Einer der ersten Höhepunkte der Wiesbadener Biennale 2018 ereignete sich gleich mit der Eröffnungs-Aktion des spanischen Konzeptkünstlers Santiago Sierra am 23.August gegen 17.15 Uhr in der Reisinger-Anlage als dieser eine „Demarkationslinie“ quer über die Freizeitwiese errichten ließ.
Hierzu zog ein Großtraktor einen mit Baubegrenzungs-Zäunen befüllten olivgrünen Übersee-Container vom „Bahnhof“ ausgehend leicht diagonal rund 350 Meter in Richtung RheinMain-CongressCenter über den gepflegten Rasen, während die aneinander geknüpften Zaunelemente wie an einer Perlenschnur herauskamen und sich automatisch zu einem gigantischen Grenzzaun aufstellten.
Vernahm man anfangs noch Stimmen wie etwa „Was für’n Scheiß mit einem Traktor einen Container über den Rasen zu ziehen!“ veränderte das unmittelbare Erleben dieser überraschenden, simulierten „Mauerbau-Aktion“ die Stimmung abrupt. Viele Besucher waren echt emotional berührt, ja leicht erschüttert, mitzuerleben, wie sie von einer Minute auf die andere von ihren Bekannten plötzlich durch einen undurchsichtigen Grenzzaun getrennt worden waren, und das mitten auf einer der beliebtesten Freizeitwiesen in einer der reichsten und schönsten Landeshauptstädte der Bundesrepublik Deutschland. Assoziationen von der jahrelang durch Deutschland gezogenen Demarkationslinie mit Todestreifen, Wachtürmen und Schießbefehl des sozialistischen DDR-Unrechts-Regimes oder der aktuellen ungarischen Grenzzäune gegen Flüchtlingsströme lagen in der Luft und erhitzen ein wenig die Gemüter.
Angeregt haben zu dieser Aktion dürften den 52jährigen Konzeptkünstler der Grenzzaun bei Ceuta zwischen Marokko und Stadt Ceuta, die auf nordafrikanischem Festland an der Straße von Gibraltar liegt.
Die Wiesbadener Biennale 2018 enthält eine Fülle solcher Ideen und bietet ein umfangreiches, auch darstellerisches Programm, welches Sie am besten direkt beim Veranstalter einsehen über: http://www.wiesbaden-biennale.eu/
Programm Welcome to Hinterland
(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)