Ab 30. Januar 2020 zeigt das Liebieghaus SkulpturenSammlung in Frankfurt mit der Sonderausstellung „BUNTE GÖTTER – GOLDEN EDITION. Die Farben der Antike“ , dass die Antike nicht nur bunt, sondern bisweilen auch golden war. Sie lässt Besucher in die Welt der Polychromieforschung eintauchen, nachdem vor gut 15 Jahren die wissenschaftlich wiederentdeckte bunte Farbigkeit der antiken griechischen und römischen Skulptur unsere bis dahin seit der vorherrschenden Vorstellungen Statuen in reinem Marmorweiß ein wenig über den Haufen geworfen hatte.
Die Fehleinschätzung, von den marmorweißen antiken Skulpturen basierte laut Wissenschaft auf dem Un- bzw. Halbwissen der Renaissance und ihrer Vorläufer, andererseits aber auf einer Ideologie der reinen Form, die vor allem im 20. Jahrhundert bewusst platziert wurde. So wurde bis zuletzt die Beschäftigung mit der Farbigkeit der griechischen und römischen Marmorarchitektur und -skulptur in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit gemieden.
Seit kurzem gibt es gar die steile These, dass die farblose Skulptur als Sinnbild einer angemaßten Überlegenheit des „weißen Mannes“ dienen sollte – im Gegensatz zu den angeblich naiven, weil bunten Gestaltungsprinzipien der außereuropäischen Kulturen. Welchen Standpunkt man auch dazu einnimmt: Die Ausstellung Bunte Götter – Golden Edition verspricht Spannendes zu entdecken. Sie vermittelt die spektakulären Ergebnisse der aktuellen Forschung. Sie verweist aber auch auf die reichen Forschungsarbeiten zur Farbigkeit antiker Skulptur, die bereits im 18. und 19. Jahrhundert durchgeführt wurden. Seit 2003 tourt die Ausstellung durch die Welt. Sie wird kontinuierlich durch neue Forschungsergebnisse erweitert. In 30 Städten haben mittlerweile rund 3 Millionen Besucher die Ausstellung gesehen. In der Frankfurter Skulpturensammlung des Liebieghauses sind die Bunten Götter das erste Mal 2008 gezeigt worden. Seitdem hat sich der Bestand an Rekonstruktionen annähernd verdreifacht.
Die seit 1990 entstandenen Rekonstruktionen beruhen alle auf neuen Forschungsergebnissen. Auf dieser Basis wurde ihre Farbigkeit mit originalen historischen Malmaterialien hergestellt. Verwendet wurden dabei unter anderem:
– mineralische Pigmente (z. B. Ockererden, grüne Erde, Kupferkarbonate wie Azurit und Malachit, Zinnoberrot)
– Rußschwarz (Elfenbeinschwarz, Rebschwarz, Beinschwarz)
– synthetische Pigmente (Ägyptisch Blau, Ägyptisch Grün, Bleiweiß, Bleigelb)
– Bindemittel in Temperatechnik (Ei, Kasein und Öle)
Liebieghaus Skulpturensammlung
Schaumainkai 71,
60596 Frankfurt am Main