Diana und ihre Nymphen (1654, Statens Museum for Kunst, Kopenhagen). In den seit der Mitte der 1650er-Jahren entstehenden Gemälden seines Spätwerks sollte sich Rembrandt mit dunkler Palette und dickem, pastosem Farbauftrag vom Zeitgeschmack übrigens immer weiter entfernen, wodurch seine beherrschende Stellung auf dem Amsterdamer Kunstmarkt schon zu seinen Lebzeiten endete.

Die Ausstellung wird organisiert vom Städel Museum, Frankfurt am Main, und von der National Gallery of Canada, Ottawa.

Ort:
Städel Museum,
Schaumainkai 63,
60596 Frankfurt am Main
Information: www.staedelmuseum.de

Besucherservice: +49(0)69-605098-200, info@staedelmuseum.de sowie über das Kontaktformular unter www.staedelmuseum.de/kontakt
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr, Sa, So + Feiertage 10.00–18.00 Uhr, Do 10.00–21.00 Uhr

Sonderöffnungszeiten: Aktuelle Informationen zu besonderen Öffnungszeiten etwa an Weihnachten und Neujahr unter www.staedelmuseum.de

Tickets und Eintritt: Tickets online buchbar unter shop.staedelmuseum.de. Di–Fr 16 Euro, ermäßigt 14 Euro; Sa, So +
Feiertage 18 Euro, ermäßigt 16 Euro; freier Eintritt für Kinder unter 12 Jahren; Gruppen ab 10 regulär zahlenden Personen: 14 Euro pro Person, Wochenende 16 Euro. Für alle Gruppen ist generell eine Anmeldung unter Telefon +49-(0)69-605098-200 oder info@staedelmuseum.de erforderlich.