Im Berlin der 1920er Jahre wurde er zum Star: Fritz Lang, 1890 als Architektensohn in Wien geboren, begeisterte in seinen Filmen mit präzise konstruierten Welten, von METROPOLIS (1927) bis zu FRAU IM MOND (1929). 1934 emigrierte Fritz Lang nach Hollywood, wo er prägende Werke der „classical era“ wie YOU ONLY LIVE ONCE (1937) schuf.
Das Kino des Deutschen Filmmuseums ehrt Fritz Lang mit einer ausführlichen Reihe, die deutsche Stumm- und Tonfilme sowie in den USA entstandene Werke zeigt.
Zu Gast in der Reihe ist Norbert Grob, der am 10. Januar seine 2014 erschienene Fritz- Lang-Biographie Ich bin ein Augenmensch vorstellt.
Freitag, 1. Januar, 18 Uhr; Donnerstag, 7. Januar, 20:30 Uhr
DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE
Deutschland 1933. R: Fritz Lang
D: Rudolf Klein-Rogge, Oscar Beregi sen., Theo Lingen. 122 Min. DCP
Obwohl der wahnsinnige Verbrecher Dr. Mabuse mittlerweile in der Nervenheilanstalt von Professor Baum untergebracht ist, ist seine kriminelle Energie ungebrochen. Mittels telepathischer Fähigkeiten manipuliert er die Menschen in seiner Umgebung und sorgt selbst über seinen Tod hinaus für Angst und Chaos. Fritz Langs letzte deutsche Produktion vor dem französischen Exil gilt als meisterhafte Parabel auf die Mechanismen des Machtmissbrauchs und die Hybris menschlichen Herrschaftsstrebens. Unmittelbar nach seiner Fertigstellung wurde der Film von den Nationalsozialisten verboten. 1962 drehte Werner Klingler ein Remake des Films, mit Gert Fröbe und Senta Berger.
Sonntag, 3. Januar, 18 und 20 Uhr
Double Feature mit Klavierbegleitung: DIE SPINNEN
18 Uhr
DIE SPINNEN. 1. TEIL: DER GOLDENE SEE
Deutschland 1919. R: Fritz Lang
D: Carl de Vogt, Lil Dagover, Ressel Orla. 79 Min. 16mm
Im ersten Teil von Fritz Langs DIE SPINNEN macht sich der Sportler, Entdecker und Weltenbummler Kay Hoog auf die Suche nach dem sagenhaften Goldschatz der Inkas, von dem er durch eine Flaschenpost erfahren hat. Die Verbrecherorganisation „Die Spinnen“ entsendet eine konkurrierende Expedition, angeführt von der schönen und gefährlichen Lio Sha. Am goldenen See rettet Hoog die Inka-Sonnenpriesterin Naëla und verliebt sich in sie. Er nimmt Naëla mit nach Hause, wo sie von Lio Sha ermordet wird. Kay Hoog schwört Rache.
20 Uhr
DIE SPINNEN. 2. TEIL: DAS BRILLANTENSCHIFF
Deutschland 1920. R: Fritz Lang
D: Carl de Vogt, Ressel Orla. 117 Min. 16mm
Im zweiten Teil von DIE SPINNEN ist der Abenteurer Kay Hoog auf der Spur der gleichnamigen Verbrecherorganisation, die seine Geliebte ermordet hat. “Die Spinnen” wollen einen Edelstein finden, dessen Besitzer der Legende nach die Herrschaft über Asien erlangt. Nach einer Jagd um die halbe Welt kommt es zum Showdown auf den Falklandinseln.
Klavierbegleitung:
Uwe Oberg ist Pianist und Komponist, er begleitet und vertont seit vielen Jahren Stummfilme. Seine Musik ist sowohl komponiert als auch improvisiert und basiert auf Jazz und anderen Musikrichtungen des 20. Jahrhunderts, mit Einflüssen von Kurt Weill über Thelonious Monk bis zu John Cage. Er ist Träger des Hessischen Jazzpreises 2007.
Eintritt für beide Filme: 16 Euro/12,50 Euro ermäßigt
Freitag, 8. Januar, 18 Uhr; Samstag, 9. Januar, 20:30 Uhr
M
Deutschland 1931. R: Fritz Lang
D: Peter Lorre, Ellen Widmann, Gustaf Gründgens. 117 Min. 35mm
Peter Lorre versetzt als psychopathischer Kindermörder eine Stadt in Angst und Schrecken. Auf seinen Streifzügen pfeift er eine Melodie aus der „Peer-Gynt-Suite No. 1″ von Edvard Grieg. Die Unterwelt fühlt sich durch die ständigen Polizeikontrollen gestört und bläst selbst zur Jagd auf den Mörder. Polizei und Verbrecherbanden kämpfen plötzlich auf derselben Seite. Rasante Schnitte, geniale visuelle Einfälle und brillante Texte – wie etwa der Monolog Lorres vor dem Tribunal der Bettler – machen den Film zu einem Klassiker der Filmgeschichte. Die Cahiers du Cinéma kürte M 2008 zu einem der besten Filme aller Zeiten.
Mittwoch, 13. Januar, 20:30 Uhr; Freitag, 15. Januar, 18 Uhr
YOU AND ME Du und ich
USA 1938. R: Fritz Lang
D: Sylvia Sidney, George Raft. 90 Min. 35mm. OF
YOU AND ME war als Brecht‘sches Lehrstück mit Musik von Kurt Weill geplant, doch dieser verließ die Produktion nach nur drei fertigen Songs, als er ein Angebot erhielt, am Broadway zu arbeiten. Wieder behandelt Lang die Themen Verbrechen und Resozialisierung, diesmal allerdings in Form einer musikalischen Komödie. Erzählt wird eine nur scheinbar naive Geschichte, welche sarkastisch unterminiert wird: Der menschenfreundliche Besitzer eines Kaufhauses beschäftigt etliche Ex-Häftlinge, um ihnen eine Chance zu geben. Doch die Verlockungen des alten Verbrecherlebens sind groß. Dies dürfte der einzige Film der Filmgeschichte sein, der plausibel vorführt, dass sich Verbrechen nicht lohnt.
Samstag, 16. Januar, 20:30 Uhr
MINISTRY OF FEAR Ministerium der Angst
USA 1944. R: Fritz Lang
D: Ray Milland, Marjorie Reynolds, Carl Esmond. 85 Min. 35mm. OmspU
MINISTRY OF FEAR gehört in die Reihe von Langs Anti-Nazi-Filmen. Während des Zweiten Weltkriegs in England wird ein Mann aus einer Anstalt entlassen und gewinnt auf einer Gartenparty einen Kuchen – was der Beginn eines komplizierten Verwirrspiels um einen Mikrofilm und eine deutsche Spionageorganisation ist. Variiert wird hier ein Hitchcock‘sches Grundmuster: Ein Mann gerät durch einen scheinbar harmlosen Umstand in ein bedrohliches Intrigennetz und wird sowohl von den Verbrechern als auch von der Polizei gejagt. Langs Inszenierung lädt eine Fülle von Details mit Bedeutung auf und verwebt sie zu einem dichten Netz.
Sonntag, 17. Januar, 12 Uhr
STUMMFILMMATINEE: SPIONE
Deutschland 1928. R: Fritz Lang. D: Rudolf Klein-Rogge, Gerda
Maurus, Willy Fritsch. 151 Min. Blu-ray. Musikfassung (Neil Brand)
SPIONE gilt als Vorbild für zahlreiche Spionagethriller der Filmgeschichte, von Hitchcock bis James Bond: Der Chef des Bankhauses Haghi führt ein Doppelleben. Er ist zugleich der Kopf einer internationalen Spionage-organisation, die vor Raub, Mord und Erpressung nicht zurückschreckt. Der Leiter des Geheimdienstes setzt seinen jungen Mitarbeiter „Nr. 326“ auf den Unbekannten an. Dieser begegnet der Russin Sonja, die ihrerseits „Nr. 326“ beseitigen soll, doch die beiden verlieben sich. Haghi lässt Sonja gefangen nehmen und beseitigt skrupellos gegnerische wie eigene Agenten.
Mittwoch, 20. Januar, 20:30 Uhr; Freitag, 22. Januar, 18 Uhr
THE WOMAN IN THE WINDOW Gefährliche Begegnung
USA 1944. R: Fritz Lang
D: Edward G. Robinson, Joan Bennett. 99 Min. 35mm. OmspU
Ein Psychologieprofessor bewundert im Schaufenster einer Kunstgalerie das Porträt einer Frau, als diese plötzlich leibhaftig neben ihm erscheint. Sie lädt ihn ein, um ihm weitere Skizzen des Künstlers zu zeigen. Damit setzt eine Kette von Ereignissen ein, die mit unerbittlicher, albtraumhafter Logik voranschreiten. Selten wurde im Kino ein solcher Sog des unabwendbaren Schicksals erzeugt und dabei so überzeugend die Welt einer ewigen, künstlich erleuchteten Nacht erschaffen. Langs Meisterwerk ist zugleich eines der Hauptwerke des Film noir der 40er Jahre.
Donnerstag, 21. Januar, 20:15 Uhr
FRAU IM MOND
Deutschland 1929. R: Fritz Lang. D: Gerda Maurus, Willy Fritsch,
Klaus Pohl. 170 Min. DCP. Musikfassung (Azpeitia)
Sechs Menschen treten die erste Fahrt zum Mond an: Ein wunderlicher Professor behauptet, dass es auf dem Mond Gold gebe. Sein junger Freund Helius hat die Rakete gebaut und ist selbst mit an Bord. Mit von der Partie sind außerdem Chefingenieur Windegger und dessen Verlobte Friede sowie ein Agent eines Wirtschaftssyndikats, das das Mondgold kontrollieren will. Der Sechste im Bunde ist ein blinder Passagier. Auf dem Mond kommt es zum erbitterten Kampf um das Gold. Als der Sauerstoffbehälter beschädigt wird, muss einer der Reisenden zurückgelassen werden. Ein visionäres Werk, 40 Jahre vor Apollo 11 und der ersten Mondlandung.
Samstag, 23. Januar, 20:30 Uhr; Sonntag, 24. Januar, 20:30 Uhr
SECRET BEYOND THE DOOR Geheimnis hinter der Tür
USA 1948. R: Fritz Lang
D: Joan Bennett, Michael Redgrave. 98 Min. 35mm. OF
SECRET BEYOND THE DOOR lässt sich als eine Variation der Themen von Hitchcocks REBECCA (1940) und SUSPICION (1941) lesen: Eine junge Frau lernt auf einer Mexikoreise einen US-amerikanischen Architekten kennen und heiratet ihn Hals über Kopf. Zurück in den USA und im Landhaus ihres Mannes, muss sie feststellen, dass sie eigentlich nichts über ihn weiß. Sein merkwürdiges Benehmen verunsichert sie zunehmend, und sie findet heraus, dass er unter einem traumatischen Jugenderlebnis leidet. Mit großer Suggestivkraft setzt Lang die Architektur des Landhauses ins Bild.
Mittwoch, 27. Januar, 20:30 Uhr; Freitag, 29. Januar, 18 Uhr
CLASH BY NIGHT Vor dem neuen Tag
USA 1952. R: Fritz Lang. D: Barbara Stanwyck, Paul Douglas, Robert Ryan, Marilyn Monroe. 105 Min. 16mm. OF
Nach zehn Jahren in der Großstadt kehrt eine Frau resigniert in ihr Heimatstädtchen zurück und heiratet den soliden, jedoch deutlich älteren Direktor einer Sardinenfabrik. Bald jedoch lernt sie einen jüngeren Mann kennen – einen Filmvorführer –, der ihr den Hof macht. Nun ist sie hin- und hergerissen zwischen Geborgenheit und Lebenshunger. Die Außen-aufnahmen in Monterey unterfüttern den Film dokumentarisch und machen aus CLASH BY NIGHT eine bewegende Studie über die Stellung der Frau in der US-Gesellschaft der 50er Jahre. Marilyn Monroe hatte in diesem Film ihre erste größere Rolle.
Samstag, 30. Januar, 20:30 Uhr; Sonntag, 31. Januar, 20:30 Uhr
THE BIG HEAT Heißes Eisen
USA 1953. R: Fritz Lang. D: Glenn Ford, Gloria Grahame. 90 Min. 35mm. OF
Ein Gangstersyndikat terrorisiert die Bevölkerung einer Stadt, ihr Boss ist sogar Leiter der Stadtverwaltung. Ein Polizeisergeant nimmt den Kampf gegen Verbrechen und Korruption auf. Als daraufhin seine Frau einem Anschlag zum Opfer fällt, der eigentlich ihm galt, quittiert er den Dienst und begibt sich auf einen Rachefeldzug. THE BIG HEAT zeichnet das Bild einer Gesellschaft, in der das Verbrechen direkt die Herrschaft übernommen hat. Im Gegensatz zu den zynischen Privatdetektiven des Film noir ist der Gegenspieler in diesem Film, der Polizist, von großer moralischer Rigorosität und wird dabei dem Gangsterboss trotzdem immer ähnlicher.
Sonntag, 10. Januar, 20 Uhr
SPECIAL: LESUNG & FILM
Norbert Grob: FRITZ LANG. „ICH BIN EIN AUGENMENSCH“
Seine Filme erfanden die Kinowelt neu: Fritz Lang ist eine Legende. Geschichtenerzähler und Bildkompositeur, Schauspieler, Autor, Bonvivant und vor allem begnadeter Regisseur, als Künstler so innovativ wie unerbittlich, als Privatmann geheimnisumwittert. Norbert Grob liest aus seinem Buch über das Leben Fritz Langs, die erste umfassende Biographie des Filmgenies in deutscher Sprache.
Norbert Grob, geboren 1949 in Frankfurt am Main, ist Professor für Mediendramaturgie und Filmwissenschaft in Mainz. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, Artikel und Filmkritiken unter anderem für DIE ZEIT sowie filmische Essays für das WDR-Fernsehen.
Sonntag, 10. Januar, im Anschluss an die Lesung
Sonntag, 17. Januar, 20:30 Uhr (ohne Lesung)
YOU ONLY LIVE ONCE Du lebst nur einmal
USA 1937. R: Fritz Lang
D: Sylvia Sidney, Henry Fonda. 86 Min. 35mm. OmspU
Langs zweiter US-amerikanischer Film ist in seinem düsteren, mit romantischen Tönen gepaarten Fatalismus auch einer seiner markantesten. Erzählt wird von einem ehemaligen Kleinkriminellen, der versucht, ein neues Leben zu beginnen. Ihm wird aber als Vorbestraftem von den „ehrenwerten“ Bürgern allseits Misstrauen entgegengebracht – bis man ihn schließlich sogar des Bankraubs und Mordes verdächtigt. Diese Geschichte verdichtet Lang zu einer exemplarischen Studie über einen Mann, der in das Räderwerk der gesellschaftlichen Vorurteile und Institutionen gerät.
Vor dem Film spricht Urs Spörri (Deutsches Filminstitut) mit dem Autor.