
Wer sich vom 12.04. bis 15.09.2024 im Mainzer Landesmuseum in der spannenden, mit viel wissenschaftlicher Detektivarbeit über Jahre hinweg erarbeiteten Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-1945“ umschaut, kann zum einen seltene und wunderbare Kunstwerke entdecken. Zum anderen werden die Betrachter aber unweigerlich konfrontiert mit der jeweilig unterschiedlichen, erschütternden und – zum Teil noch lückenhaften – Herkunfts-Geschichte dieser unter Zwang verkauften Stücke aus ehemaligen jüdischen Sammlungen.
Gestern hat Innenminister Michael Ebling gemeinsam mit der Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse die Ausstellung eröffnet. In dieser Ausstellung vom 12. April bis 15. September 2024 zeigt das Landesmuseum rund 375 Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz. Diese Bestände aus der Zeit des Nationalsozialismus bewahrt das Landesmuseum Mainz auf.

„Die Ergebnisse, die aufgearbeitet wurden, sind überraschend, beeindruckend, aber auch erschütternd“, so Dr. Heike Otto, die Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Das Landesmuseum Mainz ist Teil der GDKE.
Das Landesmuseum Mainz widmet sich mit seinem Blick auf die Herkunft der Werke indirekt auch der eigenen Geschichte. 1967 entstand es durch den Zusammenschluss von Altertumsmuseum, Gemäldegalerie und Graphischer Sammlung. „So gesehen hat auch die Stadt Mainz ein originäres Interesse an der Provenienzforschung der Kulturgüter, die zum Teil auch heute noch im Besitz der Stadt Mainz sind“, betonte die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse.
„Bei den Recherchen haben wir grundlegende Erkenntnisse zur Kunststadt Mainz im Nationalsozialismus gewonnen – ein bisher kaum erforschtes Thema“, so die Kuratorin Dorothee Glawe, die die Provenienzforschung im Landesmuseum Mainz verantwortet. Die Ausstellung geht unter anderem den Fragen nach, was Museen sammelten, welche heute längst vergessenen Sammlerinnen und Sammler in der Stadt lebten, welche Kunsthandlungen vor, während und nach der NS-Zeit florierten und aus welchen Bezugsquellen die Städtischen Sammlungen ihre Kunst erwarben.
Mit der Ausstellung trägt das Landesmuseum zum Internationalen Tag der Provenienzforschung bei. Im vergangenen Jahr hatten sich allein in Deutschland über 100 Kulturinstitutionen beteiligt und Einblicke in die Erforschung der Herkunft ihrer Sammlungen gegeben. In Deutschland steht dabei vor allem die Zeit des Nationalsozialismus im Fokus, die zu einer grausamen Entrechtung, Verfolgung und Ermordung vor allem der jüdischen Bevölkerung führte. In der Folge gerieten große Mengen an Kunst- und Kulturgütern durch Enteignung und Notverkäufe in Umlauf. Die Dunkelziffer NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, die sich noch immer in Privatsammlungen, im Kunsthandel und in Museen befinden, ist kaum abzuschätzen.
Landesmuseum Mainz
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