Zur Einstimmung auf die große Landesausstellung über den Kaiser, Feldherrn und Philosophen Marc Aurel, die ab Mitte Juni in Trier stattfinden wird, bietet das Landesmuseum Mainz eine hybride Vortragsreihe zu unterschiedlichen Facetten des außergewöhnlichen Kaisers an. Innenminister Michael Ebling war bei der Auftaktveranstaltung am 18.2.2025 zu Gast.© Foto Diether von Goddenthow

In Beisein von Innenminister Michael Ebling und GDKE-Generaldirektorin Dr. Heike Otto präsentierte am gestrigen Abend Dr. Marcus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier, im Mainzer Landesmuseum den Auftakt zur Vortragsreihe rund um den römischen Kaiser Marc Aurel zur Einstimmung auf die große Landesausstellung „Marc Aurel. Kaiser, Feldherr und Philosoph“ in Trier vom 15. Juni bis 23. November 2025.

Innerhalb der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz sei es „eine bewährte Tradition, dass Landesausstellungen auch von den anderen Direktionen mit einem Beiprogramm unterstützt werden. Auf dem Weg zur Ausstellungseröffnung in Trier lädt das Landesmuseum Mainz zu vier Vorträgen ein, die Marc Aurels Persönlichkeit von unterschiedlichen Seiten beleuchten wollen. Das Angebot zielt darauf ab, auch über Trier hinaus noch mehr Interesse an dem Philosophen auf dem Kaiserthron zu wecken und so auch die Vorfreude auf die Landesausstellung weiter zu steigern“, sagte Innenminister Michael Ebling.

Einblick in die Marc-Aurel-Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier

Dr. Reuter gab sowohl einen konzeptionellen als auch inhaltlichen Abriss der Marc-Aurel-Landesausstellung in Trier. Allein im Rheinischen Landesmuseum Trier würden insgesamt 1000 Quadratmeter Fläche mit 14 großen Sälen bespielt werden, im Stadtmuseum Simeonstift nochmals 600 Quadratmeter auf zwei Etagen. „Wir werden in diesen 14 Räumen Marc Aurels Leben begleiten, von seinem Urahnen bis zu seinem Tod“, sagte Reuter. Was aber hinzukäme und in dieser Ausstellung ganz wichtig sei, sei die Frage: Es ginge nicht „nur“ um den Kaiser und sein spannendes Leben und Wirken, sondern insbesondere auch um die römische Gesellschaft und das Römische Reich. „Wie haben die Menschen damals gelebt? Wie waren die Lebensbedingungen? Wie waren die sozialen Verhältnisse?“ Diese und viele andere Themen wolle man in der Ausstellung natürlich mit erzählen.

Philosophie der Antike und Marc Aurels „Selbstbetrachtungen“ im Trend

© Rheinisches landesmuseum Trier

Und wer sich mit Marc Aurel beschäftige, so der Direktor des Trier’schen Landesmuseums, komme natürlich nicht an dem Thema Philosophie vorbei. Ob der großen Bedeutung wegen, habe das Landesmuseum allein hierfür zwei eigene Räume vorgesehen. Ein Raum, Raum 3, widme sich generell der antiken Philosophie mit der Leitfrage: „Was gab es in der Antike für Vorstellungen von einem guten Leben und von dem Sinn des Lebens?“, so Reuter. Je nach Schule gab es da bekanntlich ganz unterschiedliche Vorstellungen. So biete sich hier ein guter Einstieg über die Vielfalt antiker Philosophien und wie sie auch Marc Aurel und das Denken der römischen Gesellschaft beeinflusst haben.

Der zweite Raum, der sich der Philosophie widmet, steht unter dem Leitgedanken „Selbstbetrachtungen“. Entlehnt dem gleichnamigen berühmten Werk Marc Aurels, „beschäftige sich der Raum ‚Selbstbetrachtungen‘ hier auf eine Art und Weise mit der Thematik, dass wir möglichst alle Besucherinnen und Besucher ansprechen“, versichert Reuter. Das Team sei hier sehr kreativ gewesen und habe all diese Informationen so aufbereitet, dass sich alle Besucher mit diesen Themen in der Ausstellung leicht auseinandersetzen können.

Die Ausstellung geht auch der Frage nach, weswegen – angefangen von Friedrich dem Großen über Voltaire bis Bill Clinton und bis heute – noch einflussreiche Persönlichkeiten Marc Aurel lieben und es zurzeit einen regelrechten Boom philosophischer Weisheitslehren gebe. So sei die vor circa 15 Jahren in den USA aufkommende Stoizismus-Welle, die sich auch auf Marc Aurel berufe, seit gut fünf Jahren nach Deutschland geschwappt. Wer momentan beispielsweise in der Lebensberatungs-Ecke von Buchhandlungen schaue, fände Literatur zu Marc Aurel, Seneca und Stoizismus, etwa von Wayne Holiday. Das große Interesse an dem Philosophen Marc Aurel zeige sich etwa auch an dem während der Corona-Krise im SWR entstandenen und immer noch verfügbaren Podcast „Marc Aurel und die Philosophie der Gelassenheit“, der bislang über eine halbe Million Mal angeklickt wurde, erzählt Reuter.

Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier, Dr. Marcus Reuter. © Foto Diether von Goddenthow

Ein besonderes kleines Exponaten-Highlight in diesem Raum sei unter anderem Helmut Schmidts Original Marc-Aurel-Buch mit seinen persönlichen Ankreuzungen sowie die kleine Reiterstatue auf seinem Schreibtisch, eine Kopie der berühmten Reiterstatue Marc Aurels. Die Helmut-Schmidt-Stiftung habe die Exponate zur Verfügung gestellt. Seit seiner Jugend war der Altkanzler ein großer Verehrer von Marc Aurel, erzählte Reuter. Schon als Jugendlicher habe Schmidt die „Selbstbetrachtungen“ geschenkt bekommen. Er habe sie sogar im Weltkrieg immer mit dabei gehabt.

Insbesondere bei jungen Menschen stünden die antiken philosophischen Betrachtungen wieder hoch im Kurs. Man denke nur an die Stichworte Sinnsuche, Work-Life-Balance, Gelassenheit und an Fragen wie: „Was ist wichtig im Leben? Will ich wirklich 40 Stunden in der Woche arbeiten oder sind andere Dinge wichtig?“. Und insofern seien „die Selbstbetrachtungen bis heute sehr, sehr aktuell, und wir sind gespannt“, so Reuter, „ob sich das auch bei den Besuchern niederschlagen wird. Ob das nur Römerbegeisterte sind, die kommen, oder auch Leute, die sich mehr an diesen Selbstbetrachtungen und den philosophischen Fragen auseinandersetzen.“

Weitere Leitthemen der Marc Aurel Ausstellung

Der eigentliche Start der Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum beginnt mit dem Thema „Roms Goldenes Zeitalter“ im ersten beinahe prunkvollen Raum mit „hochkarätigen Exponaten und Inszenierungen und mit sehr atmosphärischen Raumeindrücken“, schwärmt der Museumsdirektor. Diese schöne Inszenierung sei ganz großes Kino, und die gute Gestaltung absorbiere nicht die guten Exponate, sondern setze sie erst richtig in Szene. Hier werde ein Überblick über das Römische Reich zurzeit der Geburt Marc Aurels um 121 n. Chr. vermittelt. Es war eine friedliche Zeit, eine Zeit voller Wohlstand, die Zeit des Adoptivkaisers. Aber die Gesellschaft war sehr vielschichtig – allein die Unterschiede, ob jemand das Römische Bürgerrecht besaß oder nicht, oder Sklave (also rechtlich bloß eine Sache und kein Mensch) war.

Die Leitthemen der Stationen in den 12 Räumen sind in etwa folgende:
„Kindheit in Frieden“, „Die lange Zeit als Kronprinz“ (was kaum bekannt ist, dass Marc Aurel quasi der Prinz Charles der Antike war, da er 23 Jahre lang warten musste, bis er zum Kaiser gekrönt werden konnte), „Marc Aurel wird Kaiser“, „Die ‚Pest‘ geht um!“, „Neue Truppen“, „Unruhige Zeiten“, „Krieg an der Donau“, „Marc Aurel als Feldherr“, „Marc Aurel als Philosoph“ sowie „Tod und Ideal“.

Allein das Rheinische Landesmuseum Trier wird unter anderem 270 hochklassige Exponate von Leihgebern aus 14 europäischen Ländern präsentieren, darunter der Louvre, die Vatikanischen Museen und das British Museum. „In dieser Konstellation werden Sie so viele Marc-Aurel-Exponate zusammen in den nächsten 30, 40 Jahren an einer Stelle wohl nicht mehr sehen“, berichtet Reuter mit Stolz.

Teil II der Ausstellung im Stadtmuseum Simeonstift

Während das Rheinische Landesmuseum sich dem Schwerpunkt „Kaiser, Feldherr, Philosoph Marc Aurel“ und seinem Leben und seiner Epoche widmet, liegt im Stadtmuseum Simeonstift der Fokus auf der Auseinandersetzung mit der Frage „Was ist gute Herrschaft?“ Dieser Teil der Ausstellung geht aus der Rezeptionsgeschichte um Marc Aurel und seinem Ringen um das gute Regieren hervor, das sich anhand von Gemälden, Fresken und Skulpturen über Jahrhunderte hinweg verfolgen lässt und auch in der Gegenwart eine große Rolle spielt.

„Teil III“: Die Stadt Trier

Quasi ein dritter Teil der Ausstellung sei Trier selbst, Deutschlands (wohl) älteste Stadt, mit seinen zahlreichen und vielfältigen Gebäuden aus unterschiedlichen Epochen der Römischen Antike. Erst im Rahmen der Vorbereitungen der Ausstellung habe ein Gutachten das Baujahr der Porta Nigra ins Jahr 177 n. Chr. verortet, also als Marc Aurel noch Kaiser war. Das römische Stadttor sei somit das „größte Exponat“ der Ausstellung, habe die örtliche Zeitung bemerkt.

Die weiteren Vorträge im Landesmuseum Mainz bis zum Ausstellungsstart in Trier

Bis zur Ausstellungseröffnung in Trier sind im Landesmuseum Mainz drei weitere Vorträge unter der Regie von Dr. Ellen Riemer, der stellvertretenden Museumsdirektorin, zu der Dr. Birgit Heide herzlich einlud, nämlich: Am 25. März erläutert Dr. Oliver Schipp unter dem Titel „Vier Adoptionen und ein Todesfall“, wie Marc Aurel Kaiser wurde. Helmut Schmidts Verbindungen zu Marc Aurel thematisiert Dr. Meik Woyke am 29. April. Den Abschluss der Reihe bildet ein Vortrag von Dr. Stefan Priwitzer-Greiner über „Faustina die Jüngere: Kaisertochter, Kaisergattin und Kaisermutter“ am 13. Mai.

(Diether von Goddenthow /RheinMainKultur.de)

Vortragsreihe Landesmuseum Mainz

Informationen zur Landesausstellung Marc Aurel