Mit ihrem ewigen Zyklus von Keimen, Wachsen, Blühen und Verblühen ist die Pflanze Urbild des fortwährenden regenerationsfähigen Lebens. Grün ist die Farbe der Hoffnung und der erwachenden Natur. Seit dem Mittelalter meint Grün ausdrücklich den Anfang einer Liebe. Die grüne Seite spricht die Herzseite an – sie ist nicht nur der Sitz der Lebenskraft, sondern zugleich die liebenswürdigste Seite eines Menschen. Passend zur Jahreszeit Herbst geht es in der Ausstellung nicht nur um Blüten, sondern ein Schwerpunkt liegt auf deren Erträgen: Früchte und Gemüse.
125 Werke auf Papier von über 50 Künstlerinnen und Künstlern erzählen von der bildprägenden Kraft der Pflanzen in der abendländisch christlichen Kultur. Es begegnen sich historische und zeitgenössische Positionen. Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart öffnet sich ein Dschungel voller Geheimnisse und Überraschungen. Spürbar wird, dass die Moderne das heile Paradies natürlicher Schönheit verloren hat. Gegenwärtige Künstlerinnen und Künstler thematisieren die Dystopie, die Zerstörung der Natur und Vernichtung des Planeten. Die Ausstellung gliedert sich in vier Themenräume:
- Hortus conclusus: Love & Peace
- Was blüht und grünt: Power of Flower
- Wa(h)re Pflanze: Fairtrade?
- Kraut & Rüben: Superfood!
Seit dem Mittelalter wird die Entwicklung der abendländischen Pflanzenikonographie geprägt vom Topos des Paradiesgartens als umzäunter Ort (hortus conclusus). In frühen Miniaturen und Einblattholzschnitten des 15. Jahrhunderts sehen wir Maria vor der Rasenbank sitzen oder das Jesuskind auf einem sprießenden Kohlkopf thronen. Die Wechselbeziehung von Bildkunst und naturwissenschaftlicher Forschung in der Renaissance findet ihren Ausdruck in Albrecht Dürers präzise beobachteten Darstellungen von Pflanzen. Die Nürnberger Malerin Barbara Regina Dietzsch, eine Nachfolgerin von Maria Sibylla Merian, dokumentiert im 17. Jahrhundert auf leuchtenden Deckfarbenblättern einheimische Rüben und Wurzelgemüse. Die niederländischen Künstler*innen des 18. Jahrhunderts machen das üppige Blumenstillleben zu einem Hauptthema, während Zeichner der Romantik die Schönheit der kleinen unscheinbaren Naturdinge entdecken, um sie zum Sprechen zu bringen. Der Bogen spannt sich weiter über Jugendstil, Expressionismus, die Pop Art, frühe Wahlplakate der Grünen, Fotografien bis zu ausgewählten Positionen der Gegenwart.
Mit Arbeiten von:
Thomas Baumgärtel_Thomas Bayrle_Lucie Beppler_Joseph Beuys_Cornelis Bloemaert_Bernhard Johannes Blume_Arnold Böcklin_Uwe Bremer_Hans Christiansen_Johann Vincenz Cissarz_Barbara Regina Dietzsch_Jim Dine_Felix Droese_Albrecht Dürer_Pauli Ebner_Marion Eichmann_Lukas Einsele_Oskar Frenzel_Elisabeth Freund-Fischer_Johann Friedrich Greuter_Horst Haack_Wenzel Hablik_Fritz Hegenbart_Margaretha Helm_Rudolf Hofmann_Daniel Hopfer_Jan van Huysum_Ernst Kaiser_Hans Kanne_Jean Paul Kayser_Maximilian Klewer_Karl Lindemann-Frommel_Gerhard Marcks_Frans Masereel_Israhel van Meckenem_Meister ES_Meister mit den Bandrollen_Maria Sibylla Merian_Oswald Michel_Pit Morell_Otto Mueller_Richard Müller_Bruno Müller-Linow_Wilhelm Noack_Joseph Maria Olbrich_Georg Emanuel Opiz_Uriel Orlow_Emile-René Menard_Anke Röhrscheid_Dieter Roth_Eberhard Schlotter_Martin Schmid_Karl Schmidt-Rottluff_Martin Schongauer_Michael Schuster_Vroni Schwegler_Johann Conrad Seekatz_Veit Rudolph Specklin_Bernhard Wenig
Kuratiert wurde die Ausstellung von Dr. Mechthild Haas gemeinsam mit den Co-Kuratorinnen: Dr. Ksenija Tschetschik-Hammerl und Dr. Jessica Schmidt (Graphische Sammlung) mit Unterstützung Mercedes Klein von der Zoologischen Abteilung.
Ort:
Karl Freund-Galerie
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt