Einen bislang der Kunstwelt vorenthaltenen Bilderschatz, das unbekannte malerische Lebenswerk des bekannten Kabarettisten, Büttenredners und Autors Herbert Bonewitz, haben vier Jahre nach dessen Tod, anlässlich seines 90. Geburtstages, die Galeristen Dr. Susanne Vahl und Prof. Christian Vahl mit der Familie Bonewitz und dem Kunsthistoriker Dr. Gerhard Kölsch „gehoben“, und davon 50 Werke, einige auch zum Erwerb, in der Galerie Mainzer Kunst ab 4.November 2023 erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Herbert Bonewitz nachgelassenes Werk ist – auch stilistisch – sehr vielseitig, so Michael Bonewitz. „Selbst wir als Familie waren erstaunt, nach Vaters Tod so viele uns mitunter völlig unbekannte Bilder-Mappen mit ganz verschiedenen Stilrichtungen zu finden. Gemeinsam mit Vahls und Dr. Kölsch sei es schließlich gelungen ein wenig Struktur in das Werk zu bekommen. Wir zeigen hier vor allem eine Auswahl seiner gemalten Karikaturen.“ Herbert Bonewitz‘ Werke sind absolut hochwertig. „sie sind sehr sehr vielschichtig“, so Dr. Kölsch,“ man kann sie eben auch lustig finden, man kann sie ganz oberflächlich betrachten, und sich drüber freuen, aber wenn man dann einsteigt, die Details betrachtet, dann erschließt sich eine Geschichte, dann erschließen sich die Bezüge, dann kriegen sie auch eine sehr große inhaltliche Dichte. Das heißt: Er bedient ganz verschiedene Ebenen, und das ist faszinierend.“, so der Kunsthistoriker und Kurator.
Bonewitz‘ hier gezeigtes Œuvre erinnert stilistisch ein wenig an Gertrude Degenhardts lithographisches, politsatirisches-Werk, wobei Bonewitz seine bittersüßen Motive mit Tusche und Aquarell auf Papier bannt. Er war Perfektionist, so Kölsch: alles was so locker dahin gezeichnet erscheine, war genau durchgeplant. Bonewitz überließ nichts dem Zufall, seine Motive fand er überall: ob Fastnacht, Alltag, Zeitgeschehen oder Kirche. Sie alle kriegen ihr Fett weg, selbst Alte Meister sind vor Bonewitz nicht sicher: In „Armer Poet im Märchenland“ kombiniert er auf sagenhaft komische, heitere Weise Karl Sptizweg und Wilhelm Busch mit Geschichten aus den Märchen der Gebrüder Grimm, so Kölsch.
Vor allem zeigen auch Bonewitz‘ frühe schwarzweiße Tuschezeichnungen aus den 1970er und frühen 1980er Jahren eine unbekannte Facette des Künstlers, etwa die von seinen inneren Ängsten und Kämpfen, auch mit seiner Außenwelt. Bekanntermaßen hatte sich der Kabarettist schon früh mit Funktionären der Mainzer Fastnacht angelegt und sich dabei nicht nur Freunde gemacht. Diesen Konflikt hat er in seinem Werk „Der Ketzer, der einer blutrünstigen Meute entkommen will“ als eine Art Selbstbildnis aufgearbeitet.
Befragt, warum Herbert Bonewitz nicht schon zu Lebzeiten seine Werke öffentlich zeigte, nimmt Michael Bonewitz an, dass sein Vater zu sensibel war, um als öffentliche Person anderen zu tiefe Einblick in sein Seelenleben zu geben.
Dennoch stand Herbert Bonewitz „grundsätzlich dem Leben immer positiv gegenüber“, so Galerist Professor Christian Vahl, der langjährig mit dem Künstler befreundet war. Bonewitz versuchte stets das Gute zu sehen und er war trotz allem ein unglaublicher Optimist gewesen, immer einen Scherz vor Augen, selbst dann, wenn sein Gesicht ernst zu gucken schien“, so Vahl.
Die Ausstellung sei übrigens, „seitdem wir vor fünf Jahren die Galerie Mainzer Kunst zu ihrer Rettung übernommen haben, die erste Ausstellung mit einem Künstler, den wir persönlich kannten“, erklärte Dr. Susanne Vahl.
Wer Herbert Bonewitz vor allem aus der Fastnacht und aus dem Mainzer Unterhaus oder als Autor zahlreicher humoristischer Bücher kannte, wird in dieser Ausstellung einen ganz neuen Herbert Bonewitz kennenlernen.
Der Verkaufserlös soll zu 100 Prozent an ausgewählte kulturelle Einrichtungen gespendet werden.
Die Ausstellung „Ein Narr an der Staffelei“ endet am Samstag, 9. Dezember (Finissage 11 — 16 Uhr)
Öffnungszeiten:
Die Galerie ist samstags von 11 — 16 Uhr und nach Absprache geöffnet
Mainzer Kunst Galerie
Weihergarten 11
55116 Mainz-Altstadt
kontakt@mainzer-kunstgalerie.de
https://www.mainzer-kunstgalerie.de/